US-Soldat-Gasmaske-Funkgerät

Bereits im Juni sorgte die Anthrax-Panne des US-Militärs beim Versand des Kampfmittels für Aufsehen. Jetzt stellte sich heraus, dass die US-Armee auch im rheinland-pfälzischen Landstuhl mit dem Bio-Kampfstoff Anthrax gearbeitet hat. Das fatale daran: Die US-Armee hat nicht mit inaktiven Sporen sondern mit aktiven Sporen gearbeitet.

Erst vor kurzem hat das Verteidigungsministerium das Ausmaß über den Pannen-Versand des Milzbranderregers mitgeteilt. Proben mit aktiven Milzbrand-Sporen gingen an 24 Labors in elf Bundesstaaten sowie nach Südkorea und Australien. In der Regel werden Anthrax-Sporen vor dem Versand abgetötet und somit unschädlich gemacht. Das Anthrax stammte aus dem Militärstützpunkt Dugway Proving Ground in Utah. Auf dem während des zweiten Weltkrieges errichteten Stützpunktes werden seit 1942 biologische und chemische Waffen erprobt. Und wieder sorgt eine Panne für Kritik über den laxen Umgang amerikanischer Behörden mit dem Kampfmittel Anthrax. Wie die US-Seuchenbehörde CDC bestätigte, waren einige der Proben tatsächlich noch aktiv. Wie es dazu kommen konnte, wird derzeit ermittelt.

Auch einer der Empfänger, das private Labor BBI Detection in Wisconsin bestätigte, dass sie lebende Anthrax-Erreger erhalten habe. Jedoch sei keiner der Mitarbeiter erkrankt oder in Gefahr, wie eine Sprecherin der Muttergesellschaft Alere betonte. Für die Öffentlichkeit bestand nach offiziellen Angaben ebenfalls kein Risiko. Laut CDC wurden jedoch vier Mitarbeitern von Laboren in Wisconsin, Delaware und Texas empfohlen, sich vorsorglich Antibiotika zu beschaffen. In Südkorea wurden mehr als 20 Personen der Luftwaffenbasis Osan gegen Anthrax behandelt. Der Grund für den Versand nach Südkorea wurde mit Übungszwecken begründet.

Wie es zu so einer Panne kommen konnte, ist selbst für Experten unklar. „Dies ist ein Unfall, der niemals hätte geschehen dürfen“, sagte Barry Blechman vom Stimson Center in Washington, einer unabhängigen Sicherheitsforschungsgruppe. Eigentlich darf es zu so Nachlässigkeiten nicht kommen, da in jedem Fall mehrfach geprüft werden müsse, ob die Sporen abgetötet sind. Anscheinend wird dies in den USA des öfteren versäumt. Im letzten Jahr musste die US-Seuchenbehörde CDC zwei Labore von staatlichen Einrichtungen wegen unsachgemäßen Umgang mit Anthrax schließen. Immer wieder werden Behörden wegen ihres schlampigen Umgangs mit gefährlichen Substanzen kritisiert.

Der nächste Skandal ließ nicht lange auf sich warten, wie aus dem E-Mail-Verkehr zwischen der deutschen Botschaft in Washington und US-Militärs vom 24. Juni hervorgeht. Das US-Militär hat auch im rheinland-pfälzischen Landstuhl wahrscheinlich mit aktiven Milzbranderregern gearbeitet. Die Amerikaner schreiben in der E-Mail, das es beim Abtöten der Anthrax-Erreger zuvor zu „Unregelmäßigkeiten“ gekommen sei und „möglicherweise könnten einige Sporen noch aktiv sein“. Die Sporen sind 2007, 2009 und 2010 an das Labor der US-Armee in Landstuhl geliefert worden. Anthrax kann Jahrzehnte aktiv bleiben.

Das die USA Anthrax rund um die Welt versendet und Tests durchführt, wird begründet, dass beispielsweise geeignete Abwehrmaßnahmen gegen Terrorangriffe erforscht werden. Im Fall Landstuhl seien sie im Rahmen „mehrerer Nato-Übungen als Proben zur Identifizierung“ von biologischen, chemischen und nuklearen Kampfstoffen verwendet worden. Für die Bundeswehr bestand laut Verteidigungsministerium nie Gefahr, da Bundeswehr-Labore nicht beliefert wurden. „Bundeswehr-Mitarbeiter sind nach jetzigem Sachstand nicht gefährdet worden“, erklärte ein Ministeriumssprecher.

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