Am Wochenende ins Fußballstadion ist für viele Fans ihrer Vereine ein freudiges Pflichtprogramm. Ein leckerer Happen und Getränk gehört ebenso dazu. Die Angebote sind reichlich, doch scheinbar sind gefährliche Keime im Trinkwasser und auf verkauften Speisen in den Stadien der Fußball-Bundesliga scheinbar ein verbreitetes Problem. Laut Recherchen von ARD sind in den letzten Jahren in jedem Dritten Fußballstadion zudem Legionellen entdeckt worden. Vornehmlich in den Duschen der Mannschaften.
Es kommt immer wieder zu Verunreinigungen im Trinkwasser durch Legionellen. Obwohl die Wasserversorger bei gesundheitsgefährdenden Verunreinigungen in der Regel schnell Warnungen herausgeben und sofort Maßnahmen getroffen werden müssen, kommt es immer wieder zu Erkrankungen. Dieses Bakterium kann schwere Lungenentzündungen hervorrufen und die Erkrankung sogar tödlich enden. Die Keime werden beim Duschen über die Lungen aufgenommen. Die Spieler waren also einer potenziellen Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Werden in Gebäuden Großanlagen zur Erwärmung des Wassers betrieben, muss alle drei Jahre auf Legionellen untersucht werden.
Nicht nur die Profis, sondern auch die Fans sind in eigenen Stadien nicht sicher vor gefährlichen Keimen. Das Labor für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu) hat für “ARD Radio-Recherche Sport“ einen Hygiene-Test in Bundesligastadien durchgeführt. Vor allem die Stadien in München, Köln und Bremen haben schlecht abgeschnitten.
Auf zwei Fischbrötchen aus dem Bremer Weser-Stadion wurden Fäkalkeime gefunden. Eines war sogar mit Eiterbakterien versetzt. An diesem Tag seien aber keine Fälle von Verunreinigungen gemeldet worden und auch kein Stadionbesucher habe etwas gemeldet, erklärte Werder Bremen auf Nachfrage.
In der Münchner Allianz Arena wurden Darmbakterien in einem Wrap, einem Brötchen und einem Baguette gefunden.“Grundsätzlich überwacht und dokumentiert unser Gastronomiepartner im Rahmen des speziell für die Allianz Arena ausgearbeiteten Qualitätsmanagementsystems sämtliche Prozesse und Vorgänge“, hieß es aus München. Gary Zörner, Chef des Lafu-Labors, vermutet, dass die Verkeimungen der Speisen durch den Verkäufer entstanden sind. Dies passiere schnell wenn Speisen und Wechselgeld mit derselben Hand berührt werden. “Für solche Fälle sind Hygiene-Schulungen dringend nötig“, sagt Zörner im Bayerischen Rundfunk, wofür das zuständige Gesundheitsamt normalerweise sorgen müsse, so der Lafu-Chef weiter.
„Es ist ja auch wichtig, hier genau zu differenzieren: Mitarbeiter des Gesundheitsamtes prüfen Speisen und Getränke immer vor der Ausgabe. Das heißt, wenn es Hygienemängel gibt, passieren die hinter dem Tresen oder dort, wo die Lebensmittel zubereitet werden“.
Nach Aussagen der Bundesliga-Vereine werden regelmäßige Hygiene-Schulungen durchgeführt und entsprechende Eigenkontrollen durchgeführt. Die Qualitätsstandards seinen hoch und es gäbe keine Auffälligen Befunde. “Unser Caterer hat versichert, dass er jedem ernstzunehmenden Untersuchungsergebnis nachgeht, um seinen eigenen sehr hohen Qualitätsstandard auch weiterhin gerecht zu werden“, erklärte Werder-Bremen. “Grundsätzlich überwacht und dokumentiert unser Gastronomiepartner im Rahmen des speziell für die Allianz Arena ausgearbeiteten Qualitätsmanagementsystems sämtliche Prozesse und Vorgänge“, sagten die Münchner.
Zudem werden in Münchnern“sämtliche Mitarbeiter regelmäßig gemäß den gesetzlichen Vorgaben sowie des Infektionsschutzgesetzes nachweislich belehrt.“ Die Fans aus Köln können sich sicher sein, dass “alle Mitarbeiter regelmäßig zum Thema Handhygiene unterwiesen“ werden. Auch seien die relevanten Unterlagen und Unterweisungen sind den Mitarbeitern jederzeit zugänglich.
Bei den Trinkwasser-Untersuchungen waren die Ergebnisse ebenfalls bedenklich. Es wurden Proben aus den Wasserhähnen der Herrentoiletten im Weserstadion genommen. Die Grenzwerte für die Gesamtkeimzahl waren überschritten. Zudem hatte sich dicker, dunkler Schleim an den Perlatoren, denn Filtern von Wasserhähnen, gebildet. In dem Schleim wurde eine stark erhöhte Bakterienkeimzahl festgestellt, darunter auch Staphylokokken, die potenziell krankheitserregend sind.
Es stellt sich die Frage, wie hygienisch ein Ort wie ein Stadion, wo tausende Menschen auf engem Raum sind, sein kann. Dort wo Menschen aufs Klo gehen, sich teilweise nicht die Hände waschen, die Geländer, Wechselgel und Türgriffe anfassen. Sind problematische und gefährliche Verkeimungen dann nicht zwangsläufig gegeben? “Nein. Das ist die wilde Theorie eines Laien. Natürlich gibt es an solchen Orten immer Keime auf Essen und im Trinken – aber gesunde Menschen können das ab“, erklärt Hygiene-Experte Schmid.
Aber weniger gesunde Menschen sind gefährdet. Fans könnten, „wenn Sie eine Immunschwäche haben, mit einer Infektion mit solchen Keimen, über die da berichtet wird, sehr schwer erkranken. Da kann es sogar Todesfälle im Einzelfall geben“, warnt Professor Thomas Kistemann vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn.
“Das Trinkwasser in der Allianz Arena wird regelmäßig nach der aktuellen Trinkwasserverordnung untersucht. Bei den Laboruntersuchungen des Trinkwassers wurden keinerlei Auffälligkeiten festgestellt“, erklärte Bayern gegenüber dem Bayerische Rundfunk. Und solange die Untersuchungsergebnisse nicht im Detail den Bayern vorliegen, könne auch nicht seriös auf die Ergebnisse reagiert werden. Ein Wasserfilter kann nicht so aussehen, wenn er regelmäßig überprüft werde, zeigte sich der Lafu-Chef bestürzt beim im Bayerischen Rundfunk über die Funde in der Allianz Arena.
Das gleich sagte Zörner auch zu den Funden in Bremen. “Das geht gar nicht. Mir ist das unbegreiflich, wie ein Perlator so aussehen kann, wenn man das regelmäßig überprüft hat“, zweifelt Zörner, dass das Trinkwasser im Stadion tatsächlich getestet wird. Werder Bremen erklärt, das Trinkwasser im Leitungsnetz des Stadions wurde zuletzt von einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen im Februar 2017 überprüft. Es fänden regelmäßige Überprüfungen an. Es gibt bisher keine Studie, die zeige, dass es an Orten mit Massenansammlungen gezwungenermaßen zu mehr Erkrankungen kommt. Auch ist kein Zusammenhang zwischen dem Toilettengang und Verunreinigungen erwiesen.