Zanhpasta

Mit regelmäßigem Zähne putzen sollen die Zähne gesund bleiben. Aber ein Stoff in Zahnpasta gerät zunehmend in den Verdacht krebserregend zu sein. Die aktuelle Studie sollte man „ernst nehmen“. Weitere Untersuchungen laufen und bis Ende März sollen deutlichere Ergebnisse vorliegen.


Zahnpasta ist so gut wie immer weiß. Das hat unter anderem auch einen psychologischen Werbeaspekt. Mit brauner oder grauer Zahnpasta ist es dem Verbraucher schwer zu vermitteln, dass die Zähne schön weiß bleiben. Damit die Zahnpasta schön weiß ist, sorgt Titandioxid. Zudem wirkt der Stoff auch als Scheuermittel um oberflächliche Anlagerungen beim Zähneputzen besser zu entfernen. In Lebensmitteln ist Titandioxid als Lebensmittelfarbstoff E171 aufgeführt und kommt neben Zahnpasta auch in einigen Süßwaren vor. Der Stoff findet zudem in Kosmetika und Sonnencreme Anwendung.

Eine aktuelle Studie, an der auch die französische Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und Arbeitsschutz (ANSES) sowie das Luxemburgische Institut für Wissenschaft und Technologie (List) mitgewirkt haben zeigte im Tierversuch mögliche gesundheitsgefahren. Die im Fachmagazin “ Scientific Reports“ veröffentlichte Studie belegt, dass bei einer täglichen Aufnahme von Titandioxid die zu chronischen Darmentzündungen und Tumoren (Krebsvorstufen) führen kann. Bereits im Mai 2016 hat ANSES einen sogenannten CLH-Report mit einem Vorschlag für die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung von Titandioxid als “wahrscheinlich krebserzeugend  beim Menschen“ (Kategorie 1B) / „kann beim Einatmen Krebs erzeugen“ (H350i) erarbeitet.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie erstaunen, denn noch im September 2016 wurde Titandioxid von der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) in einer Neubewertung als unbedenklich eingestuft. Die EFSA sehe bei Titandioxid “keine Hinweise auf Gesundheitsbedenken für Verbraucher“. Das es unterschiedliche Einschätzungen über potenzielle Gefahren bei einem Stoff gibt, sei nicht ungewöhnlich, sagt etwa die Sprecherin des Krebsinformationsdienstes Susanne Weg-Remers. “Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, um ein mögliches Gesundheitsrisiko festzustellen“, so Remers und betont, man soll die Studie “ernst nehmen“, denn es handelt sich hier um “eine hochwertige Untersuchung“.

2013 wurde eigens eine Studie angesetzt, welche die Todesursachen von Arbeitern in einer Titandioxid verarbeitenden Fabrik erfasst hat. Ziel war es herauszufinden, ob sich die Häufigkeit von Krebserkrankungen von den Arbeitern, die den Stoff über Jahre eingeatmet haben, sich mit der Häufigkeit der Erkrankungen von der allgemein Bevölkerung unterscheidet . “Das war nicht der Fall“, so Weg-Remers. Entwarnung gab auch eine Meta-Studie aus dem Jahre 2012, bei der das Gesundheitsrisiko von Titandioxid in Sonnencremes untersucht wurde.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) sagte bereits 2010, dass sie zu Forschungsergebnissen gekommen sind, die bei Versuchstieren zu einem erhöhten Krebsrisiko führten. Aber es gebe keine ausreichende Datenlage für das Risiko beim Menschen. Sie schätzten Titandioxid als möglicherweise krebserregend ein.

Was ist also neu an dieser Studie? Bisher wurde nie das tägliche Schlucken, wie bei Lebensmitteln und Zahnpasta, untersucht. Die Wissenschaftler mixten 100 Tage Titandioxid in das Trinkwasser von Ratten. Sie verabreichten Mengen, die in etwa der täglichen verzehrten Menge beim Menschen entsprechen könnte. Es kam zu einer signifikanten Abnahme der Immunabwehr in den Därmen der Versuchstiere. Die Ratten bekamen zudem, wie die Kontrollgruppe ohne Titandioxid, Futter mit einer krebsauslösenden Chemikalie. Dieses Vorgehen ist typisch in der Krebsforschung. Die Titandioxid-Ratten entwickelten signifikant häufiger Krebsvorstufen als die Vergleichsgruppe. In einem weiteren Versuch wurde kein krebsauslösendes Mittel verabreicht. Hier bildeten sich bei 40 Prozent der zuvor gesunden Tiere spontan Krebsvorstufen.

Die Wissenschaftler sehen bei dem Lebensmittelzusatz E171 unabhängig von anderen Faktoren ein potenzielles Gesundheitsrisiko. “Das zeigt, dass ein Gefährdungspotenzial bestehen könnte“, erklärt Weg-Remers, sagt aber auch: “Tierstudien lassen sich nie eins zu eins auf den Menschen übertragen. Zudem war die Stichprobe sehr klein. Es ist dringend weitere Forschung nötig“. Das siegt die französische Regierung genauso und ordnete weitere Untersuchungen bei der ANSES an. Voraussichtlich wird es bis Ende März erste konkretere Einschätzungen geben.

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