Drei Wasserfiltersysteme von vier Herstellern wurden getestet. Das Ergebnis des unabhängigen, akkreditierten Labors zeigt, dass die Wasserfilter mehr schaden als sie nutzen. Das gefilterte Wasser wies mehr Keime auf als das ursprüngliche Trinkwasser aus dem Hahn. Nur ein Filter konnte die Keime reduzieren, wenn auch unzureichend. Dafür gab er Silber an das gefilterte Wasser ab.
Filtersysteme für Trinkwasser erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Es verwundert kaum, denn das deutsche Trinkwasser ist zwar im Großen und Ganzen trinkbar und die Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung werden nur selten überschritten. Allerdings werden mit rund 40 Grenzwerten nicht gerade sehr viele Stoffe getestet. Nitrate durch Überdüngung in der Landwirtschaft, Medikamentenrückstände, Röntgenkontrastmittel, Pestizide, Uran, Blei, Mikroplastik, diverse Keime und vieles mehr verunreinigen zunehmend unsere Gewässer und das Trinkwasser. Sich ein Glas vom Wasserhahn zu zapfen kann einen schon mit einem unangenehmen Gefühl beschleichen. Ist das Wasser wirklich in Ordnung? Was trinke ich wirklich?
Wasser in Flaschen zu kaufen ist keine wirkliche Alternative. Nicht einmal das kleinere Übel. Die toxische und hormonverändernde Chemikalie Bisphenol A in Plastikflaschen bleibt weiterhin ein Thema. Der Verwaltungsgerichtshof des Landes Baden-Württemberg hat entschieden, dass Pestizide im Mineralwasser sein dürfen und damit die „Natürlichkeit“ des Mineralwassers nicht beeinträchtigt wird. Bakterien und Keime in Wasserflaschen oder Mikroplastik gehören ebenfalls zur Problematik, wie die globale Vermüllung durch PET-Flaschen, die eine Umweltkatastrophe darstellt. Es wird mittlerweile oft vom „größten Marketing-Trick der Geschichte“ gesprochen, da Wasser in Flaschen einen boomenden Milliardenmarkt geschaffen hat, der uns überteuertes Wasser verkauft, das nicht einmal besser als das Leitungswasser ist, sondern manchmal sogar schlechter.
Es verwundert also nicht, dass viele Verbraucher auf Filtrationssysteme vertrauen, die das Trinkwasser aus dem Hahn nochmals Filtern, um sicher zu gehen, dass wirklich sauberes, reines und klares Wasser getrunken werden kann. Sind Trinkwasserfilter also die perfekte Alternative zu Hahnenwasser und Wasserflaschen? Diese Frage kann nur mit einem Ja und Nein beantwortet werden. Ein Test des TV-Formats Markt vom NDR hat gezeigt das Wasserfiltersysteme sogar ein Wasser produzieren, dass noch schlechter sein kann als das ursprüngliche Wasser aus dem Hahn. Getestet wurden drei verschiedene Filtrationssysteme von vier verschiedenen Anbietern.
Tischfilter Brita Elemaris Cool
Der Brita Tischfilter für 19,99 Euro filtert das Wasser mit einer MAXTRA-Kartusche, die zusätzlich rund sechs Euro kostet. Brita bezeichnet diesen Tischfilter als Premium-Modell der „als einziges über das intelligente BRITA Meter“ verfügt, „das auf 3 verschiedene Wege (Wassermenge, -härte, Zeit) ermittelt, wann die Filterkartusche zu wechseln ist“. BRITA bewirbt seine Produkte damit, dass sie „perfekten Trinkgenuss“ bieten und vor allem Kalk sowie Schwermetalle wie Blei und Kupfer herausfiltern.
Tischfilter BWT Penguin 2,7 l
Der Tischfilter von BWT für 24,99 Euro und ca. sieben Euro pro Kartusche hat den Designpreis reddot Award 2014 gewonnen. Das Unternehmen verlautet in einer Presseerklärung: „Beim BWT Gourmet-Tischwasserfilter ‚Black Penguin‘ trifft innovative Technologie auf trendiges Design: Das Herzstück des BWT-Tischwasserfilters ist die Gourmet-Filterkartusche, die durch ihre patentierte Mg2+-Technologie das Wasser filtert und dabei mit wertvollem Magnesium mineralisiert.“ Außerdem verspricht das Unternehmen seinen Kunden, „die innovativen Wasseraufbereitungsprodukte von BWT liefern optimale Wasserqualität in allen Lebenslagen“.
Einbaufilter Amway eSpring
Der Einbaufilter wird in der Regel unter der Spüle angebracht und über einen eigenen Wasserzulauf mit Trinkwasser versorgt. Das gefilterte Wasser ist dann über einen separaten Wasserhahn an der Spüle verfügbar. Genau wie die beiden Tischfilter reinigt der Amway eSpring das Wasser mit einem Kohlefilter. Eine zusätzliche Ultraviolett-Lampe soll Keime abtöten. Amway sagt, „das eSpring™ Wasserfiltersystem entfernt effektiv über 140 verschiedene potentiell gesundheitsgefährdende Verunreinigungen und zerstört über 99,99% der potentiell krankmachenden Bakterien und Viren, die im Wasser vorkommen“ und „das eSpring Wasserfiltersystem ist das Ergebnis aus 20 Jahren Forschung in der Wasserbehandlungstechnologie“. Mit einem Preis von 772,16 Euro ist dieser Filter im oberen Preissegment angesiedelt.
Samsung-Filter HAFEX/Exp
Dieser Filter ist für den Einbau in Kühlschränke vorgesehen, die über einen Wasserspender verfügen. Auch Samsung verspricht über 99% der potenziell gesundheitsgefährdende Stoffe, die im Wasser vorhanden sein können, herauszufiltern. Der Samsung Filter soll nach Angaben des Unternehmens effektiv Pestizide, Chemikalien und Schwermetalle wie Blei, Asbest, Benzol oder Quecksilber herausfiltern. Auch beispielsweise gegen Chlor resistente Parasiten, wie Kryptosporidien sollen herausgefiltert werden. Samsung rät den Verbrauchern: „Genießen Sie frisch gefiltertes Wasser direkt aus dem Spender, ohne sich zu Sorgen – immer wieder“.
Der Test
Es wurden jeweils Proben vom Wasserhahn genommen und vom gefilterten Wasser. Bei dem Amway Wasserfilter wurde die Probe des Trinkwassers direkt am Zulauf vor dem Filter genommen. Nach der Analyse in einem akkreditierten Labor waren die Ergebnisse überraschend. Positiv war, dass alle Filter die Schwermetalle herausgefiltert haben. Die beiden Tischfilter von BRITA und BWT haben die Gesamthärte, also den Kalk entfernt. Was Bakterien angeht haben alle vier Filter versagt, wenn auch mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bei Amway und Samsung wurden in geringem Maße höhere Werte erreicht als das nicht gefilterte Wasser. Schlusslicht des Quartetts war der Tischfilter von BWT, der dreimal so hohe Werte hatte wie die Trinkwasserverordnung erlaubt. Der Tischfilter von Brita konnte die Keimzahl zumindest verringern, wenn auch unzureichend.
Die wahrscheinlichste Ursache ist die Vermehrung der Keime auf der feuchten Aktivkohle, wo sie sich auf der Oberseite ansiedeln können. Ein feuchtes Milieu ist ideal für Keime um sich zu vermehren. Die Tischfilter von BWT und BRITA gaben zudem Silber an das Wasser ab. Das Schwermetall wird in die Filter getan, damit es Keime abtötet. Allerdings gibt es Keime die von den Silberionen nicht abgetötet werden. Bei dem Tischfilter von BWT hat das Silber anscheinend gar keinen Effekt gehabt und das Wasser zusätzlich verunreinigt. Bis auf die Kartusche von Samsung hatten alle Filter eine Anzeige, wann der Filter gewechselt werden sollte. Scheinbar reagieren die Anzeigen zu spät.
Auf Nachfrage von Markt kamen teils fragwürdige Stellungnahmen zu den Testergebnissen. Amway behauptet ihr Filtersystem gebe „keine zusätzlichen Keime in das Trinkwasser“ ab. Die Laborergebnisse sagen was anderes. BWT erklärt, „es seien nicht krankmachende Keime“. Immerhin ein Zugeständnis, aber wie kann ein Tischfilter zwischen krankmachenden und nicht krankmachenden Keimen unterscheiden? Sind etwa die nicht krankmachenden Keime gegen Silberionen resistent? Samsung machte sich erst keine Mühe eine Stellungnahme zu geben. Keine Antwort ist schließlich auch eine Antwort. BRITA merkte an, es sollte „nur Leitungswasser gefiltert werden, das von den Wasserwerken in einwandfreiem Zustand geliefert wird“. Wenn das Wasser einwandfrei geliefert wird, wozu dann filtern? Allein um die Gesamthärte zu reduzieren?
Im Marketing und auf den Webseiten der Unternehmen klingt das alles anders. Es wird von innovativen Wasseraufbereitungsprodukten gesprochen die optimale Wasserqualität in allen Lebenslagen liefern (BWT) oder das über 140 verschiedene potentiell gesundheitsgefährdende Verunreinigungen herausgefiltert sowie über 99,99 % der potentiell krankmachenden Bakterien und Viren zerstört werden (Amway). Und bei Samsung soll man sich ja nicht sorgen und immer wieder frisch gefiltertes Wasser direkt aus dem Spender genießen. BRITA verspricht den perfekten Trinkgenuss. Wasserfilter mit Aktivkohle, egal ob Einbaufiltersystem mit UV-Licht, ein Modul für den Kühlschrank oder Tischwasserfilter, von gefiltertem Wasser erwartet der Verbraucher mehr.
Die sichersten und besten Filtrationssysteme sind nach wie vor Osmose-Molekularfiltersysteme. Aber auch hier sollte sich der Verbraucher genau die Hersteller anschauen. Auch in diesem Segment gibt es qualitativ schlechte Produkte. Billige Membrane, minderwertiges Plastik, das Schadstoffe abgeben kann, mangelhafte Steckverbindungen oder nicht beschichtete Vorratsbehälter. Zu Flaschenwasser, Trinkwasser aus dem Hahn und Wasserfiltersysteme sind qualitativ hochwertige Osmose-Molekularfiltersysteme die einzige Alternative. Da ist reines Wasser wirklich rein.