Milchiges-Wasser

Wolfgang Fischer ist jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn er sich Trinkwasser aus seinem Hahn abfüllt. Ihm fließt eine Art „Milch“ entgegen, wie er dieses weißgetrübte Trinkwasser versucht zu beschreiben. Die Behörden geben Entwarnung. Das Trinkwasser ist von bester Qualität und chemisch einwandfrei. Wolfgang Fischer ist mit der Antwort nicht zufrieden.

Einige Haushalte im Ortsteil Bindsachsen der hessischen Gemeinde Kefenrod im Wetteraukreis wundern sich, wenn sie ihren Wasserhahn aufdrehen. Das Wasser ist nicht klar, sondern milchig. Die Behörden geben Entwarnung, denn es handele sich um ein physikalisches Phänomen in Bindsachsen. Das Wasser klart nämlich nach ein paar Sekunden komplett auf. Das Phänomen trat 2013 zum ersten Mal auf. Seitdem fliesst bei einigen Haushalten aus dem Hahn dieses milchige Wasser. Trotz Beteuerungen der Behörden, es gebe keine Beeinträchtigung des Trinkwassers. Nach Ansicht von Fischer wurde die Ursache von Seiten der Behörden nie lückenlos aufgeklärt, weshalb es mit den Beteuerungen wenig zufrieden ist. Die Sorge bleibt.

Der Fachdienst Gesundheit des Wetteraukreises erklärt die Trübung mit einem harmlosen Eintrag gefilterter Außenluft. Die wird gemacht, um den PH-Wert des Trinkwassers anzuheben. Die Gemeinde verwendet bei der Aufbereitung keine Chemie und ist stolz darauf. Dies könnte auch die Erklärung dafür sein, dass Fischer hören kann, wie das Trinkwasser nach dem Abfüllen in einer Glasflasche leise sprudelt und sich aufklart.

Das Trinkwasser des Wetteraukreises überwacht das Gesundheitsamt. Die Trink­was­ser­un­ter­su­chun­gen Trink­was­ser­un­ter­su­chun­gen im größ­ten Ke­fen­rö­der Orts­teil Bind­sach­sen werden sechsmal jährlich routinemäßig durchgeführt. Zwei Mal im Jahr gibt es eine umfassende Untersuchung. Die Proben werden sowohl an den Gemeindebrunnen als auch in Gemeindehäusern genommen, da es dort spezielle Wasserhähne für Probeentnahmen gibt. . „Das Was­ser ist che­misch ein­wand­frei und ent­spricht voll der Trink­was­ser­ver­ord­nung“, wurde Fischer im Juni mit einem Schrei­ben der Kreisbe­hör­de mitgeteilt. „Das Trink­was­ser ist in Ord­nung, es ist nur ein phy­si­ka­li­sches Phä­no­men“, erklärt auch Bürgermeister Rudolf Kessler (CDU).

Fischer bleibt skeptisch. Er vertraut einerseits darauf, das Trinkwasser weiter konsumieren zu können, denn es sei bekömmlicher als Mineralwasser. Was ihm allerdings Sorgen bereitet ist das dieses Phänomen in Intervallen auftaucht. Mal erhält er wochenlang das milchige Wasser hin und wieder. Dann auch mal monatelang gar nicht. Jetzt bekommt er dauerhaft das milchige Wasser, immer zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Gemeinde erklärt, dass Phänomen trete nicht permanent auf. Fischer bleibt kämpferisch, will die lückenlose Aufklärung des Phänomens.

„En­de Mai 2013 ha­be ich das er­ste Mal feins­te Gas­bla­sen im Trink­was­ser be­merkt“, so Fi­scher. Kurze Zeit später gab es Veröffentlichungen des ehemaligen Bürg­er­meis­ters Bernd Kling (SPD) im Ge­mein­de­blatt. „Er be­rich­te­te über zwei Din­ge. Ein­mal gab es ei­ne Ver­un­rei­ni­gung des Trink­was­sers durch ei­nen pri­va­ten Haus­halt, so­dass das Was­ser vor­über­ge­hend ge­chlort wer­den muss­te. Er be­rich­te­te aber auch von ei­ner Ein­trü­bung, durch fein ver­teil­te Luft­bläs­chen“, erinnert sich Fischer. Die Eintrübung stehe „nicht in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang mit der mi­kro­bio­lo­gi­schen Ver­un­rei­ni­gung durch den pri­va­ten Haus­halt“, wie der Bürgermeister darstellte.

„Ich ha­be aber ge­dacht, dass es ei­nen Zu­sam­men­hang gibt, weil es den glei­chen Zeit­raum be­traf. Ir­gend­wo muss es auf­ge­tre­ten sein, und es be­trifft nur Bind­sach­sen“, so Fischer. Die Chlorung konnte Ende Juli 2013 eingestellt werden. Die Mikrobiologische Verunreinigung sei nicht mehr gegeben. Doch die Eintrübung kam seit dem Zeitpunkt immer wieder. Fischer hakte immer wieder nach. Er hat mittlerweile einen ganzen Stapel an Korrespondenz mit den Bürgermeistern, Mitarbeitern der Gemeindebehörden, der Kreisbehörde, dem Hessischen Umweltministerium und sogar mit einer Bürgerin, die einen „„öli­gen Ge­ruch des Was­sers“ be­män­gel­te.

Die Erklärungen für das Phänomen sind vielfältig, doch scheinbar alle falsch. Es wurde angenommen, dass die Ursache ein Haarriss in der Leitung oder ein defektes Be­lüf­tungs­ag­gre­gat sein könnte. Als beides behoben war, kam trotzdem wieder milchiges Wasser. Eine weitere Erklärung waren Luftblasen, die sich in der berg- und tal­bah­nar­ti­gen Lei­tung auf den Ber­gen bil­de­ten und nur lang­sam wie­der „aus­schlei­chen“. Zwei weitere mögliche Ursachen sind die Hauswasserinstallation oder unterschiedliche Rohrdurchmesser. Die Erklärung mit der zugesetzten gefilterten Außenluft für die Anhebung des PH-Wertes stimmt Fischer als Erklärung überhaupt nicht zufrieden. Diese wird nach Angaben der Gemeinde seit 2008 angewandt. „Ich bin aber erst 2011 ein­ge­zo­gen, und da war das Was­ser noch nicht weiß“, so Fischer. Im August steht die nächste Wasseruntersuchung an. Diesmal wird auch eine Probe aus dem Wasserhahn in Fischers Küche.

 

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