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Mers-Virus fordert erstes deutsches Todesopfer

NewsMers-Virus fordert erstes deutsches Todesopfer

Am Mers-Virus ist nun erstmals ein Deutscher gestorben. Der Mann aus Ostwestfalen schien zunächst auf dem Weg der Besserung, doch das Virus zeigte sich als sehr tückisch. Die Ansteckung erfolgte nach einer Urlaubsreise in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo Mers seinen Ursprung hat. In Südkorea breitet sich das Virus, nach dem arabischen Raum, derzeit am dramatischsten aus.

Der Kampf gegen das Mers-Virus dauerte monatelang. Der 65-jährige Mann aus Ostwestfalen infizierte sich mit dem Virus im Februar bei einer Urlaubsreise in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Mai glaubten die Ärzte noch, der Patient hätte die Erkrankung mit dem „Middle East Respiratory Syndrome“ (Mers) überwunden. Er wurde schließlich von der Isolierstation des Marienhospitals Osnabrück in das Krankenhaus in Ostercappeln verlegt. Am 06. Juni erlag der Mann einer Lungenentzündung, die auf das Atemwegsvirus Mers zurückzuführen ist. Bereits 2013 ist ein aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammender Mann in München dem Mers-Virus gestorben. In Essen konnte 2012 ein Mann aus Qatar als geheilt entlassen werden.

Das Gesundheitsministerium Niedersachsen hat vorsorglich 200 Personen, die mit dem Erkrankten aus Ostwestfalen in Kontakt waren, auf Mers getestet. Es konnte soweit Entwarnung gegeben werden, da keine weiteren Erkrankungen festgestellt wurden. Das Gesundheitsministerium hat so besonnen reagiert, weil sich in Südkorea das Virus seit einem Monat dramatisch ausbreitet. In Südkorea begann es ähnlich wie in Deutschland mit einem aus dem arabischen Raum zurückgekehrten Geschäftsmann. Dort wurde allerdings die Diagnose Mers anfangs nicht in Betracht gezogen.

Das Mers-Virus wütet in Südkorea nun etwa einen Monat. Das Südkoreanische Gesundheitsministerium meldete gestern zwei weitere Todesopfer und drei Neuerkrankungen. Damit forderte das Virus zuletzt das 27. Todesopfer. Mehr als 3.800 Menschen sind derzeit in Quarantäne, etwa 200 weniger als noch wenige Tage zuvor. Auch die Zahl der Neuinfizierten ging zurück. Dennoch warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass sich der Ausbruch über mehrere Wochen hinziehen könnte.

Die Regierung in Seoul versucht derweil die besorgte Bevölkerung zu beruhigen, auch weil wirtschaftliche Einbrüche zu befürchten sind. So stornierten etwa 110.000 Touristen ihre Südkorea-Reise. Präsidentin Park Geun-hye besuchte demonstrativ eine Schule, um zu zeigen, dass keine Gefahr bestehe. Vorsorglich waren dennoch zeitweilig mehr als 2.600 Schulen und Kindergärten geschlossen. Auch wenn sich die Präsidentin nun vermehrt zum Thema engagiert, wurde Kritik an der Regierung laut. Sie habe zu Anfang ungenügend gehandelt. „Die erste Reaktion auf Mers war unbeholfen. Selbst als die Behörden nach 18 Tagen am 07. Juni endlich eine Liste der 24 Krankenhäuser mit Mers-Fällen veröffentlichten, gab es viele Fehler“, sagt Se Woong Koo von Korea Expose.

Auch nach Angaben der WHO ist in Südkorea die Gefahr sich in der Öffentlichkeit zu infizieren als äußerst gering einzuschätzen. Zu den Ansteckungen sei es beinahe ausschließlich in Krankenhäusern und Familien gekommen. Die Ursache liegt in der Mentalität der Südkoreaner sich eine zweite oder dritte Meinung von Ärzten einzuholen, womit sie das Virus ungewollt verbreiten. Hinzu ist es üblich, dass sich die Familie im Krankenhaus um einen Patienten kümmert und sich in Fällen wie Viruserkrankungen häufig selbst ansteckt.

Daher verwundert es nicht, dass knapp die Hälfte der Erkrankten sich im Samsung Medical Center in Seoul angesteckt haben. In diesem Krankenhaus wurde auch der 68-jährige Patient untersucht, der aus Saudi-Arabien zurückkehrte und das Virus nach Südkorea einschleppte. Mit Husten und Fieber besuchte er mehrere Krankenhäuser in Süd-Korea, um sich Diagnosen stellen zu lassen. Allein im 50 Kilometer von Seoul entfernten St. Mary’s Krankenhaus in Pyoengtaek steckte er 37 Menschen an. Schlimmer als in Südkorea wütet das Virus nur aus der ursprünglichen Region, nämlich im arabischen Raum. Mehr als 450 der rund 1.000 infizierten aus Saudi Arabien starben seit 2012 an dem Virus.

Das Mers-CoV (Middle East respiratory syndrome coronavirus), wie es korrekt bezeichnet wird, ist erstmals im Juni 2012 identifiziert worden. Es stammt, genau wie SARS, aus der Familie der Coronaviren und kann beim Menschen eine schwere Infektion der Atemwege, Lungenentzündung und Nierenversagen verursachen. Bisher gibt es keine sichere und erprobte antivirale Therapie, weshalb die medizinische Behandlung auf Linderung der Symptome basiert. Daher verläuft die Erkrankung mit 38 Prozent auch oftmals tödlich. Alle bekannten Infektionen hatten ihren Ursprung im arabischen Raum. Die Inkubationszeit beträgt meist weniger als eine Woche, in einzelnen Fällen brach die Krankheit verspätet in neun bis zwölf Tagen aus.

Es wird vermutet, dass die primären Wirtsorganismen Fledermäuse sind, die das Virus auf Dromedare und Kamele übertragen. Von den typischen arabischen Nutztieren überträgt sich das Virus schließlich auf den Menschen. Das bisherige epidemiologische Muster der Ausbreitung legt nahe, dass sich das Virus nur schwer von Mensch zu Mensch überträgt. Das Mers-Virus ist ein Betacoronavirus und besitzt auf seiner Oberfläche ein Eiweiß, welches als Spike (Stachel) bezeichnet wird. Mit dem Stachel dockt es an das Dipeptidylpeptidase 4 (DPP4) Eiweiß der Lunge an. Je nachdem wie fest es sich bindet, entscheidet darüber, ob das Virus in die Zelle eindringt und sie infiziert.

In Versuchen an Rhesusaffen haben Forscher des National Institute of Health in Hamilton (Montana) herausgefunden, dass sich das Virus scheinbar nur tief in der Lunge vermehrt. Dies deckt sich mit den oftmals schweren Erkrankungen und die relativ geringe Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch. Das die Übertragung, wie bei anderen Coronaviren und respiratorischen Viren, durch Tröpfchen- und Schmierinfektion von statten geht, wurde bei einem in Deutschland behandelten Erkrankten aus Abu Dhabi bestätigt. Damit erfolgt die Ansteckung über Niesen, Husten und davon kontaminierte Hände.

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