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Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung vor MMS warnt

Im FocusWie das Bundesinstitut für Risikobewertung vor MMS warnt

Satirischer, aber durchaus ernstzunehmender Kommentar zur „Stellungnahme Nr. 025/2012 des BfR vom 2. Juli 2012“

von Dipl.-Ing. Hans-Peter Bartos, Lebensmitteltechniker

„BfR rät von der Einnahme des Produkts ‚Miracle Mineral Supplement‘ (‚MMS‘) ab“

„‘Miracle Mineral Supplement‘ (‚MMS‘) wird als Lösung in zwei kleinen Flaschen im Internet zum Verkauf angeboten.“

Im Internet werden viele nützliche und auch viele nutzlose Sachen angeboten (u. a. „Stellungnahmen“ des BfR). Dieser Satz lässt also keinerlei Bewertung zu.

„Nach Meldungen aus dem Ausland kann dieses Produkt die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern beeinträchtigen. Berichtet wurde von gastrointestinalen Störungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, teilweise mit Blutdruckstörungen und erheblichen Flüssigkeitsverlusten.“

„Nach Meldungen aus dem Ausland …“  oder „Berichtet wurde …“ – das sind mal – ironisch ausgedrückt – sehr wertvolle, präzise und glaubhafte Originalquellen.

 „Direkter Kontakt der unverdünnten oder falsch gemischten gebrauchsfertigen Lösung kann zu Haut- und Schleimhautreizungen bis hin zu Verätzungen führen.“

Auf die Idee, ClO2 unverdünnt einzunehmen, muss man erst einmal kommen. Nach solchen Kriterien müsste auch vor der Verwendung von Essig gewarnt werden – oder vor dem Verzehr von Getreide, wenn man z. B. versucht, es als trockene, ungemahlene Körner zu verzehren – oder vor Kaffeepulver, das nicht mit Wasser aufgebrüht wurde. Frisch gebrühter Kaffee, Tee oder heiße Suppe kann zu schweren inneren und äußeren Verbrennungen führen. Sogar Wasser – verdünnt oder unverdünnt – kann gefährlich sein, wenn man zu viel davon trinkt oder wenn man nicht schwimmen kann.

„Inzwischen sind auch in Deutschland Einzelfälle von unerwünschten Wirkungen nach dem Verzehr von ‚MMS‘ bekannt geworden.“

Es sind auch eine Menge (nicht nur Einzel-)Fälle von unerwünschten Wirkungen bei allen möglichen Nahrungsmittteln und Medikamenten bekannt geworden, von der Verwendung von Psychopharmaka, Sedativa, Narkotika, Chemotherapeutika, Antibiotika u. v. m. ganz zu schweigen, die sogar bei „sachgerechter“ Anwendung zu schweren unerwünschten Wirkungen führen können.

„Ein Teil der Angebote enthält den Hinweis, dass dieses Mittel zur Desinfektion von Wasser dienen kann.“

Das ist eine Binsenweisheit, denn zu diesem Zweck wird es seit langem unbeanstandet eingesetzt.

„Auf einigen Webseiten weisen Befürworter der Verwendung von ‚MMS‘ auf die Möglichkeit einer oralen Einnahme des Produkts hin.“

Tolle Erkenntnis: Dazu braucht man nur den Mund aufmachen, die Flüssigkeit reinschütten und herunterschlucken.

„Das BfR rät von der Einnahme und der Verwendung von ‚Miracle Mineral Supplement‘ (‚MMS‘) dringend ab.“

Dann schauen wir mal, wie stichhaltig die Begründung ist:

„Bei ‚Miracle Mineral Supplement‘ (‚MMS‘) handelt es sich nach Herstellerangaben um eine in kleinen Flaschen angebotene Lösung mit der chemischen Verbindung Natriumchlorit, oft in Kombination mit einer zweiten Flasche, welche eine verdünnte Säure enthält und als sogenannter ‚Aktivator‘ bezeichnet wird.“

So weit – so gut …

„Die genauen im Gesamtprodukt eingesetzten Stoffe und Stoffmengen sind dem BfR nicht bekannt.“

Dieser Satz sagt allerdings einiges über die Kompetenz des „Bundesinstitutes für Risikobewertung“ aus!

„Bei Natriumchlorit (Summenformel: NaClO2) handelt es sich chemisch um das Natriumsalz der Chlorigen Säure. Natriumchlorit (mit „t“) stellt ein starkes Oxidationsmittel dar und sollte nicht mit Kochsalz (Natriumchlorid, Summenformel: NaCl) verwechselt werden.“

Das BfR hat also immerhin schon mitbekommen, dass es sich nicht um Kochsalz handelt.  

„Wenn Natriumchlorit mit einer Säure versetzt wird – das heißt wenn beide Lösungen miteinander vermischt werden – entsteht Chlordioxid (ClO2), eine hochreaktive chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff. Chlordioxid weist stark oxidative Wirkungen auf und wirkt auf Haut und Schleimhaut je nach Konzentration reizend bis ätzend. Industriell wird dieser Stoff als Mittel zur Desinfektion sowie zum Bleichen, z. B. von Zellstoff und Textilien, verwendet.“

Das sollte zum Allgemeinwissen gehören, zumal es vielerorts dem Leitungswasser von den Wasserwerken als Desinfektionsmittel zugesetzt wird.

„Nach Mitteilungen auf diversen Internetseiten soll das Produkt ‚MMS‘ angeblich gesundheitsfördernde Wirkungen aufweisen. Befürworter der Verwendung von ‚MMS‘ weisen auf die Möglichkeit einer oralen Einnahme des Produkts hin.“

Soweit korrekt, doch hatten wir das nicht schon mal? Eine Begründung, von einem Gebrauch abzuraten, ist hier jedoch nicht zu erkennen.

„Jedoch handelt es sich bei Natriumchlorit und dem daraus nach Ansäuerung entstehenden Chlordioxid keinesfalls um sichere Lebensmittel.“

Es als Lebensmittel zu betrachten, klingt in der Tat ein wenig absurd, denn kein Mensch würde es verzehren, um seinen Hunger oder Durst damit zu stillen. Ich würde es eher als Arzneimittel betrachten, auch wenn sich das Establishment vehement dagegen wehrt, es als solches zuzulassen.  

„Zudem erscheint eine Irreführung von Verbraucherinnen und Verbrauchern möglich, …“

Dem BfR „erscheint“ es also so. Naja, nichts Genaues weiß man eben nicht …

„… da es sich bei der Verwendung von ‚MMS‘ – anders als die Bezeichnung nahelegt – nicht um eine sinnvolle Supplementierung oder Ergänzung der Ernährung mit Mineralstoffen handelt.“

Die Bezeichnung finde ich auch nicht so ganz treffend. Die hat sich allerdings inzwischen eingebürgert und „erscheint“ mir nicht als ausreichender Grund, von dessen sachgemäßer Verwendung abzuraten. Als Nahrungsergänzungsmittel wurde es ohnehin eine Zeitlang nur deshalb bezeichnet, weil es nicht als Medikament beworben werden durfte. Dass man damit Mineralstoffe substituieren kann, hat übrigens noch nie jemand ernsthaft behauptet.

„Bereits in mehreren europäischen Ländern sowie in Kanada und den USA haben Gesundheitsbehörden über gesundheitliche Risiken von ‚Miracle Mineral Supplement‘ berichtet und von der Anwendung des Produkts abgeraten.“

Soso, „die anderen“ wissen also schon mehr als das hochseriöse „Bundesinstitut für Risikobewertung“! Warum untersucht man die Wirkung denn nicht einmal selbst, anstatt von etwas abzuraten, wovon man nichts versteht oder nicht verstehen will?

„Danach wurden nach oraler Aufnahme von ‚MMS‘ gastrointestinale Störungen unterschiedlichen Schweregrades mit Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall beobachtet, teilweise mit Blutdruckstörungen und erheblichen Flüssigkeitsverlusten.“

Selbstverstandlich kann das passieren, besonders wenn man falsch dosiert. Eine Aussage über eine Schädigung des Organismus erlaubt dieser Satz jedoch nicht. Allerdings müsste nach diesen Kriterien von der Verwendung fast sämtlicher zugelassenen allopathischen Medikamente wesentlich dringender abgeraten werden, wie man deren Beipackzetteln entnehmen kann.

„Inzwischen sind auch in Deutschland Fälle von unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen nach dem Verzehr und der intravenösen Gabe von ‚MMS‘ bekannt geworden. Neben Übelkeit, Erbrechen und Veränderungen im Allgemeinzustand wurden auch schwerwiegende Symptome bei medizinischer Anwendung bekannt.“

Wo sind die konkreten Berichte, Studien und Statistiken über das, was „bekannt geworden“ sein soll? Wo die Ursachen, die zu solchen „unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen“ geführt haben könnten (z. B. falsche Dosierung)? Wodurch ist zu belegen, dass es sich bei den aufgetretenen Beschwerden nicht um ungefährliche Begleiterscheinungen handelt?

Zudem kann aus dem Satz indirekt geschlussfolgert werden, dass es nicht einmal aufgrund von ClO2-Injektionen Todesfälle gab.

„Besonders Kinder können durch Verätzungsrisiken gefährdet werden.“

Stimmt, besonders wenn man die Substanzen in Behältnissen aufbewahrt, wo sie mit Apfelsaft verwechselt werden könnten. Deshalb soll man z. B. auch Geschirrspülmittel nicht in Getränkeflaschen aufbewahren.

„Das BfR rät dringend von dem Verzehr und der Verwendung des Produkts  ‚Miracle Mineral Supplement‘ (‚MMS‘) ab.“

Das BfR wiederholt sich, eine nachvollziehbare Begründung bleibt es jedoch schuldig.

Fassen wir also zusammen:

Das BfR rät von der Verwendung von „MMS“ ab, weil die Gefahr besteht, dass man es falsch dosieren oder in Limonadenflaschen aufbewahren könnte, weil es im Internet angeboten wird und weil eine „Irreführung von Verbrauchern“ möglich „erscheint“.

Angesichts eines derartigen Schriftstückes „erscheint“ eine Irreführung von Verbrauchern durch das Bundesinstitut für Risikobewertung mehr als nur „möglich“, so dass dringend davon abzuraten ist, derartige „Stellungnahmen“ ernstzunehmen!

Originaltext der BfR-Stellungnahme:

http://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr-raet-von-der-einnahme-des-produkts-miracle-mineral-supplement-mms-ab.pdf

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