Die Türkheimer Bewohner können es nicht fassen. Seit Jahresbeginn haben sie immer wieder coliforme Keime im Trinkwasser und werden von den Behörden benachrichtigt ihr Wasser abzukochen. Nach der Wut kam scheinbar die Ernüchterung. Einige Türkheimer nehmen es mit Humor und posten satirische und lustige Kommentare zu der unerträglichen Situation mit verkeimten Trinkwasser der Facebook-Seite der Mindelheimer Zeitung
Im Februar 2017 wurden im Trinkwasser in Türkehiem coliforme Keime entdeckt. Die Bevölkerung wurde mit der Abkoch-Verordnung aufgerufen das Trinkwasser abzukochen und die Leitungen ordentlich zu spülen. Im März gab es dann Entwarnung. Das Gesundheitsamt hat die Verordnung aufgehoben, da sich in den Proben keine Keime mehr nachweisen ließen. Scheinbar war die Maßnahme der Chlorierung des Leitungsnetzes erfolgreich. Das Chlor hat sich durch das Spülen der Leitungen durch die Bürger offenbar gut verteilt. Allerdings wurde die Ursache für die Verkeimung zu diesem Zeitpunkt noch nicht ermittelt. Vermutet wurde ein Rohrbruch, nach dem weiter gesucht wurde.
Anfang April dann die nächste Warnung. Die etwa 7.000 Einwohner der Unterallgäuer Gemeinde Türkheim mussten ab sofort wieder ihr Wasser abkochen. Diesmal sollte die Maßnahme gleich drei bis vier Wochen andauern. Diesmal aber um ganz sicher zu gehen. Die Chlorierung wurde beendet und erst danach lasse sich mit bestimmtheit sagen, ob die Leitungen keimfrei seien. Sollten die Keime wieder auftreten, liese sich das nur ermitteln, wenn kein Chlor mehr zugegeben wird.
Die Gemeinde erklärte zudem, dass die Ursache höchstwahrscheinlich erkannt und behoben wurde. Es handelte sich um ein defektes Ventil in einem Schacht oder die nicht zugelassenen Verbindungsleitungen zwischen Regenwasserzisternen und dem Leitungsnetz. Es wird sich laut Bürgermeister Christian Kähler wahrscheinlich nicht abschließend klären lassen.
Und jetzt erhielten die Türkheimer wieder eine Abkochverordnung. Es wurde erneut eine Belastung des Leitungswassers mit coliformen Keimen festgestellt, trotz der vorherigen Desinfektion mit Chlor und dem Beheben der scheinbaren Ursachen. Jetzt wurde eine Spezialfirma beauftragt das Problem zu lösen. Die Kosten werden sich im Rahmen von 250.000 Euro bewegen.
Kaum hatte die Mindelheimer Zeitung die Abkoch-Verordnung veröffentlicht, begann der Sturm der Kommentare und Shares. In Windeseile hat die Meldung der MZ 16.000 Facebook-User erreicht. So schrieb Oliver Schütz, mit einer Anspielung auf die verdauungsfördernde Wirkung des Chlors: „Heureka…. das Türkheimer Wasser ist zum Abnehmen da! Hätten wir jetzt einen Wasserdoktor, könnten wir glatt so manchem Heilbad Konkurrenz machen“.
Für Patrick Hänschke kommen Urlaubdgefühle auf: „Ich würd’ mal sagen, in Türkheim und Umgebung herrschen südländische Verhältnisse. Nein, Spaß beiseite… das ist langsam echt verwunderlich“. Nik Holiund hat hat gleich eine Idee: „Da zahlen die Türkheimer halt keine Wasserrechnung dieses Jahr“, während Sandra Siegert-Knollschüttelt auf die „Widerstandsfähigkeit“ der Türkheimer anspielt: „: „Langsam reicht’s! Seit Fasching. Aber so leicht kann man Türkheimer nicht ausrotten…“.
Doch nicht alle nehmen es mit Humor, denn letztlich geht es hier um ein ernstes Thema, welches auch eine Gefahr für die Gesundheit bedeutet. „Wird dann wenigstens der Besuch im Freibad billiger? Ich meine den Chlorzusatz können die sich ja nun sparen. Absolut lächerlich, so langsam“, schrieb Hausi Redmann sarkastisch und Monika Stindl macht ihrem Ärger Luft: „Wie hieß es seit Monaten doch? „Geringe Verkeimung! Langsam empfinde ich unseren Bürgermeister nicht nur lächerlich, sondern beschämend. Ich habe eine Stinkwut! Mir reicht es. Inzwischen muss man sich als Türkheimer schon belächeln lassen, weil wir nach Monaten immer noch Bakterien im Trinkwasser haben. Es ist eine Zumutung, die so nicht weiter zu ertragen ist. Die Trinkwasserverunreinigung 2017 wird vermutlich die Berühmtheit der sieben Schwaben schon lange eingeholt haben“.
Fünf Wut-Emojis zieren den Kommentar von Saime Burccu: „Das gibts doch nicht?? Waaaahnsiiiiiinnn“. Für Laurin Nottensteiner ist die Situation nur noch „Absolut Lächerlich und auch Manuela Böck kann es nich fassen: „Das kann doch jetzt echt nicht mehr sein!“
INFO: Das sollten betroffene Verbraucher machen:
Zum Trinken, für die Nahrungszubereitung und zum Zähneputzen nur sprudelnd abgekochtes Wasser nutzen. Das Wasser mehrere Minuten abkochen.
Gleiches gilt für die Zubereitung von Speisen, sofern diese nicht sowieso gekocht werden und für das Geschirrspülen.
Wegen den Chlormaßnahmen darf jedoch selbst abgekochtes Wasser nicht für die Zubereitung von Säuglingsnahrung verwendet werden.
Beim Waschen, Duschen und Baden gibt es kein Risiko, sofern es zu keinem Kontakt mit offenen Wunden kommen kann. Dies könnte zu Wundinfektionen führen.