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Wasser aus Plastikflaschen bleiben ein Gesundheitsrisiko

NewsWasser aus Plastikflaschen bleiben ein Gesundheitsrisiko

Trinken Sie immer noch Mineral- oder Tafelwasser aus Plastikflaschen? Sie sollten sofort damit aufhören! Nachdem Bisphenol A (BPA) vor einigen Jahren heftig in der Kritik stand gesundheitsschädlich zu sein, reagierte die Industrie. Der Weichmacher Bisphenol A wird deutlich weniger eingesetzt und einige Hersteller werben sogar auf ihren Plastikflaschen mit “BPA-frei“. Das ist nicht mehr als ein Marketing-Trick, denn die Ersatzweichmacher sind potenziell gesundheitsschädlicher als BPA. Ganz zu schweigen von der potenziellen Gefahr der 24.520 verschiedene Chemikalien, die in einer Studie der Goethe Universität in Mineralwasser gefunden wurden.

Bisphenol A wird in Plastik-Mineralwasserflaschen kaum noch verendet. Zu sehr waren die Verbraucher über mögliche Gesundheitsfolgen verunsichert. Mittlerweile prangt sogar „BPA-frei“ auf manchen Plastikflaschen, um den Käufern die Angst von dem wohl am besten untersuchten Weichmacher der Welt zu nehmen.

Leider bedeutet „BPA-frei“ nicht gleich frei von Weichmachern oder anderen Chemikalien. Viele Hersteller wichen zum Beispiel auf das chemisch verwandte Fluoren-9-Bisphenol (BHPF) aus. Eine chinesische und japanische Wissenschaftler haben sich in einer Studie dem BHPF angenommen und die Ergebnisse zeigen, dass auch dieser Weichmacher problematisch ist. Die Wissenschaftler der Universitäten Peking, Shenzhen, Gifu und Suzuka haben ihre Studie im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.

Im Tierversuch wurde Mäusen alle drei Tage BHPF verabreicht. Erstaunlicher Weise wirkt es gegenteilig von Bisphenol A, denn bei den weiblichen Tieren verminderte es die Effekte des Östrogens, welches für die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane und die Fortpflanzung benötigt wird. Die mit BHPF belasteten weiblichen Mäuse hatten im Schnitt kleinere Gebärmütter und weniger Nachkommen pro Wurf. Zudem hatten die Jungen ein geringeres Geburtsgewicht.

Aus den Ergebnissen zeigt sich, dass BHPF sich negativ auf die Fortpflanzung auswirkt. Allerdings ist es immer schwer von einem Tierversuch auf die Auswirkungen beim Menschen zu schlussfolgern. Allerdings raten die Wissenschaftler, „dass Ersatzstoffe für Bisphenol A auf Anti-Östrogen-Effekte getestet werden sollten“.

Daher gingen die Wissenschaftler in anderen Versuchen der Frage nach, ob sich das BHPF aus Plastikflaschen löst und der Mensch BHPF überhaupt aufnimmt. Sie nahmen BPA freie Plastikflaschen aus unterschiedlichen Ländern und füllten es mit 60 Grad warmen Wassers. Nachdem es abgekühlt war, gaben sie es Mäusen zum Trinken. Die Gehalte von BHPF im Blut der Mäuse waren deutlich höher als bei der Kontrollgruppe. Zumindest bei warmen Wasser löst sich BHPF aus den Plastikflaschen.

Im nächsten Versuch testen die Wissenschaftler das Blut von rund 100 Studenten, die regelmäßig Wasser aus Plastikflaschen konsumieren. Bei sieben wurde BHPF im Blut nachgewiesen. Allerdings wussten die Wissenschaftler nicht welche Plastikflaschen die Studenten nutzten und ob diese BHPF enthielten. Darum ist zu diesem Zeitpunkt nur schwer zu belegn, wie stark und unter welchen Bedingungen sich BHPF aus Plastikflaschen löst und wie sich die Aufnahme auf den Menschen auswirkt.

„Es ist nicht gesagt, dass die in dieser Studie gezeigte anti-östrogene Wirkung von BHPF schwerer wiegt als die vielfach nachgewiesene östrogene Wirkung von BPA“, sagt Thomas-Benjamin Seiler, Leiter der Arbeitsgruppe Effekt-bezogene Ökotoxikologie an der TU Aachen. „Bezogen auf die Wirkung in der Umwelt ist derzeit sehr viel mehr zu BPA bekannt, und die negativen Einflüsse auf Lebensgemeinschaften sind recht klar ersichtlich. BHPF wurde auch in dieser Hinsicht noch zu wenig untersucht.“

Eine weitere Alternative von Bisphenol A ist Bisphenol S, welches laut einer Studie der University of California ebenfalls endokrindisruptive, also hormonähnliche, Eigenschaften aufweist.

BPS wirkt ebenso schädlich wie BPA, denn es führte im Tierversuch bei der embryonalen Entwicklung zu schweren Komplikationen. In einigen Fällen führte dies sogar zum Tod. Nach Angaben der Forscher ist BPS in geringen Dosen schädlicher als BPA. Bisher konnte also noch keine Alternative zu BPA als Weichmacher in Plastikflaschen gefunden werden, die als bedenkenlos gilt. . „Man verwendet diese Chemikalie an Stelle von BPA – und das ohne ausreichende toxikologische Daten. Das ist ein Problem“, sagt der Umwelttoxikologe Kyungho Choi von der Seoul National University.

Jörg Oehlmann, Leiter des Institutes für Ökologie, Evolution und Diversität an der Goethe Universität in Frankfurt am Main und sein Kollege Martin Wagner haben einmal 18 verschiedene Mineralwasser-Marken untersucht. Sie entdeckten 24.520 verschiedene Chemikalien in den Wässern. Besonders im Fokus waren sogenannte „Endokrine Disruptoren“ (EDCs), die das Wachstum und die Fortpflanzung negativ beeinflussen können. EDCs, Di (2-ethylhexyl) Fumarat oder DEHF, sind freie Basen, die die Augen reizen können und bei Augen, Schleimhäuten und Haut als Kontaktallergen wirken. Zudem wirken sie vielfältig auf das Hormonsystem ein. Sie können bösartige Tumore erzeugen sowie Stoffwechselstörungen, Entwicklungsstörungen, Geburtsdefekte oder Herzkranzgefäßerkrankungen verursachen. Auch Diabetes Typ I und II wird begünstigt.

„Ich hab gedacht, Mineralwasser ist H2O plus Mineralien, wie man das als Unvorbelasteter denkt. Als wir dann östrogene Aktivität gefunden haben, sagten wir: Mensch, da müssen wir natürlich weiter forschen“, so der Autor der Studie Dr. Martin Wagner. Bei den 18 Mineralwassersorten wurden fortgeschrittene Kombinationen von Biotests und hochauflösender Massenspektrometrie angewandt. Sie konnten zudem nachweisen, dass die in den Proben enthaltenen vorhandenen Östrogene tatsächlich wie aktive Hormone wirken. 

Der Toxikologe Martin Wagner  an der Goethe Universität Frankfurt untersucht seit Jahren Mineralwässer auf toxische Rückstände.In einem Interview mit dem Spiegel zeigt er sich besorgt, denn es gäbe noch viele unbeantwortete Fragen. „Wenn man nach den üblichen Verdächtigen sucht – Weichmachern, Phthalaten, Bisphenol A – findet man diese im Mineralwasser, allerdings nur in geringsten Mengen. Diese Chemikalien erklären also nicht die hormonelle Aktivität, die wir und andere gefunden haben. Wir haben es also mit unbekannten Substanzen zu tun“, so Wagner im Spiegel-Interview. „Generell ist das Auslaugen von Chemikalien zeitabhängig – je länger eine Flüssigkeit in der Kunststoffverpackung ist, desto mehr geht ins Lebensmittel über. Außerdem steigt diese Menge auch mit der Temperatur. Wer einmal bei Hitze eine Plastikwasserflasche im Auto hat liegen lassen und danach daraus getrunken hat, weiß: Dieses Wasser schmeckt chemisch. Hervorgerufen wird dieser Geschmack durch Acetaldehyde, die aus dem Kunststoff freigesetzt werden. Acetaldehyd gilt in den vorliegenden Konzentrationen als ungefährlich. Es ist aber ein Beispiel dafür, dass Kunststoffe in nennenswerten Mengen Chemikalien freisetzen – die Menge ist so groß, dass man sie sogar schmecken kann.“

BPA frei oder nicht, Mineralwasser aus Plastikflaschen kann nicht als garantiert unbedenklich eingestuft werden. Nur mit einem konsequenten Verzicht kann ein potenzielles Risiko für die Gesundheit ausgeschlossen werden. Verzichten Sie auf Plastikflaschen, Ihnen und ihren Liebsten zuliebe sowie zuliebe der Umwelt. Auf die Frage vom Spiegel welches Leitungswasser Dr. Wagner bevorzugt, sagte er: „Das Leitungswasser, das wir untersucht haben, war nicht mit Umwelthormonen belastet. Warum nicht einfach das am strengsten kontrollierte Wasser in Deutschland trinken, nämlich das, was aus dem Hahn kommt? Das ist 1000- bis 5000-mal günstiger, muss nicht verpackt, mit hohem Energieaufwand abgefüllt und transportiert werden und verursacht keinen Plastikmüll. Für mich ist die Wahl da offensichtlich […]Was viele nicht wissen: Mineralwasser darf nicht aufbereitet werden, Leitungswasser hingegen wird aufwendig kontrolliert und gereinigt. Insofern hat unser Leitungswasser eine sehr hohe Qualität, die durch gesetzlich verbindliche Schadstoffgrenzwerte gesichert wird, die für Mineralwasser nicht existieren.“

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