Die Wasserversorger stehen wegen der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung unter Druck. Wenn das Rhein-Main Gebiet nicht schnell handelt, kann schon in 10 Jahren das Trinkwasser knapp werden. Es wurde jetzt sogar eine Aktualisierung der Studie von 2013 durchgeführt, welche die Situation noch verschärft.

Schon in der Studie von 2013 warnte die Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main (WRM) vor einem Versorgungsengpass mit Trinkwasser in den kommenden Jahren. Wie sich jetzt herausstellt, schreitet die Entwicklung eines möglichen Engpasses für Trinkwasser im Rhein-Gebiet schneller voran als gedacht. Daher wurde die Studie jetzt mit den neuesten Daten aktualisiert, da die Entwicklung des Bevölkerungszuwachses die bisherigen Annahmen deutlich überschreitet.

Genau wie der Ballungsraum Hamburg (WTO berichtete) bekommt auch das Rhein-Main Gebiet in den nächsten Jahren ernsthafte Probleme die Trinkwasserversorgung sicher zu stellen. Schuld daran sind die demografischen Entwicklungen. Die Bevölkerungszahl in den deutschen Metropolen wächst viel schneller als angenommen. Wiesbaden wird sich nicht selbst versorgen können und ist zukünftig auf Zulieferungen angewiesen. Das geht aus der Veröffentlichung der Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region hervor.

„Wir müssen jetzt entschlossen handeln, um auch zukünftig die Metropolregion zuverlässig mit Trinkwasser versorgen zu können“, sagt Geschäftsführerin der Hessenwasser und neue Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main (WRM), Elisabeth Jreisat. Seit 2000 ist Wiesbaden von 268.000 auf 289.000 Einwohner angewachsen (30.September 2016). Das Rhein-Main Gebiet ist ein beliebtes Gebiet. Bei sieben der neun Versorgungsgebiete gibt es hohe Zuwachsraten der Bevölkerung, womit der Wasserbedarf ebenfalls deutlich steigt. Deutschland gehört zu den führenden Nationen was die Nachhaltigkeit von Wasser angeht, weshalb Wasserspar-Maßnahmen weitestgehend ausgeschöpft sind. Bei Haushalten und Kleingewerbe ist der Wasserverbrauch um 17 Prozent gegenüber 1991 zurückgegangen. Industrie und Großgewerbe verzeichnen einen Rückgang des Verbrauchs von 49 Prozent gegenüber 1978.

Laut Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main werden 2030 für den gesamten Ballungsraum 33 Millionen Kubikmeter mehr Trinkwasser benötigt als 2014. Für die Region Wiesbaden (die Landeshauptstadt Wiesbaden, der Rheingau-Taunus-Kreis und der Westteil des Main-Taunus-Kreises) lag der Verbrauch im Jahr 2014 bei 30,7 Millionen Kubikmeter. Gedeckt wurde der Bedarf mit 19,2 Millionen Kubikmetern über die lokale Wassergewinnung Schierstein und Taunusstollen sowie 11,5 Millionen Kubikmeter durch Zulieferung aus dem Hessischen Ried. Die Zulieferungen aus Ried machen bezogen auf das Wasseraufkommen etwa 35 Prozent aus.

Doch nicht nur Wiesbaden ist schon jetzt auf Zulieferungen angewiesen. Die örtlichen Gewinnungsanlagen reichen wegen der hydrogeologischen Situation im Taunus für die Versorgung der einzelnen Kommunen aus, geht aus der Situationsanalyse hervor. Lediglich die drei Gemeinden Aarbergen, Kiedrich und Niedernhausen sind Selbstversorger in Sachen Trinkwasser. Alle anderen werden sind abhängig von den Zulieferungen durch den WBV Rheingau-Taunus aus dem Verbundsystem der Hessenwasser.

„In landwirtschaftlich genutzten Bereichen ist es zu Belastungen des Grundwassers mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln gekommen. Auch Altlasten und Grundwasserschadensfälle haben in Einzelfällen Belastungen verursacht, die zu aufwändigen Sanierungen oder auch Stilllegungen von Wasserwerken geführt haben. Im Zusammenhang mit dem Bau der ICE-Strecke Köln-Frankfurt wurden Wasserwerke in östlichen Vororten von Wiesbaden aufgegeben. Zuletzt wurden in Wiesbaden aus überwiegend qualitativen Gründen noch kleinere Wasserwerke stillgelegt“, ist aus dem Bericht zu lesen. Zudem sind viele örtliche Gewinnungsanlagen (Quellen) trockenheitsgefährdet.

Um die Wasserversorgung sicherzustellen ist ein hoher Investitionsbedarf nötig und damit auch die bereits 2013 anvisierten Maßnahmen weiter umzusetzen. „Die aktuelle Situationsanalyse belegt, dass die Wasserversorgung in der Region in den nächsten 10 bis 15 Jahren einen erheblichen Investitionsbedarf für den Erhalt und die Ertüchtigung der Leitungs- und Anlageninfrastruktur hat“, so Jreisat. Das bedeutet natürlich auch steigende Wasserpreise. In dem Strategiepapier „Ballungsraum Rhein-Main 2015-2045“ des Umweltministeriums wird dies klar formuliert: „Die Beteiliogten sind sich einig, dass die Kosten der Wasserversorgung für den Ballungsraum Rhein-Main nach dem Kostendeckungsprinzip und effizienter Mittelverwendung, soweit sie nicht von Zuschüssen gedeckt sind, im Wasserpreis bzw. Gebühr/Beitrag abgebildet werden.“

Das könnte sogar ein wenig zum Wassersparen anregen. Den Wasserpreisen wird zum Teil eine regulierende Wirkung auf den Wasserbedarf zugesprochen. Andererseits ist die Forderung nach sozial verträglichen Wasserpreisen Bestandteil der Agenda 21 und der UN-Millennium-Goals. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert andererseits kostendeckende Wasserpreise.

 

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