Grundwasser eignet sich immer weniger als Trinkwasser

Grundwasser ist mit 75 Prozent die größte Trinkwasserressource für die Bundesbürger. Das Düngemittelproblem wird von der Regierung nur unzureichend angegangen. Jetzt fordern Umweltverbände mit einem Eckpunktepapier eine strengere Düngeverordnung. Die Nitratbelastung steigt rapide. Eine Trendumkehr ist aus vielerlei Gründen notwendig.

Die intensive Agrarwirtschaft führt zu einer ständigen Zunahme der Nitratbelastung im Grundwasser. In einem Eckpunktepapier mit zehn Forderungen drängen die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, Grüne Liga, Naturschutzbund Deutschland (NABU), WWF Deutschland und der Deutsche Naturschutzring (DNR) die Bundesregierung bei der neuen Novelle zur Düngeverordnung entsprechende Maßnahmen einzuführen, um die Nitrat- und Phosphatbelastung zu reduzieren. Laut dem Eckpunktepapier sei das Ziel der Bundesregierung den Düngemitteleinsatz auf ein umweltverträgliches Niveau zu reduzieren verfehlt worden. Die Situation hat sich sogar verschlechtert. In zahlreichen Gebieten der BRD ist infolge der Massentierhaltung und Biogasanlagen der Stickstoffüberschuss drastisch gestiegen. Neben den Böden wird auch Luft und Gewässer verunreinigt.

Mehr als die Hälfte der Grundwasservorkommen haben zu hohe Nitratwerte und ein Viertel überschreitet die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Zahlreiche Brunnen mussten in tiefere Schichten verlagert oder ganz aufgegeben werden. In der bisherigen Fassung der Düngeverordnung werden viele Nährstoffströme nicht berücksichtigt. Dennoch gelangen sie in die Umwelt und richten Schäden an. Die Dokumentation der Agrarbetriebe über den Nährstoff-Input und –Output ist der aktuellen Fassung zu lückenhaft. So müssen Nährstoffe aus Biogassubstrat nur teilweise erfasst werden. Bei Geflügelbetrieben würden angeblich 40 Prozent des Stickstoffs gasförmig entweichen und müssen ebenfalls nicht dokumentiert werden.

Erfasst werden diese Mengen nicht, dennoch lassen sie sich in der Umwelt nachweisen. Die gasförmige Stickstoffemission führt zur Versauerung der Böden die maßgeblich zu Verlusten der Lebensraumvielfalt und –qualität und somit zum Artenverlust beiträgt. Hinzu kommen die Kosten von schätzungsweise 25 Milliarden Euro für die Sicherung des Trinkwassers, welche die Verbraucher tragen und nicht die Verursacher. Die Überdüngung ist in der Umwelt zu finden, doch aufgrund der mangelnden Dokumentation der Agrarbetriebe sind die Verursacher nicht detailliert zu ermitteln. Ansonsten könnten die Kosten den Agrarbetrieben aufgebürdet werden.

Die Bundesregierung hat nicht nur ihre selbst gesteckten Ziele verfehlt, sondern auch die Vorgaben der der EU-Wasserrahmenrichtlinie für die Küstengewässer nicht erfüllt, die Ziele der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der Nord- und Ostsee nicht erreicht, ganz zu schweigen von den Vorgaben der Grundwasserrichtlinie. Die EU-Kommission hat bereits mit Klage gedroht, falls die Bundesregierung das Problem in den Griff bekommt (EU droht Deutschland mit Klage). Es drohen hohe Schadensersatzzahlungen, die letztlich wieder der Steuerzahler aufgebürdet bekommt. Mit den zehn Forderungen der Umweltverbände wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung getan, um endlich das Düngemittelproblem wirkungsvoll anzugehen.

Notwendige Eckpunkte für die Novelle des Düngerechts

1. Einführung einer vollständigen Hoftorbilanz
2. Sanktionierung bei Überdüngung einführen
3. Obergrenze für Nährstoffe muss Gewässerbelastung senken
4. Einrichtung einer Dünge-Transportdatenbank in Verbindung mit einer DüngerVerbringungsverordnung
5. Sperrfrist für die Ausbringung von Dünger
6. Lagerraum für Gülle ausweiten
7. Obligatorische Nährstoffproben im Herbst und Düngung begrenzen auf maximal 10 Prozent unter Entzug bei Höchstertrag
8. Pufferstreifen zu Gewässern ohne Düngung festlegen
9. Unverzügliche Einarbeitung von Gülle zur Senkung der Ammoniakemissionen
10. Günstige Rahmenbedingungen für Festmistwirtschaft schaffen