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Problem nimmt zu: Immer mehr Medikamente im Trinkwasser

NewsProblem nimmt zu: Immer mehr Medikamente im Trinkwasser

Die Wasserqualität der Oberflächengewässer ist auf einem niedrigen Stand. Es sind immer mehr Medikamentenrückstände im Wasser zu finden. Die Umweltverträglichkeit spielt bei der Medikamentenzulassung so gut wie keine Rolle und die Klärbetriebe schlagen Alarm.

Bei Kopfschmerzen ist die Pille schnell zur Hand. Heute sind lästige Kopfschmerzen in 15 bis 20 Minuten mit der Einnahme von Tabletten schnell behandelt. Häufig kommen Aspirin, Ibuprofen oder auch Diclofenac zum Einsatz. Scheinbar ist der Bedarf an Kopfschmerztabletten in der Bundesrepublik groß. 2013 wurden allein 83 Tonnen Diclofenac bundesweit verkauft.

Längst werden nicht alle konsumiert und viele Verbraucher machen sich keine Gedanken über den Verbleib der Arzneimittel in der Umwelt, egal ob konsumiert oder entsorgt. Die Situation der Oberflächengewässer macht aber deutlich, wie nötig der richtige Umgang mit Medikamenten ist. Immer noch entsorgen zu viele ihre Medikamente in Spüle und Toilette anstatt über den Restmüll. Da würden sie nämlich in den Deponien verbrannt werden. Über die öffentliche Kanalisation gelangen sie allerdings in den Wasserkreislauf und verursachen Umweltprobleme. Neben der unsachgemäßen Entsorgung gelangen Medikamentenrückstände über den Urin und etwa Salben über das Duschen ins Wassernetz.

Wegen den hohen Konzentrationen von Diclofenac in der Umwelt und seiner hohen ökotoxikologischen Wirkung wurde das Medikament 2015 in die EU-Watch-List aufgenommen. Diese europäische Beobachtungs-Liste dient dem Zweck Informationen von der Wirkungsweise von den gelisteten Stoffen in Gewässern zu erhalten, um dadurch eine bessere Risikoeinschätzung zu ermöglichen. So finden sich dort auch die weit verbreiteten Kosmetika-Zusatzstoffe BHT und EHMC, hormonelle Substanzen aus Verhütungsmitteln und Antibiotika.

Die Klärbetriebe bekommen die vielen chemischen Stoffe nicht mehr aus dem Trinkwasser

Selbst die modernsten Kläranlagen sind überfordert, sagen die Wasserversorger. Sie schaffen es nicht mehr die zahlreichen Chemikalien vollständig aus dem Trinkwasser zu filtern. Waschmittel, Kosmetik und hauptsächlich Medikamente sind die Hauptverursacher. Das Gefahrenpotenzial der Spurenstoffe ist wenig bekannt, aber genau deshalb fordert der Verband Kommunaler Unternehmen endlich zu handeln.

Die Wasserversorger sprechen es jetzt aus. Die Belastung des Grundwassers und des Trinkwassers mit Chemikalien steigt. Angesichts dieser Problematik warnen die deutschen Wasserversorger vor einer Überforderung der Kläranlagen. Die Wasserbetriebe werden das Problem mit den Mikro-Verunreinigungen alleine nicht bewältigen können, erklärte die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), Katherina Reiche, am Freitag in Berlin.

Die große Mehrheit der VKU Mitgliedsunternehmen ist gleicher Ansicht. Eine Umfrage des Verbandes denken 84 Prozent der Wasserbetriebe, dass der zunehmende Eintrag von sogenannten Spurenstoffen, chemischen Substanzen die in geringsten Mengen vorkommen, die Gewässerqualität und Ökosysteme beeinträchtigen. Daher hat der VKU auch Fachleute und Experten aus Experten bei dem Treffen am letzten Freitag eingeladen. Als besonders besorgniserregend gelten nach der Umfrage Spurenstoffe aus Arzneimitteln (93,7 Prozent) und aus Pflanzenschutzmitteln (87,4 Prozent). Weniger problematisch sehen die Klär- und Wasserbetriebe Haushaltschemikalien (32,8 Prozent) und Körperpflegeprodukte (29,3 Prozent).

Das die Spurenstoffe vermehrt in den Fokus der Wasserbetriebe, Medien und folglich der Öffentlichkeit gelangen, liegt an den seit einigen Jahren wesentlich besseren Mess- und Analysemethoden. Dadurch lassen sich bereits geringste Konzentrationen von Stoffen sicher im Trinkwasser nachweisen, die bisher unentdeckt blieben. Diese Mikroverunreinigungen sind vor allem in Medikamenten, Pestiziden, Waschmitteln, Körperpflegeprodukten und Kosmetika enthalten. Auch die modernsten und effizientesten Kläranlagen sind nicht in der Lage die Spurenstoffe vollständig herauszufiltern. Es stellt sich die Frage ob diese überhaupt vollständig aus dem Trinkwasserentfernt werden müssen. Welche Gefahren gehen für Mensch und Umwelt aus? Pauschal sind diese Fragen derzeit unmöglich zu beantworten. Fest steht allerdings, dass bereits wenige Mikro- oder Nanogramm pro Liter unerwünschte Wirkungen hervorrufen.

100.000 Chemikalien und kein Ende

Angesichts der Vielzahl der Chemikalien stehen die Wasserbetriebe vor einer aussichtslosen Situation. In der Europäischen Union sind derzeit rund 100.000 Chemikalien auf dem Markt. Sie finden sich sowohl einzeln und in noch größerer Menge als Verbindungen mit anderen Chemikalien in Produkten wieder. Dies können natürliche oder anthropogene Substanzen (vom Menschen erzeugte Stoffe) sein. Typische anthropogene organische Spurenstoffe sind Wirkstoffe in Medikamenten, Weichmacher in Plastik, Reinigungsmittel und Duftstoffe in Kosmetika sowie Industriechemikalien, Korrosionsschutzmittel, Pflanzenschutzmittel und Biozide.

Hauptgeschäftsführerin des VKU, Katherina Reiche kritisierte die Tatenlosigkeit der Politik. Das Problem werde einfach bei den Wasserverbänden abgeladen. Dabei seien die Verursacher andere und bekannt. Wirkungsvolle Maßnahmen zur Reinhaltung des Wassers müssten „zuerst beim Verursacher der Emission ansetzen“. Denkbar wäre „auch eine verursachergerechte Beteiligung an den Kosten der Trinkwasseraufbereitung“. Reiche fordert daher eine systematische Erfassung der Substanzen sowie wissenschaftliche Untersuchungen zu möglichen Risiken. Das Gebot der Stunde ist Sorgfalt und Vorsorge: „Beim Trinkwasser hört der Spaß auf.“

Der VKU bezieht sich auf Zahlen des Umweltbundesamtes. So gelangen allein aus privaten Haushalten jedes Jahr 630.000 Tonnen Chemikalien aus Wasch- und Reinigungsmitteln in das Abwasser. Hinzu kommen noch 10.500 Tonnen aus Kosmetikprodukten und Körperpflegemitteln. Der bedenklichste Eintrag für Umwelt- und Gesundheitsschutz sind die rund 8.100 Tonnen Arzneimittelreste. Die Problematik bestehe vor allem darin, dass die Medikamente so gestaltet sind, dass sie sich im Körper nur langsam zersetzen, wie etwa Röntgenkontrastmittel. In der Natur sind diese Stoffe ebenso langlebig und schwer abzubauen. So belastet beispielsweise das in der Tier- und Humanmedizin eingesetzte Rheumamittel Diclofenac weltweit bereits viele Ökosysteme.

Privathaushalte Hauptverursacher

Das Umweltbundesamt befasst sich schon länger mit dem Thema von Medikamentenrückständen im Wasser. Zahlreiche Untersuchungen im gesamten Bundesgebiet haben teils besorgniserregende Werte diverser Medikamente und deren Abbauprodukte in den Gewässern nachgewiesen.

Bei den jährlichen 8.100 Tonnen Medikamenten aus der Humanmedizin handelt es sich nach Aussagen des Umweltbundesamt vor allem um Entzündungshemmer, Asthmamittel sowie Psychotherapeutika. Ein großes Problem sind die großen Mengen von umweltrelevanten Medikamenten. „Zahlreiche Messprogramme zeigen, dass Rückstände von Arzneimittel-Wirkstoffen kontinuierlich in die Umwelt, vor allem in die Gewässer, gelangen und dort gefunden werden. Der Grund dafür ist einfach: Arzneimittel-Wirkstoffe sind oft schlecht abbaubar und mobil. In die Umwelt kommen sie durch einen unerwünschten Nebeneffekt: viele Stoffe werden vom menschlichen Körper unverändert wieder ausgeschieden. So gelangen alljährlich viele Tonnen Humanarzneimittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte mit dem Abwasser über die Kläranlagen in die Umwelt. Denn viele Wirkstoffe werden auch in Kläranlagen nur wenig zurückgehalten“, so das Umweltbundesamt.

Nachhaltigkeitswissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg und dem Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach haben in einer kürzlich in der Zeitschrift „Environment International“ veröffentlichten Studie die Hauptverursacher ermittelt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Psychiatrien und Pflegeheime nur lokal und in geringem Maße für die Verunreinigung des Abwassers durch Arzneistoffe verantwortlich sind. Die Hauptverursacher sind Privathaushalte.

Durch die neue Studie konnte erstmals belegt werden, dass psychiatrische Kliniken und Pflegeheime gegenüber den Privathaushalten nur geringfügig die Verunreinigung des Abwassers verursachen. Von Krankenhäusern gab es schon frühere statistische Erhebungen. Neu ist auch die Vorhersage von Verunreinigungen auf der Basis der Verbrauchsmuster. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Verbrauchsmuster ein mindestens ebenso genaues Bild der Abwasserverschmutzung durch einzelne Substanzen ergeben wie Messungen im Abwasser selbst“, so Manuel Herrmann, Hauptautor der Studie. „Unsere Methode hat gegenüber der Messmethode allerdings den Vorteil, dass sie viel weniger aufwändig und kostenintensiv ist. So können Verunreinigungen sehr einfach vorhergesagt werden und Politik und Verwaltung können gezielt und zeitnah reagieren.“

Ab- und Umbau der Stoffe beim Stoffwechsel und in der Umwelt

Während die meisten organischen Stoffe problemlos durch natürliche bio-chemische Prozesse zu unschädlichen Endprodukten wie Wasser, Kohlendioxid und anorganischen Salze abgebaut werden, gilt dies nicht für synthetische Stoffe. Sie bauen sich nur ganz langsam ab, manche werden nur teilweise oder überhaupt nicht ab bzw. umgebaut. Manche Arzneimittelsubstanzen werden vom Menschen unverändert ausgeschieden. Andere werden vom Organismus in sogenannte Metabolite ab-oder umgebaut. Teilweise entstehen Abbauprodukte, die eine eigene Wirkung haben können. Das Risikopotenzial bezüglich der Konzentration im Wasser ist unklar. Eine mögliche Schädigung von Pflanzen und Tieren in den Gewässern sowie ein Eintrag ins Trinkwasser, wo sie Auswirkungen auf den Menschen haben, ist potenziell gegeben.

„Von besonderem Interesse sind Stoffe, bei denen damit zu rechnen ist, dass sie über das Trinkwasser eine negative Wirkung auf die Gesundheit des Menschen haben oder das Gleichgewicht aquatischer Ökosysteme beeinflussen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um hormonähnliche, gentoxische, immuntoxische und antimikrobielle Substanzen. Bei der Zulassung von Medikamenten hat der medizinische Nutzen des Wirkstoffs oberste Priorität. Dennoch muss man auch hier vermeidbare Umweltbelastungen benennen und über mögliche Alternativen nachdenken. Erschwert wird die Beurteilung allerdings durch den Umstand, dass einige Wirkstoffe vom Menschen unverändert wieder ausgeschieden, andere dagegen umgebaut werden. In der Natur werden sie entweder weiter abgebaut, umgebaut oder sie können mit anderen Substanzen zu neuen Stoffen reagieren. Optimal wäre ein vollständiger Abbau. Werden die Stoffe dagegen nicht abgebaut (Persistenz), können sie in der Nahrungskette angereichert werden (Bioakkumulation). Dabei ist oft unklar, welche Struktur und welche Wirkungen diese neuen Stoffe haben“, besagt der Bericht Spurenstoffe im Wasser vom Bayerischen Landesamt für Umwelt.

Welche Maßnahmen werden unternommen?

Bei der EU wird aktuell ein strategischer Ansatz ausgearbeitet, bei dem die Einleitungen, Emissionen und Verluste solcher Stoffe in die aquatische Umwelt verringert werden soll. Hierbei spielt auch die Umweltverträglichkeit bei der Medikamentenzulassung eine Rolle. Es wäre wünschenswert, wenn die Hersteller von Medikamenten für die Zulassung neuer Medikamente hinsichtlich Umweltverträglichkeit klaren Richtlinien folgen müssten.

Um die die Gewässerbelastung zu reduzieren will der Bund eine Mikroschadstoffstrategie erarbeiten. Diese wird zwingend aufgrund der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die spezifische Maßnahmen zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung durch relevante Schadstoffe fordert. Dies gilt sobald die festgelegten Umweltqualitätsnormen überschritten werden, die als Zielgrößen zur Erreichung des „guten chemischen Zustandes“ der Oberflächengewässer festgelegt wurden. Derzeit sind gerade mal knapp 10 Prozent der Oberflächengewässer in einem ökologischen Zustand erreicht, die der Wasserrahmenrichtlinie gerecht werden.

In der Bundesrepublik gilt auch das Verursacherprinzip, wonach alle Beteiligten bei der Reduzierung der Umweltbelastungen gefordert sind. Das Umweltbundesamt veröffentlichte in Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Instituten in Deutschland und der Schweiz eine Studie, wie dies umzusetzen wäre: Schulung und Information des medizinischen Fachpersonals sowie Vermeidung von Fehlverordnungen und Anpassung der Verschreibungsmengen an den jeweiligen Bedarf der Patienten.

„Wir müssen verstärkt auf das Vorsorgeprinzip setzen und den Eintrag von Spurenstoffen vorzeitig unterbinden“, stimmt auch die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Kommunaler Unternehmen zu. Die Bundesregierung ist gefordert das Gespräch mit der Industrie zu suchen. So könnte mit der Pharmaindustrie über die oft zu großen Packungen von Medikamenten gesprochen werden. Die Wasserwirtschaft ist schon längst im Gespräch mit der Ärzteschaft, um Medikamente in Mengen passend zum individuellen Bedarf des Patienten zu verschreiben. Beim Thema Antibiotika spielt die Landwirtschaft eine wesentlich größere Rolle als die Humanmedizin. So werden jährlich in der Nutztierhaltung 1.700 Tonnen Antibiotika eingesetzt. Allein schon wegen der bundesweit hohen Nitratbelastung muss die Landwirtschaft beim Gewässerschutz mehr in die Verantwortung genommen werden.

Laut Georg Wulf, Vorstandschef des Wupperverbands, der zwischen Leverkusen und Wuppertal 900.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt, wären verpflichtende Abgaben von den Herstellern für die Wasserreinigung eine Möglichkeit. Wahrscheinlich würden die Hersteller die Kosten dann auf den Preis aufschlagen und somit der Endverbraucher für die Mehrkosten aufkommen. Allerdings könnten die Kunden zwischen einem günstigen, umweltfreundlichen und einem abgabebelsteten Spurenstoffrisiko-Produkt wählen. Wahrscheinlich würde die Industrie dann auch umweltfreundlichere Produkte entwickeln, da der „grüne“ Aspekt bei Produkten von den Verbrauchern immer mehr berücksichtigt wird. Auch sollten auf Arzneimittelpackungen und chemischen Produkten die Auswirkungen der enthaltenen Wirkstoffe auf Umwelt und Gewässer deklariert sein. Die Arbeit der kommunalen Abwasserunternehmen wäre zudem einfacher, würden sie über Informationen verfügen, in welchen Mengen ein Stoff eingesetzt wird, wie toxisch er ist und wie er herauszufiltern ist. „Diese Werte sollten öffentlich zugänglich sein“, so Reiche. Sie fordert eine Datenbank nach wissenschaftlichen Kriterien.

Das können Sie persönlich tun

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat folgende Informationen und Verhaltensregeln für den Umweltschutz im Alltag aufgestellt, die jeder umsetzen kann:

Die winzigen Portionen an Spurenstoffen aus Tausenden von Haushalten summieren sich zu erheblichen Mengen, die überall in die Kläranlagen eingetragen werden. Der Grund ist, dass fast alle Alltagsprodukte verschiedenste Spurenstoffe enthalten. Daher kann auch der Einzelne letztlich viel dazu beitragen, die Spurenstoffbelastung in den Gewässern zu verringern. Besonders aufpassen sollte man, wenn man dem Wasserhahn oder dem Abfluss nahe kommt, also zum Beispiel beim Duschen, Abspülen, Putzen und Wäsche waschen. Dazu einige Tipps:

MEDIKAMENTE oder ihre Abbauprodukte werden vom Menschen ausgeschieden, so dass sie ins Abwasser und in die Gewässer gelangen. Daher sollte man mit Medikamenten stets sorgsam umgehen und sie nicht überdosieren. Antibiotika sind zweifach riskant: Zum einen schädigen sie Kläranlagen und Ökosysteme. Zum anderen nimmt die Zahl der Antibiotika-Resistenzen zu. Krankheitserreger, die resistent gegen Antibiotika geworden sind, können nicht mehr wirksam bekämpft werden und zu lebensgefährlichen Infektionen führen (zum Beispiel multiresistente Keime in Krankenhäusern).

PFC-HALTIGE IMPRÄGNIERUNGEN (zum Beispiel bei Outdoor-Kleidung) sollte man meiden und imprägnierte Kleidung möglichst nicht oder selten waschen.

Kritische REINIGUNGSMITTEL sollte man gezielt nur dann verwenden, wenn es nicht anders geht. Besonders aggressive Mittel können zudem Allergien auslösen. Oft reichen schon Hausmittel, wie Einweichen (bei Flecken), Zitronensäure (gegen Kalk), Spiritus (gegen Fett und Schimmel) oder kochendes Wasser (gegen Fett). Mechanische Putzhilfen wie Scheuermilch können zusätzlich unterstützen.

Insbesondere DESINFEKTONSMITTEL sollten nur gezielt und sorgfältig eingesetzt werden. Weder Küche noch Bad müssen regelmäßig desinfiziert werden, wenn doch, ist Spiritus (75 Prozent Alkohol) eine sinnvolle Alternative: preiswert, wirksam und ein vollständig abbaubares Naturprodukt.

Bei SHAMPOOS UND WASCHMITTELN gibt es umweltfreundliche Produkte zum Beispiel ohne Duft- und Konservierungsstoffe. Eine sehr einfache Maßnahme ist es, Waschmittel nach dem Verschmutzungsgrad und der Menge der Wäsche oder des Geschirrs zu dosieren. Bei weichem Wasser kann die Menge meist noch weiter reduziert werden. Man sollte nur phosphatfreie Spülmaschinenreiniger und Waschmittel verwenden.

Im GARTEN sollte man statt chemischer Pflanzenschutzmittel lieber Hausmittel nutzen, Unkraut mechanisch entfernen und Nützlinge fördern, indem zum Beispiel Rückzugsmöglichkeiten für Igel oder Vögel geschaffen werden. Das Auto sollte man nur an Waschplätzen oder in der Werkstatt waschen, niemals am Straßenrand. Dasselbe gilt auch für Ölwechsel.

Entsorgung von Reststoffen

Beim Entsorgen flüssiger Reste sollte man einige einfache Regeln beachten. Immer gilt: Potenziell schädliche Substanzen gehören in die Müllverbrennung – niemals ins Abwasser! Natürliche Inhaltsstoffe sind in der Regel abbaubar und daher in „normalen“ Mengen relativ unkritisch.

PUTZWASSER immer in die Toilette schütten, nie in den Gully vor dem Haus, denn in vielen Gemeinden wird das Regenwasser zeitweise direkt in Bäche und Flüsse geleitet – ohne dazwischengeschaltete Kläranlage. Haushaltsabwasser dagegen gelangt immer in die Kläranlage.

CHEMIKALIENRESTE wie Farben, Desinfektionsmittel oder Insektenvernichtungsmittel dürfen nicht in die Toilette gespült, sondern müssen im Hausmüll oder über die Sammelstelle für Problemabfälle entsorgt werden.

ALTMEDIKAMENTE werden häufig in Waschbecken oder Toilette entsorgt. Wenn Sie wissen ob ihr Hausmüll von den Entsorgungsbetrieben verbrannt wird, können Altmedikamente in den Hausmüll. Wird ihr Müll auf einer Deponie entsorgt, können Stoffe die Sickerwässer der Deponie über die Kläranlage in die Gewässer gelangen. In dem Fall die Altmedikamente bei der Sammelstelle für Problemabfälle abgeben.

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