Mit einer Wasserknappheit kämpft die Region wegen einer langanhaltenden, großen Dürre schon über viele Monate. Daher wurden bereits im Januar 2016 für die Metropole Kapstadt Wasserrestriktionen verhängt, an die sich Institute, Anwohner aber auch Urlauber halten müssen. Scheinbar reichte dies nicht aus. Die Lage am Westkap hat sich dramatisch zugespitzt. Die Wasserknappheit am Westkap ist die schlimmste seit 113 Jahren. Die Regierung war gezwungen den Notstand auszurufen und die Sparmaßnahmen zu verschärfen.
Bereits im Frühjahr 2017 hat sich die dramatische Zuspitzung der Lage abgezeichnet. Obwohl Südafrika relativ dünn besiedelt ist, verschärfte sie die drohende Wasserkatastrophe immer weiter. Daher hat die Regionalregierung vom Westkap im Februar veranlasst den Trinkwasserverbrauch von 800 Millionen Litern pro Tag auf 700 Millionen alleine in Kapstadt zu senken. Die 800 Millionen Liter Wasser waren bereits eine zuvor ausgerufene Reduzierung. Sonst Verbrauchen die Kapstädter in den üblichen Regenzeiten mit 1,2 Milliarden Litern etwa 50 Prozent mehr Wasser pro Tag.
Doch im Frühjahr, der Regensaison, blieb der Regen aus, weshalb die Stadtväter und Stadtmütter von Kapstadt und den sonstigen Kap-Gemeinden eng mit dem ‘Department of Water and Sanitation‘ zusammen gearbeitet haben, um diese drastische Einsparung umzusetzen. Die Wasserbehörde machte damals schon klar: Kapstadt könne nur noch 135 Tage mit Wasser versorgt werden, sonst komme es zum Wasserkollaps, sofern es nicht ausreichend regnet. Die 135 Tage waren auch so berechnet worden, dass alle Südafrikaner sowie Touristen und Residenzler ihren Wasserkonsum drastisch verringern.
„Selten habe es einen solch trockenen Sommer am Kap gegeben, wie jetzt.“, schrieb die Cape Times, die führende Tageszeitung am Westkap. Die Jahreszeiten gegenüber Deutschland sind gegenteilig. Im Februar ist in Südafrika Sommer und auch Regenzeit.
Es gab bis heute kaum Niederschläge, die Wasserstände in Reservoirs und Dämmen sind auf kritischem Niveau und die Temperaturen waren überdurchschnittlich hoch. Die 135 Tage sind um und die Wasserbehörde hatte Recht behalten. Beim größten Damm in der Region, dem berühmten Theewaterskloof-Damm in der Nähe von Villiersdorp, liegt die Wasserkapazität unter 20 Prozent. Der Theewaterskloof-Damm ist die Hauptwasserversorgung für Kapstadt.
Premierministerin Helen Zille musste wegen der aktuellen Wasserkrise den Notstand ausrufen. Laut Daily Sun gilt der Notstand für drei Monate, könne aber verlängert werden. In dem Bericht erklärt die Premierministerin, dass sofort Wasserlöcher in der Nähe von Krankenhäusern und Schulen in besonders trockenen Gegenden gebohrt werden. Zudem werden Grundwasserspezialisten in den jeweiligen Distrikten benannt. Sie sollen die wichtigsten Quellen identifizieren, koordinieren sowie verwalten. Des Weitern werden mobile Entsalzungsanlagen und Grundwasserkapazitäten im Tafelberg getestet.
Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wird angehalten strikte Regeln einhalten. Das Duschwasser soll aufgefangen werden, um es als Spülwasser für die Toilette zu benutzen. Die Toilettenspülung nur betätigen, wenn es wirklich notwendig ist, also nicht nach jedem urinieren gleich spülen. Außerdem sollen die Leute nicht länger als zwei Minuten duschen sowie Wasch- und Spülmaschinen immer nur voll beladen einschalten. Es wird zu Toiletten-Spartasten und Brausen mit Wassersparkopf geraten. Trinkwasser fürs Rasensprengen oder Autowaschen sind strikt verboten. Dennoch, beteuert Premierministerin Zille, sei der Notstand „kein Grund zur Panik“. Vielmehr böte sich die Gelegenheit innovativ und verantwortungsbewusst zu handeln. Stellt sich aber auch die Frage, warum dies nicht vorher geschah.
Wie beinahe überall auf der Welt, ist der größte Wasserverbraucher die Landwirtschaft. Mit 60 Prozent beansprucht sie auch hier den größten Teil des Wassers. Doch durch besseres Wassermanagement und bessere Infrastruktur könnte der Verbrauch erheblich reduziert werden. Die Bewässerungssysteme sind schlecht und die Landwirte halten sich oft nicht an die Auflagen zum Verbrauch. Auch in der Industrie und in Privathaushalten gehen 37 Prozent des Wassers aufgrund mangelnder und veralteter Infrastruktur verloren.
Für die Balobedu, ein von Frauen geführtes Volk im Nordosten Südafrikas, ist der ausbleibende Regen keine Überraschung. Das Oberhaupt dieses Volkes ist die Regenkönigin. Sie hat die Macht Regen herauf zu beschwören und das ganze Land mit ausreichend Wasser zu beschenken. Doch seit dem Tod der letzten Regenkönigin, werden Balobedu von einem Mann angeführt, da die zurzeit erst elf Jahre alte Erbin in Johannesburg aufwächst. Die Balobedu sind davon überzeugt, dass die ausbleibenden Niederschläge auf das Fehlen der Regenkönigin zurückzuführen ist und beten daher zu ihren Göttern um Regen.
Wissenschaftlich werden die weltweiten Dürren anders betrachtet. Zum einen wird über den Klimawandel diskutiert und zum anderen das Wetterphänomen ‘ El Niño‘ für die Dürren verantwortlich gemacht. Dieses Wetterphänomen ist ein ungewöhnliches, nicht zyklisches Auftreten veränderter Strömungen im ozeanographisch-meteorologischen System (El Niño-Southern Oscillation, ENSO) des äquatorialen Pazifiks. El Niño (spanisch für Kind; hier Christuskind) tritt um die Weihnachtszeit auf und beeinflusst die Wettermuster auf drei Vierteln der Erde.
In der Vergangenheit trat El Niño in Intervallen von sieben bis zehn Jahren auf. Mittlerweile ist er alle zwei Jahre zu verzeichnen. Im Mai 2015 legte sich das Wetterphänomen El Niño in den Pazifik und erhöhte die Ozeantemperaturen auf ihr höchstes Niveau seit 1997. Wir erleben jetzt die stärksten El Niño-beeinflussten Wettermuster des Jahrzehnts. Sogar schon 2016 erlebten unter anderem Süd- und Ostafrika noch die damit verbundene Dürre.
Südafrika liegt mit einem Niederschlag von 300-500 mm jährlich pro Quadratmeter sowieso schon weit unter dem weltweiten Durchschnitt. Die klimatischen Bedingungen in Afrika sind regional sehr unterschiedlich. Am Äquator regnet es viel, während die Niederschläge in der Sahara extrem gering sind. In Westafrika hingegen wechseln sich Dürren und Niederschläge unregelmäßig ab. Da drei von vier Afrikanern von Grundwasser abhängig sind, ist die Speicherung von Niederschlagswasser dringend notwendig.