Wasserkriese

Wissenschaftler warnen vor Verschärfung der globalen Wasserproblematik 


2020 hat jeder Dritte weniger als die Hälfte des benötigten Wassers“, hieß es im Frühjahr 2011 bei der Konferenz des „Canadian Water Network International“. Die Wissenschaftler seien sich einig, dass keine Gesellschaft und kein Ökosystem künftig von Änderungen im Wasserhaushalt der Erde verschont bleiben würde. Wie die aktuellen Prognosen zeigten, deute alles auf eine deutlichere und frühere Verschärfung der Wasserkrise hin.


Zurückzuführen sei dieses Szenario auf den Klimawandel und die steigende Nachfrage nach Wasser insbesondere in der Energiegewinnung und der Landwirtschaft. Nach Schätzungen der Forscher werde bereits innerhalb einer Generation die Nachfrage nach Wasser um etwa 40 Prozent höher liegen als das Angebot. Im Klartext bedeute dies, dass weltweit jeder dritte Mensch nur die Hälfte der Wassermenge zur Verfügung haben wird, die er für seine Grundbedürfnisse benötigt. Neben den industriellen Faktoren und der rasanten Zunahme der Weltbevölkerung werde eine zusätzliche Knappheit der wertvollen Ressource durch die klimatischen Veränderungen entstehen.

Auf der einen Seite werde an vielen Orten die Versteppung und Ausbreitung von Wüsten voranschreiten, an anderen Orten werden Flutkatastrophen zunehmen. Die „Jahrhunderthochwässer“ wie zuletzt in Pakistan und Australien könnten sich alle 20 Jahre wiederholen. „An manchen Orten wird es zuviel Wasser geben, an anderen zu wenig, ohne dass wir genau vorhersagen können, wo“, sagte Zafar Adeel, Vorsitzender von UN-Water. Im Jahr 2007 wurde der vierte und jüngste UNOKlimabericht veröffentlicht, der für 2020 vorhersagte, dass weltweit rund jedem vierten Menschen der Zugang zu ausreichend Wasser fehlen wird. Nur vier Jahre später malen die Wissenschaftler des Canadian Water Network (CWN) ein noch düstereres Bild.

Mit der Verschärfung der globalen Wassersituation nehme die Bedeutung der Wassertechnologien und -dienstleistungen zu. Der Markt in diesem Sektor belaufe sich heute schätzungsweise auf rund 400 Milliarden US-Dollar und soll sich bis 2020 um das 2,5-fache auf eine Billion US-Dollar erhöhen. Das wäre dann knapp ein Viertel der weltweiten Bauindustrie von aktuell 4,5 Billionen USDollar.

Einsatzbereiche gebe es genügend, um gegen die voranschreitende Wasserkrise vorzugehen, vom Aufspüren von Wasservorkommen, besserem Wassermanagment, Filterung, Desinfektion über Entsalzung, Verbesserung der Infrastruktur bis hin zur Linderung von Flutschäden und Einsparungen von Wasser in Haushalten, Industrie und Landwirtschaft. „Die wichtigsten Technologien zur Bewältigung des Wasserproblems existieren bereits. Dringender als deren weitere Entwicklung brauchen wir daher den politischen Willen für ihre Umsetzung, denn selbst internationale Abkommen sind ohne Handlungen auf lokaler Ebene zahnlos“, erklärte CWN-Wasserexpertin Margaret Catley-Carlson gegenüber pressetext in einem Interview.