Aktuell machen überraschende Forschungsergebnisse auf sich aufmerksam. Gleich mehrere Studien sagen, dass Wasser mit Kohlensäure die Fettleibigkeit fördert. Dabei gilt doch eigentlich die weit verbreitete Annahme Wasser trinken verbessere den Stoffwechsel, sei gesund und beuge Übergewicht vor. Ist das beliebte Mineralwasser oder Flaschenwasser mit Sprudel also ungesund?
Forscher der Universität von Kopenhagen um Professor Astrup sind bereits 2012 zu dem Ergebnis gekommen, dass Kohlensäure den Appetit anregt und ein andauernder Konsum zur Gewichtszunahme führt. Im Hypothalamus, einem Teil des Gehirns, gibt es spezielle Nervenzellen, sogenannte Orexin-Neuronen. Diese regulieren den Appetit, den Energiemetabolismus, die Wachheit (Müdigkeit), das Essverhalten und die Libido. Die Forscher fanden in Versuchen heraus, dass Kohlensäure die Ausschüttung des Orexin-Hormons beeinflusst und zwar die Wachsamkeit steigert, aber auch den Appetit.
Auch eine Langzeitstudie aus den USA belegt, dass erhöhte Kohlensäuregehalte im Wasser und gar CO2 in der Luft zu Gewichtszunahme führen können. Die Studie konzentrierte sich von 1986 bis 2010 nur auf die Auswirkungen von CO2 in der Luft. Zwar wird CO2 unter Druck in Behältern oft als Kohlensäure bezeichnet, wie für Sprudelgeräte, mit denen Kohlensäure daheim in Wasser und Schorlen selbst zu machen sind, doch erst bei der Reaktion mit Wasser wird aus CO2 die Kohlensäure (H2CO3). Nach 2010 befassten sich die amerikanischen Forscher auch mit dem CO2-Gehalt bzw. der Kohlensäure in Mineralwasser.
Eine Forschungsgruppe der Universität Birzeit in Ramallah ist in ihrem Versuch derselben Frage nachgegangen. Führt der Konsum von Kohlensäure zu einer Gewichtszunahme? Auch sie kamen in ihrer Versuchsreihe zu den gleichen Schlussfolgerungen. Das Neuropeptid Orexin wird beeinflusst und die Kohlensäure scheint das Hungerhormon Ghrelin zu stimulieren. Ghrelin wird in der Bauchspeicheldrüse und in der Magenschleimhaut produziert und regelt das menschliche Essverhalten.
Täglicher Konsum von Wasser mit Kohlensäure kann über einen längeren Zeitraum zu einer Gewichtszunahme führen, obwohl das Wasser praktisch keine Kalorien hat. Bei täglichem Konsum von zuckerhaltigen Süßgetränken mit Kohlesäure erübrigt sich die Frage nach einer potenziellen Gefahr von Fettleibigkeit.
Die Wissenschaftler aus Ramallah wollten die Hypothesen der Amerikaner und Dänen weiter verfolgen. Zunächst wurde an Laborratten geforscht, bei denen eine Gruppe Wasser mit Kohlensäure und eine stilles Wasser über einen längeren Zeitraum verabreicht wurden. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die mit kohlensäurehaltigem Wasser ernährten Tiere wiesen erhöhte Werte des Hungerhormons Ghrelin auf und hatten mehr Fett gespeichert, waren also dicker als die Gruppe der Ratten, die stilles Wasser verbreicht bekamen.
Anschließend wurde das Experiment mit 20 menschlichen Probanden durchgeführt und auch hier zeigten sich dieselben Effekte. Es gab eine deutlich schnellere Zunahme des Gewichtes bei den Sprudeltrinkern. Die Kohlensäure im Wasser scheint laut den bisherigen Studien demnach zweifach eine Gewichtszunahme zu begünstigen. Einmal durch das Hormon Orexin im Gehirn, welches den Appetit anregt und einmal durch das Hormon Ghrelin, welches ebenfalls für Appetit und Hunger verantwortlich ist. Je mehr von den Hormonen ausgeschüttet wird, desto größer der Hunger.
Bei den Forschungen zum Trinkverhalten von Wasser sind noch viele Fragen offen. Derzeit laufen Studien welche Rolle Wasser für die optimale Wirkung des Hormons Insulin hat und wie das Trinkverhalten sich darauf auswirkt. Hier wird sich zeigen, ob ein falsches Trinkverhalten von Wasser eventuell sogar Diabetes fördert bzw. ein richtiges Trinkverhalten Diabetes entgegen wirkt.