„Wasch die Deine Hände mit heissem Wasser!“. Das kennen viele schon seit ihrer Kindheit. Aber ist es wirklich effektiver die Hände mit heissem Wasser als kaltem zu waschen, um Bakterien zu beseitigen? Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen.
Unsere Hände kommen mit vielen ständig mit vielen Dingen in Berührung, sei es das Smartphone, Haltegriffe in Bahn oder Bus, etlichen Türgriffen, bei der Arbeit oder beim Haustier. Selbst wenn sie nicht sichtbar schmutzig sind, sind Keime auf der Haut. Etwa 100 Erreger befinden sich auf der Haut der Handflächen auf einen Quadratmeter bezogen. Einige sind völlig unproblematisch, andere Verursachen Krankheiten. Einzige Abhilfe schafft richtiges Händewaschen.
Nach den Ergebnissen einer Studie von Wissenschaftlern der Rutgers University-New Brunswick in New Jersey gibt aber es keine wesentlichen Unterschiede für eine erfolgreiche Reinigung bezüglich der Wassertemperatur. Entscheidend über die Sauberkeit und Desinfektion ist wie gründlich die Hände gewaschen werden und mit ausreichend Seife. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Journal of Food Protection“ veröffentlicht.
Bisher wurde nicht nur bei der Kindererziehung geraten die Hände mit heissem Wasser zu waschen, sondern es wird allgemein dazu geraten. Die US-Nahrungsmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) rät zu heissem Wasser beim Händewaschen und begründet dies mit mehr Seifenschaum und dadurch einer höheren Effektivität beim Beseitigen von Keimen im Gegensatz zur Handwäsche mit kaltem Wasser.
Die Autoren der neuen Studie erklärten, es gab schon länder die Vermutung, dass die Temperatur des Wassers keine Rolle spielt. Die Untersuchungen der Wissenschaftler bestätigen nun die Vermutung, dass kaltes Wasser genauso Effektiv beim Abtöten der Keime. Es wurden Faktoren wie Seifenvolumen, Wassertemperatur, Schaumzeit und die Handwaschwirkung der Seife untersucht.
Die Studienteilnehmer nutzten im ersten Versuch einen Milliliter nicht-antibakterielle Seife für eine Reinigung von lediglich fünf Sekunden und einer Wassertemperatur von 38 Grad. Als Bakterium für die Probanden diente das ATCC 11229, ein Stamm von Escherichia coli, sogenannten Fäkal- oder Darmbakterien.
Anschließend wurden die Auswirkungen des Händewaschens bei 20 Freiwilligen mit kaltem und heissem Wasser mehrmals wiederholt. Jede der 10 Männer und Frauen haben sich zwanzig Mal die Hände mit 16 Grad, 26 Grad und 36 Grad gewaschen. Die Versuche liefen über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Menge der Seife variierte ebenfalls. So wurden die Hände mit 0,5 Milliliter, 1 Milliliter oder 2 Milliliter Seife gewaschen.
Nach Auswertung der gesammelten Daten zeigte sich, dass die Verwendung einer antimikrobiellen sich nicht als wesentlich effektiver zeigte als die Verwendung einer handelsüblichen Seife. Bei den Wassertemperaturen gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede bei der Bakterienreduzierung, unabhängig davon ob 16 Grad oder 36 Grad. Zudem sei das Händewaschen von weniger als 10 Sekunden effektiv genug, um Keime zufriedenstellend zu beseitigen. Als wichtigstes Fazit sei aber die Erkenntnis, dass die Temperatur des verwendeten Wassers bei der Beseitigung von Keimen keine Rolle spielte, so Autor Donald Schaffner von der Rutgers University.
Ebenfalls ist die Häufigkeit des Händewaschens nicht ein Garant hygienischere Hände zu haben. Also wer sich 20-mal am Tag die Hände wäscht, hat davon keinen Nutzen. Vielmehr wird die Haut dadurch strapaziert. Der Anlass ist der wesentliche Faktor. Typisch ist das Händewaschen nach dem Toilettengang, vor dem Kochen oder nach einem Spaziergang mit dem Hund die Hände zu waschen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät auch die Handwäsche unter anderem auch nach dem Schnäuzen oder Niesen, nach dem Heimkommen oder vor dem Auftragen von Make-up.
Laut Apotheken-Umschau waschen Sie ihre Hände mit den vier folgenden Schritten richtig.
1. Die Hände unter fließendes Wasser halten und richtig nass machen. Die Temperatur spielt keine Rolle, also kann die Temperatur gewählt werden, die als angenehm empfunden wird.
2. Die sollten gründlich und überall eingeseift werden. Mit einer ausreichenden Menge an Seife von der Handinnenseite, über die Finger zu den Fingerspitzen, den Handrücken und die Fingerinnenräume gründlich einreiben. Die Fingernägel und Daumen dabei nicht vergessen.
In der Regel sind Flüssigseifen hygienischer als Seifenstücke, die offen herumliegen und immer wieder in die Hand genommen werden. Wichtig ist eine ph-neutrale Seife zu verwenden, um den Säureschutzmantel der Haut nicht anzugreifen. Der Säureschutzmantel ist ein natürlicher Schutzmechanismus zur Abwehr von Keimen.
3. Die Hände unter fließendem Wasser gründlich abspülen.
4. Die Hände mit einem sauberen Handtuch abtrocknen. Dabei die Fingerzwischenräume nicht vergessen. Am besten nutzt jedes Familienmitglied sein eigenes Handtuch. Handtücher sollten mit mindestens 60 Grad gewaschen werden. Wer unter trockener Haut leidet, kann anschließend seine Hände mit einer rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Creme einreiben.
Wer sich die Hände außer Haus waschen muss, sollte nach Möglichkeit immer auf Seifenspender zurückgreifen. Auch sind Papierhandtücher einem elektrischen Warmluft- oder Drucklufthandtrockner vorzuziehen. Forscher der britischen Universität Westminster haben in einer aktuellen Studie gezeigt, dass sie sehr viele Keime in der Luft verteilen. Ein Warmlufttrockner verteilt 60-mal mehr und ein Drucklufthandtrockner sogar 1300-mal mehr Bakterien durch die Luft. Auch sollten der Wasserhahn oder die Türklinge in öffentlichen Toiletten nur mit einem Papierhandtuch oder dem Ellenbogen genutzt werden.