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Nestlé fördert Wasser ohne Lizenz im dürregeplagten Kalifornien

NewsNestlé fördert Wasser ohne Lizenz im dürregeplagten Kalifornien

Wegen der Jahrhundertdürre in Kalifornien sind die Bürger und die Landwirtschaft angewiesen extrem Wasser zu sparen. Die Wasservorräte sind so knapp wie nie zuvor und reichen kaum noch für ein Jahr. Doch Nestlé füllt weiter Millionen von Litern kalifornisches Quellwasser in Flaschen, obwohl die Lizenz seit über 25 Jahren abgelaufen ist.

Nestlé kommt aus den Skandalen nicht heraus. Für weltweiten Medienrummel sorgten diesen Sommer die mit Blei verseuchten Maggi-Fertigsuppen in Indien, dann waren die veröffentlichten Unternehmensergebnisse enttäuschend und jetzt sorgt der Lizenz-Skandal in Kalifornien für heftige Kritik. Schon länger stand Nestlé in der Kritik ausgerechnet in dem von einer Mega-Dürre betroffen Kalifornien Millionen von Litern Wasser in Flaschen zu füllen. In Kalifornien hat es seit vier Jahren kaum geregnet, die Wasservorräte reichen gerade mal noch für ein Jahr. In einer Petition mit 135.000 Unterschriften wird gefordert, dass Nestlé seine Wasserentnahme einstellt. Auch die von Nestlé genutzte Quelle in einem Indianerreservat stößt auf Kritik. Als jetzt noch bekannt wurde, dass zwei Lizenzen abgelaufen sind und Nestlé widerrechtlich Wasser abpumpt, um Flaschenwasser zu produzieren, ist der Mega-Skandal perfekt.

Die Zeitung ‘The Desert Sun‘ stellte bei ihrer Recherche fest, dass die Lizenz von Nestlé um Wasser vom Strawberry Canyon durch den National Forest von San Bernardino zu transportieren, bereits im Jahr 1988 abgelaufen ist. Dieses Wasser wird für die Marke Arrowhead verwendet, die damit wirbt ein natürliches Bergquell Wasser zu sein. Auch hatte die Zeitung nachweisen können, dass die US-Waldaufsicht ihren Pflichten nicht nachgekommen ist und versäumt hat die Auswirkungen der Entnahme durch Nestlé zu beurteilen.

Umweltorganisationen haben sofort reagiert und eine Klage gegen die US-Waldaufsicht eingereicht. „Wir Kalifornier haben unseren Wasserverbrauch im letzten Jahr wegen der historischen Dürre stark reduziert, aber Nestlé hat sich geweigert, seinen Teil zu leisten“, sagte Michael O’Heaney von einer der Klägerorganisationen gegenüber der ‘LA Times‘. „Bis der Einfluss von Nestlés Aktivitäten eingehend untersucht worden ist, muss die Waldaufsicht den Hahn zudrehen.“

Nestlé spielt das Thema herunter. Die US-Waldaufsicht habe Nestlé wiederholt zugesichert, dass es keine Verstöße gebe und alles korrekt sei. Zudem entsprechen die pro Jahr entnommenen 2.700 Millionen Liter Wasser aus den 12 Mineralwasserquellen gerade mal so viel wie die Bewässerung von zwei kalifornischen Golfplätzen, betont Tim Brown, Chef von Nestlé Waters Nordamerika. Außerdem wurden die jährlichen Gebühren immer für die Wasserentnahme immer korrekt entrichtet – die gesamten 524 US-Dollar Jahresgebühr für die 2.700 Millionen Liter Wasser.

Eine weitere Genehmigung, die 1994 abgelaufen ist, betrifft die Entnahme von Wasser durch die Cucamonga Valley Water District aus den Quellen des Deer Canyon im National Forest. Die Wasserbehörde verkauft das Wasser an Nestlé weiter. Durch den Medienrummel bleibt der Behörde nichts anderes übrig als die Versäumnisse mit höchster Dringlichkeit anzugehen. „Seitdem dieses Thema angesprochen worden ist und mir bewusst wurde, wie lange die Genehmigung bereits abgelaufen ist, hat dieses wieder aufgenommene Projekt Priorität“, sagte Jody Noiron, Beauftragte des San Bernardino National Forest. „Das erste Mal, dass ich mir dessen wirklich bewusst wurde, war der Zeitpunkt, als die E-Mails und die Briefe ankamen.“

Jody Noiron entschuldigte sich für die Nachlässigkeit bezüglich der vernachlässigten Genehmigungen und erklärte, dass die Prioritäten im San Bernardino National Forest in den letzten Jahren bei den Folgen der Waldbrände und den Genehmigungen für Stromleitungen, Öl- und Gaspipelines, der neuen Bahnstrecke durch den Canyon Pass sowie den neuen Wasserversorgungsleitungen für die Metropoliten Water District lagen. Sie habe viel über die abgelaufenen Genehmigungen gelernt und auch für ihre Mitarbeiter ist das zur Chefsache erklärt worden.

Das US-Landwirtschaftsministerium ließ verlauten es habe Pläne zur Durchführung einer Umweltanalyse erstellt. Laut dem National Environmental Policy Act (NEPA) ist zur Erstellung einer Genehmigung eine Umweltprüfung zwingend erforderlich. Allerdings dauert so eine Überprüfung zwischen 18 Monaten und zwei Jahren. Daher ziehen die Beamten des National Forrest im Hinblick auf die schwere der Dürre auch eine „Übergangsbedingung“ in Betracht. Wie diese aussehen könnte sei jedoch noch unklar. Für Steve Loe, einem ehemaligen Biologen der Forstverwaltung gibt es nur eine Lösung. Die Nutzung des Wassers aus den beiden Canyons Strawberry und Deer müssten sofort unterbunden werden, bis die Ergebnisse aus der Umweltprüfung vorliegen.

Das wäre die logischste und sinnvollste Lösung, denn die Behörden wissen derzeit gar nichts über die Auswirkungen, welche die Entnahme des Wassers auf die Umwelt hat. Die Behörde verfolgt nämlich nicht die Entnahmen der Wassermengen von Inhabern der Genehmigungen wie Nestlé. „Die Wassernutzung zu verfolgen liegt in der Verantwortung des Staates“, sagte Randy Moore von der Forstverwaltung. „Wir sehen mehr danach, was benötigt wird um in dem System zu bleiben und es produktiv und umweltgerecht zu gestalten“. Die einzige Datenlage die es gibt kommt von Nestlé. Das Unternehmen überwache die Umgebung um die Quellen und verwalte die Entnahme im Sinne der Nachhaltigkeit. Zudem würde der Flusspegel unterhalb der Quellen erfasst und die Fließmenge aufgezeichnet.

„Wir werden auch weiterhin unsere Wassernutzung überwachen und festhalten und mit den Behörden des Bundes und der Länder und den lokalen Aufsichtsbehörden sowie anderen Interessengruppen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten keinen wesentlichen Einfluss auf die Wassereinzugsgebiete, in denen wir tätig sind, haben“, sagte Nestlé. „Wir unterstützen umfassende, transparente und ausgewogene Kontrollen für alle Wassernutzer.“

Schöne Worte, doch kritisch zu betrachten. Nestlé ist in der Vergangenheit mehrmals negativ aufgefallen, was die massive Ausbeutung von Wasserressourcen und damit einhergehenden Umweltschäden in anderen Regionen anging. Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. Die National Forest Behörde versucht indes die Leute zu beschwichtigen. „Wir werden beurteilen, welche Folgen ihr Tun für den National Forest hat und diese Information für eine Entscheidung darüber nutzen, ob eine erneute Genehmigung erteilt werden soll. Und wenn sie ausgestellt wird, zu welchen Bedingungen und Konditionen diese Genehmigung die natürlichen Ressourcen schützen wird“, so Noiron. Außerdem würden die neuen Gesetze, die es in den 70er Jahren bei der Erstellung der damaligen Genehmigung noch nicht gab, einbezogen.

Realistisch betrachtet wird sich wohl kaum etwas ändern. Multinationale Konzerne wie Nestlé haben einfach zu viel Macht. Es wird mit Sicherheit eine „Übergangsgenehmigung“ erstellt und nach der Umweltprüfung eine neue Genehmigung herausgegeben – trotz Wasserknappheit und Rekorddürre. Alles andere käme einem Wunder gleich.

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