Kaffee in Kapseln für die Nespresso Maschine sind zu einem Megatrend geworden. Das Schweizer Unternehmen Nestlé fährt Rekordgewinne mit diesen Produkten ein. Der nächste Clou: Eine schön designte Maschine für Babymilch-Kapseln. Kapsel rein, Babyfläschchen drunter und Knöpfchen drücken. Genau wie Mama sich ihren Kaffee macht, bekommt das Baby sein Milchpulver aufbereitet.
Es grenzt schon an Wahnsinn. Nestlé führte tatsächlich eine Aufbrühmaschine für Ersatz-Muttermilch-Kapseln ein. Die beliebten Kaffeemaschinen-Kapseln Nespresso und Dolce Gusto sind mittlerweile in vielen Haushalten zu finden. Nicht zuletzt, da sie extrem cool und zeitgemäß sind, wie die Werbung, unter anderem mit George Clooney, uns weiß machen will. Die neue Kapsel-Maschine für das Babyfläschchen nennt sich BabyNes. Das Design ist grandios, die Ausstattung und Möglichkeiten vielfältig. Doch jeder klar denkende Mensch muss sich eingestehen, dass dies jenseits jeder Normalität ist. Ersatz-Muttermilch in Kapseln, der neue Wahnsinn von Nestlé.
Kapseln sind Umweltverschmutzer, sie sind überteuert und können Schadstoffe in der Verpackung enthalten. Ob sie einen geschmacklichen Vorteil haben ist zu bezweifeln. Sie dienen nur der eigenen Bequemlichkeit. Trotzdem sind Kaffee, Kakao und Tee in Kapseln sind der Renner in deutschen Küchen. Da dieser Markt für die Unternehmen so profitabel ist, kommen immer neue Produktideen auf den Markt. Coca-Cola und auch der Suppen-Dosen Hersteller Campbell wollen auf den profitablen Zug aufspringen.
Der Softdrink Hersteller hat sich im Jahr 2014 für 1,25 Milliarden Dollar an Green Mountain Coffee beteiligt, der unter dem Namen ‘Keurig‘ sowohl Kaffeemaschinen und die dazugehörigen Kapseln herstellt. Dieses Unternehmen ist der umsatzstärkste Kaffeekapsel-Hersteller der USA. Schon kurz nach der Partnerschaft verkündeten die Konzerne ihr geplantes Projekt. Sie entwickelten das erste Kapsel-System für Kaltgetränke namens ‚Keurig Kold‘. Auch Pepsi hat solch ein System auf den Markt gebracht. Ab 2016 soll es auch in Europa erhältlich sein.
Suppenhersteller Campbell ist genau wie Coca-Cola mit Green Mountain Coffee eine Allianz eingegangen. Sie bieten jetzt „frisch gebrühte Suppen“ durch das Kapsel-System an. Eigentlich ist es ein Suppen-Kit. Ein Beutel mit Instant-Nudeln und getrocknetem Gemüse wird in die Tasse gegeben. Aus der Kapsel kommt die heiße Brühe. Eigentlich ist dies nichts anderes als eine normale Fertigsuppe, die mit einem Wasserkocher zubereitet wird. Damit der Kaffee danach nicht nach Suppe schmeckt sorgt die Selbstreinigungs-Funktion.
Der Kapselmarkt boomt und ist hart umkämpft. Die deutsche Unternehmerfamilie Reimann kaufte für 13,9 Milliarden den Kapsel-Riesen Keurig. Die Übernahme gehört zu den Plänen von Reimann einen neuen Kaffeegiganten zu erschaffen. Zu der Holding JAB gehören bereits Marken wie Jacobs, Senseo und Tassimo. Die JAB Holding ist nach Nestlé nun weltweit am stärksten vertreten.
Und nun kommt Nestlé mit dem Babymilch-Kapsel-System. Der Irrsinn scheint keine Grenzen zu kennen. Überhaupt ist Nestlé stark in diesem Industriezweig. Der Unternehmensbereich Nestlé Nutrition beinhaltet die Bereiche Schwangerschaft und Neonatalogie, Kindheit (Kleinkindernährung, Wachstum und kognitive Entwicklung, Beikost, Immunfunktion und Probiotika) sowie Allergien und Immunität (Immunfunktion und Probiotika, Allergie-Management, Nahrungsmittel-Allergie, Toleranzinduktion). Diese Sparte macht in etwa 10 Prozent des Gesamtjahresumsatzes von Nestlé aus (Nestlé Jahresumsatz 2014 rund 91,6 Milliarden Schweizer Franken, Nestlé Nutrition Jahresumsatz 2014 rund 9,6 Milliarden Schweizer Franken).
In der Schweiz und in Frankreich ist BabyNes schon zu haben. Zurzeit erobert BabyNes die USA. Nestlé ist ein Meister im Marketing. Für BabyNes findet auf Twitter aggressive Werbung statt. Die Frauen bejubeln das neue System von Nestlé. Als Mutter müsse man jetzt nicht immer fit oder präsent sein, denn auch Papa kann schnell eine Baby-Flasche zubereiten. Als nichtstillende Mutter müsse nicht auf die Ernährung geachtet werden oder die Brust würde nicht in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings ist nichts davon zu hören, dass Muttermilch in den ersten sechs Monaten das mit Abstand beste für ein Baby sind. Nestlé bietet BabyNes sogar mit einer 90 Tage Testversion an. Selbst bei Nichtgefallen, dürfte die natürliche Milchproduktion bei der Mutter nach 90 Tagen versiegt sein.
Nestlé bietet ein ganzes Sortiment an Babymilch in Kapseln. Es gibt sechs Versionen im Standard-Sortiment (erster Monat, zweiter Monat, 3 bis 6 Monate, 7 bis 12 Monate, 13 bis 24 Monate und 25 bis 36 Monate). Das HA-Sortiment wurde speziell für Allergiegefährdete Babys entwickelt und die Babymilch SENSITVE ist für Babys mit leichten Verdauungsstörungen. Ginge es nach Nestlé sollten Babys also drei Jahre lang ihre Milch aus der Kapsel bekommen. Die BabyNes Maschine kostet rund 200 Euro. Eine Packung mit 26 Kapseln von 90 – 240 ml, je nach Alter des Babys, zwischen 41 und 46 Euro. Bei nur drei Mahlzeiten am Tag sind es fünf Euro täglich. Ein Baby braucht jedoch wesentlich mehr Mahlzeiten.
Um das Babymilch Kapsel-System noch attraktiver zu machen und den Preis zu rechtfertigen, bietet Nestlé etliche Online- und Service-Dienstleistungen an. Das beinhaltet etwa ein Überwachungssystem, kostenlose Beratung und ein „My BabyNes Konto“. Auf der BabyNes Webseite steht folgendes über die I-Phone App:
DIE BABYNES-APP IST MIT IPHONE KOMPATIBEL
Informieren Sie sich in Echtzeit – Ihr Profil wird über Ihre Maschine mit den Online-Diensten automatisch aktualisiert. Verfolgen Sie, wann und wie viel Ihr Baby trinkt, und loggen Sie sich per Fernzugriff in sein Tagebuch ein.
Verwalten Sie über Fernzugriff Ihr My BabyNes-Profil
– Registrieren Sie die Schoppen, die Ihr Baby unterwegs getrunken hat, oder wie oft und wie lange Sie Ihr Kind gestillt haben.
– Stellen Sie Fotos, Videos oder Kommentare in das Album Ihres Babys und teilen Sie seine Entwicklung mit Ihrer Familie oder Ihren Freunden.
Behalten Sie den Überblick über Ihren Kapselvorrat
Je nach gewählter Option für den Nachschub:
– Erhalten Sie eine Nachricht, bevor Ihr Kapselvorrat zu Ende geht.
– Bestellen Sie Ihre Kapseln mit einem Klick oder beziehen Sie diese automatisch in der Zusammensetzung und Menge, die Sie für Ihr Baby brauchen.
Auch die von Nestlé als innovativen Serviceleistungen haben es in sich:
„Ziel unseres Service My BabyNes ist es, Ihnen in aller Ruhe alle Informationen zu geben, die Sie brauchen. Wenn Sie das Maschinen Modell mit Online-Dienstleistungen besitzen und Sie diese aktiviert haben, wird My BabyNes täglich rund um die Uhr mit Ihrer Maschine, Ihrem Tagebuch und Ihrer Ernährungsberaterin verbunden sein. So können Sie tagtäglich das Wachstum und die Ernährung Ihres Babys leicht verfolgen.
Sie haben auch die Möglichkeit, alle unsere Tools manuell zu verwenden, sollten Sie nicht das Modell mit der Option „Online-Dienstleistungen“ besitzen.
KONTROLLIEREN SIE DIE ERNÄHRUNG IHRES BABYS
Die mit Ihrer Maschine und den Online-Dienstleistungen vorbereiteten Schoppen können in Ihrem Online-Tagebuch automatisch aufgezeichnet und aktualisiert werden. Sie können ausserdem Schoppen oder Stillmahlzeiten manuell hinzufügen. Wenn Sie nicht zu Hause sind, können Sie eine Benachrichtigung erhalten, sobald ein Fläschchen zubereitet wurde.
FOLGEN SIE DEM WACHSTUM IHRES BABYS
Dokumentieren Sie das Gewicht Ihres Babys in seinem Tagebuch oder automatisch mit der Withings-Kinderwaage. Verfolgen Sie das Wachstum Ihres Kindes genau und teilen Sie diese Kurven mit Ihrem Kinderarzt und Ihrer Familie.
KAPSELN RECHTZEITIG NACHBESTELLEN
Über die Online-Dienstleistung Ihrer WLAN-Maschine werden Sie rechtzeitig informiert, bevor Ihr Kapselvorrat aufgebraucht ist. Unter Berücksichtigung des Alters des Kindes und des Kapselvorrats bietet BabyNes zudem eine automatische Nachbestellung Ihrer Kapseln an.
TEILEN SIE DIE INFORMATIONEN ZUM WACHSTUM UND ZUR ERNÄHRUNG IHRES BABYS MIT IHREM KINDERARZT
Sie haben die Möglichkeit, die Gewichtskurven sowie die Informationen zur Ernährung mit Ihrem Kinderarzt zu teilen. Wählen Sie die Zeiträume aus, die Sie teilen möchten, um eine genaue Überwachung zu ermöglichen.
LADEN SIE IHRE FREUNDE ODER IHRE FAMILIE EIN, DAMIT SIE AN DER ENTWICKLUNG IHRES BABYS TEILHABEN
Loggen Sie sich in das Tagebuch Ihres Babys ein und ergänzen Sie Informationen, wie Appetit, Gewicht und Wachstumsetappen. Erweitern Sie das Erinnerungsalbum Ihres Babys um Fotos und Kommentare und laden Sie Ihre Familie oder Freunde ein, es zu verfolgen.
SPRECHEN SIE MIT IHRER BABYNES ERNÄHRUNGSBERATERIN
Persönliche Ernährungstipps und Antworten auf alle Fragen zur Ernährung und zum Wachstum Ihres Babys erhalten Sie täglich rund um die Uhr.
Nestlé preist auch die Entlastung die BabyNes mit sich bringt. Kein Wasser aufkochen, kein Zählen der Milchpulverlöffelchen, das Fläschchen gegeben falls unter kaltem Wasser etwas runterkühlen oder erneut aufwärmen, wenn es dann doch zu kalt ist. Es wäre kaum verwunderlich wenn auch noch die Synchronisation des Facebook Accounts des Babys möglich wäre. Kommt vielleicht noch.
Es darf die berechtigte Frage gestellt werden, wann das Baby aufziehen zu so einer Belastung wurde? Wie haben es denn die Millionen anderen Frauen zuvor geschafft? Reicht heute Liebe, Hingabe und Aufopferung nicht mehr? Und wie geht das Aufziehen des Kindes dann weiter? Die Packung des Fertiggerichtes aufreißen, rein in die Mikrowelle und auf vier Minuten gestellt und guten Appetit mein Kind. Soll so eine ausgewogene gesunde Ernährung für Babys und Kinder aussehen. Ganz davon abgesehen, dass hier auch die Erziehung zum Thema Ernährung und Nahrungsmittel nicht vorhanden ist.
Über das Gefahrenpotenzial zu den Kapseln kann zunächst nicht viel gesagt werden. Bekannt ist nur, dass sie aus weichem Plastik bestehen. Als Weichmacher werden in der Industrie Phthalate verwendet, die als hormonell wirkend gelten. So ergaben sich Auffälligkeiten bei Müttern, die während ihrer Schwangerschaft hohen Dosen von Phthalaten ausgesetzt waren, die im Urin nachgewiesen wurden. Sie gebaren Babys mit kleinen Penissen und weniger entwickelten Hoden. Aus was die BabyNes Kapseln bestehen ist zurzeit nicht bekannt. Über das Gefahrenpotenzial bei Neugeborenen kann nur spekuliert werden.