Weihnachten steht vor der Tür und für Kinder ist es die schönste Zeit des Jahres. Es gibt Geschenke. Das im globalen Wettbewerb immer unsicherer produzierte Spielzeug kann gesundheitsschädlich sein und chronische Krankheiten auslösen. Chemische Gifte sind nicht selten bei Kinderspielzeug oder Textilien. Schenken Sie zu Weihnachten nichts was später nicht geahnte Folgen nach sich zieht
Kinderärzte haben es heute zunehmend mit ADHS, Autismus, Allergien und Autoimmunerkrankungen zu tun. Jedes dritte Kind in Europa ist chronisch krank. In den USA sind es mehr als die Hälfte. Jedes Jahr werden in der EU mehr gefährliche Waren für Kinder vom Markt genommen. 2014 wurden vom europäischen Schnellwarn-System Rapex 2.435 Mitteilungen gemacht, eine weitere Steigerung zum Vorjahr. Vor allem wurden Spielzeuge, Textilien sowie Kleider gemeldet. Die Gefährdung reicht von chemischen Risiken bis zu Verletzungs- und Erstickungsgefahr.
Seit 2009 gelten die Vorschriften der EU vor denen der nationalen Vorschriften. Wenn diese genauer betrachtet werden, kann bezweifelt werden, dass es um den Schutz von Kindern geht. Die EU Grenzwerte für Blei, Barium, Antimon, Arsen und Quecksilber in Kinderspielzeug, die 2001 in Kraft getreten sind, sind höher als die von der Bundesrepublik. Die BRD hatte gegen diesen Beschluss gestimmt, doch er wurde angenommen. Anschließend beantragte Deutschland bei der EU Kommission die nationalen Grenzwerte beibehalten zu dürfen. Im Januar 2014 entschieden die Richter beim Europäischen Gerichtshof in Brüssel gegen Deutschland.
Typisch ist buntes Spielzeug oder Geschirr aus Plastik. In den Kunststoffen und Farben können giftige Schadstoffe wie Arsen, Blei, Quecksilber oder andere Schwermetalle und Schadstoffe stecken. Kinder spielen stundenlang jeden Tag damit herum und nehmen es in den Mund. Seit 2013 gibt es mehr giftiges Spielzeug und Kinderutensilien als zuvor. Alles Dank der lascheren EU-Grenzwerte.
Neben Schwermetallen sind in Kinderspielzeug gefährliche Weichmacher wie Phthalate, Bisphenol A und PVC zu finden. Diese werden bei der Herstellung benutzt, um Plastik flexibler und weicher zu machen. Unzählige Studien haben nachgewiesen, dass diese Schadstoffe östrogenähnlich wirken, also hormonell. Sie vermindern die Lernfähigkeit, führen zu einer verfrühten Pubertät bei Mädchen und können Krankheiten auslösen. Sie stehen stark im Verdacht krebserregend zu sein. Es beginnt schon bei der Baby-Flasche. Kinder nehmen mit der Milch gefährliche Schadstoffe mit auf.
Obwohl BPA seit Jahren ein Thema ist, wird laut der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) immer weiter behauptet es bestehe kein Gesundheitsrisiko. In einer neuen Bewertung kam die Behörde zu dem Ergebnis, „dass BPA bei der derzeitigen Verbraucher-Exposition für keine Altersgruppe ein Gesundheitsrisiko darstellt“. Demzufolge sei die tägliche Aufnahme über die Ernährung, Atmung oder Hautkontakt unterhalb der sicheren Obergrenze. Mit dieser Meinung steht die EFSA auf derselben Seite wie die von der Industrie in Auftrag gestellten Studien. Unabhängige Studien weisen deutlich auf ein hohes Maß an Gesundheitsgefährdung von BPA hin, selbst in kleinsten Mengen, die allerdings hält die EFSA für wenig aussagekräftig. Gesundheitliche Folgen für den Stoffwechsel-, das Herz-Kreislauf-, Nerven- und das Immunsystem „werden derzeit nicht als wahrscheinlich erachtet, könnten aber nicht ausgeschlossen werden.
In der Wissenschaft wird allgemein angenommen, dass die unerwünschten Effekte durch BPA mit der Plasmakonzentration (interne Dosis) und nicht mit der verabreichten BPA-Dosis zusammenhängen. Das BPA wird im menschlichen Körper eingehend in seine konjugierte Form zu BPA-Glukuronide (BPAG) verstoffwechselt. Daher gibt es seitens der Wissenschaft enorme Kritik an der EFSA an der als unbedenklich eingestuften Tagesdosis von 50 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht Bisphenol A. Sie stellen die Frage, warum die Behörden bei ihrer Risikobewertung hohe Konzentrationen von unkonjugierten BPA nicht berücksichtigt haben, sondern die Mengen von BPAG . Andere Forscher wiesen darauf hin, dass die relativ geringen Mengen von inaktiven BPAG mit den hohen Plasma-Levels, die bei Biomonitoring-Studien beobachtet wurden, nicht übereinstimmen.
Während Europa noch nachdenkt, hat Frankreich gehandelt und verbietet ab 2015 Weichmacher für Lebensmittelverpackungen. Damit will das Land unter anderem einem traurigen Weltrekord entgegenwirken. Sie sind weltweiter Spitzenreiter bei den hormonabhängigen Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs, wie die Erhebung des renommierten Internationalen Forschungszentrum gegen Krebs darlegt. Mit hormonverändernden Chemikalien befasst sich auch die Nichtregierungsorganisation HEAL, ein Zusammenschluss von 65 Vereinen und Organisationen. Nach einer Schätzung von HEAL belasten Chemikalien wie Bisphenol A das Gesundheitssystem in Frankreich mit bis zu vier Milliarden Euro und auf europäischer Ebene mit etwa 31 Milliarden Euro. Der Spitzenreiter laut HEAL bei den Kosten für das Gesundheitssystem ist diesmal Deutschland mit rund fünf Milliarden Euro. In Deutschland wurde lediglich der Grenzwert herabgesetzt.
Heute sind die Menschen von Bisphenol A umgeben. Es ist im Thermopapier der Kassenzettel, Plastikbehälter für Lebensmittel, so ziemlich in allen Plastikprodukten des Alltags. Es wird für Lebensmittelverpackungen, Plastikflaschen und die Innenbeschichtung von Konserven- und Getränkedosen verwendet. Seit Jahren schon forschen Wissenschaftler über die Gesundheitsgefährdung von BPA. Kaum eine Chemikalie des täglichen Lebens ist in so einem Umfang untersucht worden. Für unabhängige Forscher gibt es kaum Zweifel, dass BPA die Gehirnentwicklung bei Ungeborenen und Kleinkindern schädigt und auch bei Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen eine Rolle spielt.
Kinder sind ständig der Exposition diverser Schadstoffe ausgesetzt. T-Shirts verursachen Hautausschlag und das Gift in Spielzeugen schleicht sich kontinuierlich in den Körper. Kinder sind mit Erwachsenen nicht zu vergleichen. Das Immunsystem ist schwächer, die Leber und Nieren arbeiten noch nicht auf vollem Niveau. Trotzdem bekommen Kinder mindestens so viel Schadstoffe im Alltag ab wie Erwachsene. Wenn nicht sogar mehr. Daher sollte vor allem Kinderspielzeug frei von jeglichen Giften sein.
In einem Test von 30 Plüschtieren war das Ergebnis schockierend. Zwei Drittel sind wegen Schadstoffen oder gerissener Nähte durchgefallen. Selbst namhafte Hersteller wie Käthe Kruse, Kösen, Sigikid oder Steiff konnten nicht überzeugen. Während der Hase von Steiff lediglich in der Zugprüfung scheiterte, enthielten der Drache Kuno von Käthe Kruse und Pegasus Cerise von Karstadt kritische Mengen an gesundheitsgefährdenden Substanzen. Das galt auch für 19 weitere Kuscheltiere. Von außen lassen sich die Schadstoffe für den Verbraucher nicht erkennen. Sie sind geruchsneutral und nicht sichtbar. Nur Labortests können sie einwandfrei bestimmen. So sind die Füße des Felsenpinguins von Kösen mit Formaldehyd belastet. Dieser Stoff gilt als krebserregend. Eine Kunststofffolie, die in den Flügeln des Drachens Kuno ist, beinhaltet Diethylhexylphthalat (DEHP). Dieser Stoff ist seit Jahren in Kinderspielzeug verboten. Es gefährdet die Fortpflanzungsfähigkeit, genau wie Diisobutylphthalat (DIBP), welches in der Nase des Tedi-Teddybären nachgewiesen wurde.
Das Innenleben der Kuscheligen Freunde für Kinder ist ebenfalls zu beanstanden. 19 der 30 Kuscheltiere haben in ihrem Plüsch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffen (PAK). Diese gelangen über Farbstoffmischungen oder Weichmacheröle in das Plüsch. Die meisten waren mit dem krebserzeugenden PAK Chrysen belastet. Andere mit PAK Naphthalin, was in Verdacht steht Krebs zu erzeugen. Bereits 2010 wurde in 13 von 15 Kuscheltieren PAK in kritischen Mengen nachgewiesen. Geändert hat die Industrie nicht viel. Leider bringt auch das Waschen nicht viel. Selbst nach dreimaligem Waschen von je 30 Minuten mit 30 Grad haben sich die Werte kaum verändert.
PAK führt nicht unmittelbar zu Vergiftungen. Es wirkt langfristig im Körper. Die Aufnahme erfolgt über die Haut und den Mund. Zumindest für acht krebserzeugende PAK hat die EU nun Grenzwerte festgelegt. Nach Weihnachten, ab dem 27. Dezember 2015, dürfen Spielzeugteile aus Gummi oder Kunststoff nicht mehr als 0,5 Milligramm PAK enthalten. Dieser Grenzwert wurde bei acht der 13 Plüschtiere überschritten. Kritiker mahnen der Grenzwert sei nicht ausreichend. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung könne kein unbedenklicher Grenzwert für PAK bestimmt werden. PAK sollte einfach nicht in Kinderspielzeug enthalten sein. Die Bundesregierung plädierte im Rahmen der EU-Regelung bereits seit 2010, dass der Grenzwert bei 0,2 Milligramm liegen sollte. Diesen Wert verlangt auch das GS-Siegel für Geprüfte Sicherheit. Acht dieser Kuscheltiere konnten den Wert einhalten.
Mit 650 Meldungen vom europäischen Schnellwarn-System Rapex ist Spielzeug am meisten beanstandet worden. Das deckt sich auch mit den Tests von Stiftung Warentest der vergangenen fünf Jahre an Plüschtieren, Puppen, Holz- und Plastikspielsachen. Jedes zehnte Spielzeug erfüllte nicht die rechtlichen Anforderungen. Dabei zeigte sich kein deutlicher Unterschied bei den Herstellerländern. Made in Germany scheiterte genau wie Made in China.
Immer mehr Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen frühen Schadstoffeinwirkungen und der zunehmenden Zahl von Erkrankungen bei Kindern. Über die Jahre hat die Exposition von Schadstoffen in Spielzeug, Kindertextilien oder Kinderutensilien wie Geschirr zugenommen. Eine Vielzahl von eingesetzten Farben und Kunststoffen sind auf Dauer gesundheitsgefährdend. Obwohl in Deutschland die Geburtenrate sinkt, wächst der Industriezweig für Kinderartikel. Etwa 15 Milliarden Euro setzt die Branche jährlich um. Weihnachten ist natürlich der stärkste Monat.
Eltern und Verwandte sollten sich Gedanken machen, was sie ihren Kindern schenken. Es lohnt sich im Internet zu recherchieren und sich Informationen von Verbraucherschutzorganisationen oder Tests zu beschaffen. Was im ersten Moment eine Freude für das Kind ist und einem selbst das Herz bei dieser Freude erfreut, kann sich später als ein fatales Geschenk mit ernsthaften Konsequenzen entpuppen.