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Massives Artensterben im überhitzten Mittelmeer

NewsMassives Artensterben im überhitzten Mittelmeer

Die Erwärmung des Klimas hinterlässt seine Spuren. Durch die Erhitzung des Mittelmeeres kommt es zu einem Massensterben von Kleintieren, Korallenstöcken und Schwämmen. Das ist das Resultat einer wissenschaftlichen Studie von Wissenschaftlern um Irene Rivetti und Simonetta Fraschetti von der Università del Salento in Italien. Die höheren Wassertemperaturen sind jedoch nicht die einzige Ursache für das massenhafte Artensterben.

Das Mittelmeer ist ein Meer der Vielfalt. Es bietet seichte Seegraswiesen sowie tiefschwarze Tiefseebecken, zerklüftete Felsküsten oder Buchten mit ausgedehnten Sandstränden. Die alten Römer nannten das Mittelmeer „„mare medi terraneum“, das Meer zwischen den Ländern. Es wurde von Ihnen auch als „mare nostrum“ (unser Meer) bezeichnet, womit sie ihren herrschaftlichen Anspruch betonten. Die Araber nannten es das „weiße Meer“ und die Ägypter nannten es „großes Grün“. Eingekesselt zwischen den Kontinenten Europa, Asien und Afrika gehört das Mittelmeer eher zu den kleinen Meeren und könnte als Nebenmeer des Atlantik kategorisiert werden. Doch Größe ist nicht alles. Das Mittelmeer gehört wegen seiner globalen Artenvielfalt zu den interessantesten Meeren.

Wie groß die Artenvielfalt des Mittelmeers ist zeigte vor wenigen Jahren eine Untersuchung der spanischen Meeresbiologin Marta Coll. Danach leben dort 17.000 marine Arten, von denen 20 Prozent endemisch sind, also nur im Mittelmeer vorkommen. Das sind längst nicht alle Arten, die dort vorkommen, denn obwohl das Mittelmeer zu den am besten erforschten Gewässern der Erde zählt, sind vor allem die europäischen Gestade wesentlich besser erforscht als die afrikanischen oder asiatischen. Zudem gibt es noch Wissenslücken bei mikroskopisch kleinen Lebensformen, wie Bakterien, Algen, Wimperntierrechen, Schleimpilzen oder Plattwürmern oder in Gebieten wie der Tiefsee und in Höhlen. Die Artenvielfalt ist nach einer neuen Studie um Irene Rivetti und Simonetta Fraschetti von der Università del Salento in Italien durch massives Artensterben bedroht.

Korallenbänke und Schwämme bilden ein sensibles Ökosystem, die einen existenziellen Lebensraum für viele unterschiedliche Arten bieten. Taucher und Schnorchler kennen die Faszination die von dieser prächtigen Welt ausgeht. Die leuchtenden Farben und bizarren Formen sind wahre Meisterwerke der Natur. Leider müssen Taucher und Schnorchler vermehrt ein Massensterben dieses Lebensraums beobachten. Laut der in „Plos One“ veröffentlichten Studie ist die globale Erwärmung die Hauptursache dafür. Umfangreiche Messungen durch Satelliten zeigen eine deutliche Erwärmung der Oberfläche des Mittelmeeres. Die Wissenschaftler analysierten einschlägige Datenbanken, um zu ermitteln wie sich die Erwärmung auf die unteren Wasserschichten auswirkt. Es wurden Daten bis in Tiefen von 50 Metern in einem Zeitraum von 1945 bis 2011 ausgewertet. Ein Problem stellten die spärlichen Daten aus den frühen Jahren sowie noch nicht vollständige neue Daten dar. Dennoch konnten die Wissenschaftler um Irene Rivetti und Simonetta Fraschetti ein eindeutiges Bild über die Temperaturunterschiede für einen Großteil des Mittelmeeres über 67 Jahre aufzeigen.

An viele Stellen ist die Wassertemperatur gestiegen und an wenigen Stellen erheblich gesunken. Dass sich das Mittelmeer so variabel zeigt, ist nicht verwunderlich. Das liegt an zum einen an den flachen Buchten, tiefen Gräben und weiten Becken. Zum anderen spielen die unterschiedlichen Küstenformen sowie zahlreiche Inseln und Halbinseln eine Rolle. Auch die beiden Untiefen, die nur 400 Meter tiefe Straße von Sizilien und die etwas tiefere Straße von Gibraltar, sowie die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sorgen für sehr differenzierte Gegebenheiten innerhalb des Mittelmeers.

Das massive Artensterben wurde bislang nur im westlichen Teil des Mittelmeers beobachtet, was allerdings nicht ausschließt, dass es im östlichen Teil nicht auch passiert ist. Bisher wurde dies nicht weitreichend erforscht. Von den 33 untersuchten Artensterben sind 30 in Regionen, bei denen die Wassertemperatur eindeutig gestiegen ist. Einen Zufall dieses Zusammenhangs schließen die Forscher aus. Die Wissenschaftler konnten zudem beobachten, dass insbesondere bestimmte Arten von Korallen absterben. So ist beim ersten einschlägigen Ereignis 1983 an der Küste der Provence zum Absterben der Edelkoralle Corallium rubrum gekommen, die gerne für Schmuck genutzt wurde. Die genauso wenig mobilen Schwämme, Seescheiden, Moostierchen und Muscheln sind ebenfalls den sich verändernden Umweltbedingungen ausgeliefert und verenden.

Die fraglichen Monate bei denen es zu dem massiven Artensterben in den 33 Gebieten kam, wurden genau analysiert. Sie entdeckten in den unterschiedlichen Wassertiefen regelrechte Hitzewellen, die in der Spitze bis zu 5,2 Grad über den durchschnittlichen Werten lagen. Zwar kam es auch während kühlerer Phasen oder geringen Abweichungen der regulären Temperaturen zum Absterben der sesshaften Meeresbewohner, doch die ungewohnte Wärme ist hauptursächlich das Problem. Hinzu kommen in manchen Regionen die Abwässer von Städten oder aus der Landwirtschaft. Diese zusätzlichen Faktoren schwächen das sensible Ökosystem. Ohne diese zusätzlichen Belastungen könnten die Korallen und Schwämme kurzfristige Temperaturanstiege besser verkraften.

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