„Wer seine Heimat verlässt und in ein fremdes Land geht, zieht hinter sich einen dünnen, unsichtbaren Faden durch die ganze Welt hinterher. Sein Anfang ist an die Tür des Elternhauses gebunden, und der Faden wickelt sich ab wie ein roter Knäuel. Manchmal zerschneidet nur der Tod diesen karminroten Faden mit einer Schere.“
Mit diesem Zitat von Karol Makuszynski wurde am Freitag, dem 2.6.2023, das abwechslungsreiche Konzert „Tierisch gute Geschichten aus Polen“ eröffnet, bei dem die Berliner Polonia dank der temperamentvollen und amüsanten „tierischen“ Lieder, eine Zeitreise in die lebhafte, humorvolle und glamouröse Zeit der polnischen Kabaretts der Vorkriegszeit machen konnte. Die Musik des Abends stammt aus dem Repertoire des damals berühmten Dana-Chores, aus dem der spätere Star der polnischen Bühne, Mieczysław Fogg, hervorgegangen war. Diese Lieder wurden von den besten polnischen Autoren geschrieben: Die Texte stammten von Meistern wie Jan Brzechwa, Kornel Makuszyński oder Julian Tuwim, und die Musik wurde von Hentryk Gold, Bronisław Kaper oder Fanny Gordon komponiert.
Der Arrangeur und Begleiter des Dana-Chores war der Diplomat und Komponist Władysław Daniłowski, der Begründer des polnischen…
Am Freitagabend hörten wir die Lieder allerdings in neuen Versionen, nämlich in vierstimmigen Bearbeitungen der bekannten polnischen Arrangeurin Urszula Borkowska. Als Vokalisten traten Berliner Sänger auf: als Sopran Małgorzata Picz (Brandenburgisches Staatsorchester), als Altistin Ewa Lopocz-Wardawy und als Bass Marek Picz (Deutsche Oper Berlin). Eine sehr angenehme Überraschung war der Auftritt von Leszek Marciniak in der Tenorpartie, der Mitglied der berühmten polnischen A-cappella-Gruppe „Affabre Concinui“ ist. Begleitet wurden die Sänger von einem kleinen Instrumentalensemble bestehend aus Heiko Kulenkampff (Klavier), Dariusz Błaszkiewicz (Violine), Andrea Marcelli (Schlagzeug) und Randall Nordstrom (Kontrabass).
Das Publikum nahm die Darbietungen der Künstler mit großer Begeisterung auf und seufzte zu den Liebesdilemmata eines Kanarienvogels, den dunklen Geheimnissen der Fledermäusen oder den wilden Schreien von Tieren im afrikanischen Dschungel. Die erfolgreichsten Darbietungen waren das lustige „Froschkonzert“ mit dem Quaken und Krächzten der Lurche, der melancholische Tango über die „Schwarze Katze“ und eine irrwitzige Version des „Rotkäppchens“.
Im Rahmen des Konzerts trat auch die Jugendfolkloregruppe Krakowiacy auf, die in polnischen Trachten gekleidet drei polnische Tänze schwungvoll vorführte und dafür viel Beifall erhielt. Dank einer polnisch-deutschen Moderation von Alicja Picz hatten sowohl polnische als auch deutsche Musikliebhaber die Möglichkeit, die Biografien der Vorkriegskünstler kennenzulernen, die in Anekdoten und Kuriositäten aus ihrem Leben erzählt wurden.
Das Projekt wurde von der Polnischen Gesellschaft für interkulturelle Begegnungen organisiert. Finanziell unterstützt wurde es von der Bevollmächtigten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Polnischen Institut in Berlin.