Der Bund plant 125.787 Fässer radioaktiven Mülls und Chemieabfälle aus dem ehemaligen Salzbergwerk Asse wieder an die Oberfläche zu bringen. Laut neuen und unveröffentlichten Untersuchungen ist das wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit. Im Bergwerk liegen tausende Fässer mit schwach- und mittelradioaktive Abfällen von Atomkraftwerken, Forschungseinrichtungen und der kerntechnischen Industrie.
Im Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel wurden zwischen 1967 und 1978 125.787 Fässer mit radioaktiven Müll und Chemieabfälle eingelagert. Mittlerweile ist die geologische Struktur des Standortes teilweise instabil und es sickert Wasser herein. Der Zustand des Atommülllagers Asse (Landkreis Wolfenbüttel) verschlechtert sich zunejmend. Daher plant das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Rückholung der Fässer an die Oberfläche. Wie das BfS mitteilte, hat sich der Zufluss von salzhaltiger Lauge an einer Stelle verdoppelt. An einem 750 Meter tiefen Beobachtungspunkt werden täglich etwa 500 Liter Flüssigkeit aufgefangen. Kurze Zeit zuvor waren es nur 200 Liter am Tag. Insgesamt sickern täglich über 12.000 Liter Salzlösungen in das Chemie- und Atommülllager ein. Der Ursprung der einsickernden Salzlösungen kann nicht genau ermittelt werden.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) analysierte Probebohrungen und kam zu dem Ergebnis, dass der planmäßige und für die sichere Bergung benötigte Schacht 5 kann nicht an geplanter Stelle erbaut werden. Sollte sich das Zwischenergebnis der vorläufigen Untersuchung bestätigen, dann ist die gesamte Rückführung der Fässer in Frage gestellt. Seit dem 1. Januar 2009 ist das Bundesamt für Strahlenschutz Betreiber der Schachtanlage Asse und hat die Pläne eines Schließungskonzept seines Vorgängers verworfen. Die BfS hat darauf hingewiesen das eigentlich nur ein Standort in Frage kommen würde wo der Bergungsschacht gebaut werden kann, da an allen anderen Stellen der Untergrund nach jahrzehntelangen Salzbergbau zu stark ausgehöhlt ist. Es wurden Erkundungsbohrung an dem einzig verbleibenden Ort durchgeführt. Die Ergebnisse der Bohrung werden noch ausgewertet.
Laut einem unveröffentlichten Bericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) vom 25. März 2015 heißt es, dass die laut den Vorplanungen des BfS „erwartete Hauptsalz der Staßfurt-Folge im gesamten Bohrverlauf nicht angetroffen wurde“. Die Resultate zeigten, dass sich „die Salinarstruktur der Asse im zu bewertenden Teufenbereich stark verengt“ und „entgegen der Vorplanungen nicht genügend Salzvolumen (…) für das Abteufen eines Schachtes und der Auffahrung von Infrastrukturräumen zur Verfügung steht“. Das BfS wies die Erkenntnisse der BGR zurück und erklärte, dass es sich bei der Analyse lediglich um eine „eine Tischvorlage, die den Eindruck eines abschließenden Berichts erweckt“ handele. Teilnehmende Wissenschaftler eines Fachgesprächs sind sich einig „dass die Unterlagen in ihren Schlussfolgerungen fachlich nicht fundiert sind und deshalb überarbeitet werden muss“. Auftraggeber der Analyse durch den BGR ist das BfS selber.
Die Bergung der Fässer ist seit 2013 gesetzlicher Auftrag. Das „Lex Asse“ genannte Bundesgesetz gilt als primäres Ziel der Bundesregierung. Die Kosten für die Bergung sind noch unbekannt. Es ist geplant das Vorhaben bis 2033 abzuschließen.