Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, hätte sich Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck denken sollen, als er sagte, dass Nestlé nicht schweizerisch ist. Als hätte die Eidgenössische Regierung ihn beim Wort genommen, verbannt sie die Nestlé-Flaschen aus dem Pavillion der Schweiz für die EXPO 2015 in Mailand. Nestlé ist nicht vereinbar mit einer nachhaltigen Schweiz.
Als der Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck von Radio SRF zum Thema Einwanderung befragt wurde, sprach er sich gegen eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze aus. „60 Prozent unserer Forschungsausgaben sind in der Schweiz“, so Brabeck. Nestlé braucht Fachkräfte und könnten durch ein verschärftes Einwanderungsgesetz keine Fachkräfte zu bekommen sein, „müssen wir Forschungszentren ins Ausland verlegen.“ Der Verwaltungsrat ist in erster Linie den Aktionären verantwortlich. „Nestlé ist nicht schweizerisch“, betonte der Verwaltungsratspräsident, denn die Aktionäre sind zu zwei Dritteln in ausländischer Hand.
Die Eidgenossenschaft sieht das anscheinend nun auch so und verbannt die Nestlé-Flaschen vom Schweizer Pavillon auf der diesjährigen Mailänder Expo. Der Schweizer Pavillon wird aus vier Türmen bestehen, die mit Wasser, Salz, Kaffee und Apfelringen gefüllt sind. Doch statt, wie ursprünglich vorgesehen, Nestlé-Flaschen in den Turm zu geben, wird den Besuchern nun lokales Trinkwasser angeboten. Die Besucher können Wasser mit Pappbechern aus dem im Turm eingebauten Wasserhähnen beziehen und ihren Durst stillen.
Das Ausschließen von Nestlé hatte nichts mit dem Interview zu tun. Vielmehr reagierte die Präsenz Schweiz damit auf die Kritik vom großen Engagement des Unternehmens am Schweizer Expo-Auftritt. Das Parlament bewilligte 23,1 Millionen Franken für den Expo-Auftritt. Zusätzliche acht Millionen Franken kamen von Sponsoren, wobei davon drei Millionen alleine von Nestlé sind. Der Multinationale Konzern sollte zwei der vier Türme sponsern. Da allerdings Nestlé weltweit wegen dem Vermarkten von Wasserressourcen und dem Ankauf von Quellen in die Kritik geraten ist, sei es schwierig ein Bild von einer nachhaltigen Schweiz und dem größten Flaschenwasserproduzenten der Welt zu vermitteln. „Wir haben uns die Wasserfrage gestellt, wir haben überlegt und zugehört“, sagte Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz. Die Themen der diesjährigen Weltausstellung in Mailand vom 01. Mai bis 31. Oktober sind Ernährung, Nachhaltigkeit und Ressourcenverteilung. „Die Kommerzialisierung von Wasser ist alles andere als nachhaltig“, sagt Nationalrätin Martina Munz (SH/SP).
Die Besucher können sich so viele Salzsäckchen, Wasserbecher, Apfelringe und Kaffeepäckchen mitnehmen, wie sie wollen. Je weniger in den vier Türmen ist, desto mehr senkt sich der Boden der Besucherplattform. Die Schweiz will damit verdeutlichen, dass jeder einzelne Verantwortung über die vorhandenen Ressourcen trägt. Wenn die Türme leer sind, bleiben sie auch eine Weile leer. „Auch die Leere vermittelt eine Botschaft“, erklärt Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz, nämlich, „dass die anderen alles bereits genommen haben“.
Nestlé hätte in dieses Konzept wirklich nicht hineingepasst, denn in vielen Teilen der Erde hat Nestlé Brunnen und Grundwasserressourcen bis auf das äußerste ausgebeutet. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Außerdem ist der Konzern ja auch eher daran interessiert so viel Flaschenwasser zu verkaufen wie nur irgendwie möglich, anstatt nachhaltig mit Wasser umzugehen. Es ist und bleibt ein auf Profit ausgerichtetes Aktienunternehmen. Von der Co2 Belastung bei der Herstellung und dem Vertrieb von Flaschenwasser und der Umweltproblematik von PET-Flaschen mal ganz abgesehen. Hätte der Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck in dem Interview bloß nicht den Teufel an die Wand gemalt, denn jetzt steht es außer Frage. Nestlé ist nicht schweizerisch.