GORILLA-TrinkWasser

In Zürich wurden letzte Woche bei einer Guerilla-Aktion haufenweise Plakate von Coca-Cola mit einer deutlichen Ansage an Jugendliche überklebt. Für Coca-Cola entspricht diese Attacke „nicht unserem Verständnis, was Fairplay angeht“ und „verstösst klar gegen den rechtmässigen Umgang mit Eigentum von Dritten“.

In der Schweiz läuft derzeit eine großangelegte Werbekampagne des Süßgetränke-Herstellers Coca-Cola. Dabei setzt das US-Unternehmen vor allem auf Stars und spricht gezielt das junge Publikum an. Schon länger kritisieren Verbraucherschutz-Organisationen und Gesundheitsinitiativen die Marketing-Strategien der großen Nahrungsmittelhersteller die gezielt Kinder und Jugendliche zum Konsum zu stark zuckerhaltigen animieren.

Besonders das Idole der Jugendlichen dafür eingesetzt werden, wird kritisiert. “Um ihre Produkte in einem aktiven Lebensumfeld zu zeigen, werden Stars als Botschafter und Meinungsbildner eingekauft. Die Kids werden allerdings nicht über die Folgen des übermässigen Konsums dieser Süssgetränke oder Lightprodukte informiert“, moniert Schtifti-Foundation-Gründer Roger Grolimund. “ Wir sind sehr darüber besorgt, dass Schüler bereits zum Frühstück Energy-Drinks trinken. Süssgetränke haben einen enormen Einfluss auf die Gesundheit und können Hyperaktivität zur Folge haben“.

Unter dem Namen “Gorilla“ hat die Schtifti Foundation ein Programm zur Gesundheitsförderung vor allem für Jugendliche ins Leben gerufen. Die Aktivisten des Team Gorilla haben am frühen Morgen am vergangen Mittwoch in Zürich viele der Werbeplakate von Coca-Cola mit Stickern überklebt. Die Botschaft auf den Stickern ist an die Jugend gerichtet. Trinkt lieber Wasser aus dem Hahn, es spart Geld und ist vor allem gesünder. Außerdem soll die Aktion auch den Süßgetränke-Hersteller sowie die Stars zum Nachdenken anregen. “Wir hinterfragen mit der Aktion das Gewissen von Coca-Cola gegenüber den Jugendlichen und die Vorbildfunktion der beteiligten Stars“, sagt Roger Grolimund.

Immerhin bekommen die Stars für ihr Engagement eine Menge Geld, doch entweder ist ihnen nicht bewusst was sie auslösen oder es ist ihnen egal. “Wenn du auf deinem Cap ein Logo von Red Bull trägst, musst du dir deiner Vorbildrolle gegenüber den Kids bewusst sein. Die Kids schauen zu dir hoch und überlegen nicht, was wirklich in dieser Dose steckt“, so Grolimund. Bei der Aktion gegen Coca-Cola sind vor allem die auf den Plakaten abgebildeten Stars wie Fussballprofi Xherdan Shaqiri, Rapper Stress, Moderatorin Alexandra Maurer und Bloggerin Zoë Pastell gemeint, die genussvoll eine Cola trinken.

Coca-Cola ist über die Guerilla-Attacke wenig amüsiert. “Die Aktion entspricht nicht unserem Verständnis, was Fairplay angeht und verstößt klar gegen den rechtmäßigen Umgang mit Eigentum von Dritten», sagt Matthias Schneider, Leiter Unternehmenskommunikation bei Coca-Cola Schweiz, gegenüber persoenlich.com. Aber ob die Anzeigen der Konzerne wie Coca-Cola “fair“ sind ist ebenfalls zu hinterfragen.

Eigentlichen wollten Coca-Cola und Co. solche Werbungen an Kinder und Jugendliche nicht mehr machen. Sie haben sich bereits 2007 zu einer Selbstkontrolle verpflichtet. Doch die freiwillige Selbstkontrolle, wo sich die Konzerne im sogenannten “EU Pledge“ für ein  verantwortungsvolles Marketing verpflichtet haben, ist nach einer gemeinsamen Studie von foodwatch, der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe in Berlin gescheitert. „ Für die Studie hat foodwatch alle an Kinder vermarkteten Produkte derjenigen Hersteller unter die Lupe genommen, die den „EU Pledge“ unterzeichnet haben – mit eindeutigem Ergebnis: Trotz der Selbstverpflichtung sind 90 Prozent von insgesamt 281 untersuchten Produkten keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gerade einmal 29 Produkte im Test dürften nach den Kriterien der WHO-Experten an Kinder vermarktet werden“, so foodwatch. Neben Coca-Cola haben unter anderem Kellogg’s, Ferrero, Danone und Nestlé diese Selbstkontrolle zugesichert.

„Die sogenannte Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie für die Kinderlebensmittelwerbung ist eine Mogelpackung und täuscht den Verbraucher. Die meisten ‚Kinderlebensmittel‘ sind keine Lebensmittel, sondern schlichtweg Süßigkeiten. Marketing für ‚Kinderlebensmittel‘ muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen“, erklärte Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK).

Also wenn die Süßartikel-Hersteller nicht fair spielen, sind Aktionen wie die von Gorilla zu begrüßen. Vor einer Klage fürchtet sich die Stiftung nicht. „Eigentlich müssten sie für solche unverantwortlichen Werbekampagnen verklagt werden“, so Grolimund. Coca-Cola will jetzt das Gespräch mit Gorilla suchen, aber auch rechtliche Schritte seien eine Option. “ Wir halten uns grundsätzlich alle Optionen offen, sind aber an einer konstruktiven Lösung interessiert“, so Schneider.

Einsicht bei Coca-Cola scheint es nicht zu geben. Zu der Kritik von Gorilla, die Jugendlichen würden zu einer ungesunden oder unausgewogenen Ernährung verleitet, sagt Schneider: “Bei allen unseren Produkten informieren wir transparent über deren Inhaltsstoffe und den Zucker- respektive Kaloriengehalt – und dies für alle gut ersichtlich auf der Vorderseite der Produkteetikette. Wenn sich jemand anstatt eines unserer Getränke für Hahnenwasser entscheidet, akzeptieren wir dies selbstverständlich“. Coca-Cola hat bei maßvollem Konsum in einer ausgewogenen Ernährung auch Platz.

Aber auch auf einem anderen Gebiet spielt Coca-Cola nicht wirklich fair. Um gegen den schlechten Ruf von Coca-Cola entgegenzuwirken, gibt das Unternehmen hunderte Millionen von Dollar aus (gekaufte Wissenschaft). Allein in den USA und Kanada fördert der Großkonzern Gesundheitsinitiativen und Forschungsprojekte im dreistelligen Millionenbereich. Damit will die Coca-Cola Company gezielt die Debatte um Übergewicht und zuckerhaltige Softdrinks zu seinen Gunsten beeinflussen.

Das Geld fließt in Sportprojekte, Gesundheitsinitiativen und in Forschungsförderung. Oftmals ist der Öffentlichkeit gar nicht bewusst, dass diese Projekte von Coca-Cola gesponsert sind. Die zunehmende Kritik über diese Art der Beeinflussung sorgte dafür, dass der Konzern seine „Gesundheitspartnerschaften“ für ganz Nordamerika im Internet offenlegte. Das Coca-Cola in Nordamerika so in Zugzwang kam, lag an der Enthüllung des Wissenschaftssponsorings in der New York Times. Daraufhin gab der Softdrink-Konzern zu in den vergangenen fünf Jahren knapp 120 Millionen Dollar für Wissenschaftskooperationen und Gesundheitspartnerschaften ausgegeben zu haben. Es blieb dem Konzern nichts anderes übrig, als die Wissenschaftler und Gesundheitsorganisationen die finanziell unterstütz werden, offen zu legen.

Das Thema Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) gerät immer mehr in den Fokus. In den USA ist mehr als jeder Dritte Fettleibig und in Europa heute schon jeder Zweite. Unter den Übergewichtigen steigt zudem die Zahl der krankhaft Fettleibigen (Adipositas). Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation erklären in ihrem Bericht zur „Europäische Ministerkonferenz der WHO zur Bekämpfung der Adipositas“, dass sich Übergewicht wie eine Epidemie in Europa ausbreite und den Wohlstand künftiger Generationen gefährde. Public Health-Experten schreiben zuckerhaltigen Getränken eine besondere Rolle in dieser Entwicklung zu.

Fettleibige Kinder und Jugendliche kämpfen oft ein Leben lang, um die in den jungen Jahren gesammelten Fettpolster wieder loszuwerden. In Europa ist schon jeder Zweite Bürger fettleibig und die Zahl der krankhaft Fettleibigen (Adipositas) nimmt zu. Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation erklären in ihrem Bericht zur „Europäische Ministerkonferenz der WHO zur Bekämpfung der Adipositas“, dass sich Übergewicht wie eine Epidemie in Europa ausbreite und den Wohlstand künftiger Generationen gefährde. Bei den Drei- bis 14-jährigen sind es immerhin schon 15 Prozent, die unter Übergewicht leiden.

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