Die Zahl der Menschen die an Nahrungsmittelallergien leiden steigt stetig. Meistens wissen die Betroffenen selber gar nicht, dass sie eine Nahrungsmittelallergie haben. Sie plagen sich jahrelang mit den Symptomen. Selbst Allergietests ergeben meist keine klare Diagnose. Die Ursache zu finden kann manchmal zur Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen werden.
Viele Menschen leiden nach dem Verzehr von frischem Obst, Gemüse, Nüssen, Nudeln, Getreide, Gebäck, Fisch, Schalen- und Krustentiere an Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, Jucken oder Hautausschlag. In extremen Fällen kann es auch zu einem lebensbedrohlichem allergischen Schock (Anaphylaxie) führen. Selbst Ärzte sind manchmal mit der Diagnosefindung/Ursachenforschung nervlich am Ende, denn eine Nahrungsmittelallergie lässt sich nicht immer mittels Allergietest diagnostizieren. Nicht jede körperliche Reaktion auf Nahrungsmittel ist gleich eine Nahrungsmittelallergie.
Allgemein versteht sich unter eine Allergie eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers. Auf bestimmte Stoffe in der Umwelt reagiert das Immunsystem mit einer überschießenden Abwehrreaktion.
Die Nahrungsmittelintoleranz
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz werden die Symptome nicht durch eine Reaktion des Immunsystems, sondern von Bestandteilen aus Nahrungsmitteln hervorgerufen, die beim Verzehr mit eingenommen werden. Die Nahrungsmittelunverträglichkeit ist ein angeborener oder erworbener Enzymdefekt. Bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit entsteht keine Antikörperbildung oder Sensibilisierung des Immunsystems. Die Ursache kann vielseitig sein. Die Auslöser sind allergischen, biochemischen, toxischen oder psychischen Ursprungs. Die häufigsten Ursachen einer Nahrungsmittelintoleranz sind Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz und Histaminintoleranz. 90 Prozent der Weltbevölkerung ist von einer Laktoseintoleranz betroffen. 30 bis 40 Prozent leiden an Fruktoseintoleranz und bisher nur ein Prozent an Histaminintoleranz.
Eine Nahrungsmittelallergie weist ähnliche Symptome auf wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Das erschwert die klare Diagnostik einer Nahrungsmittelallergie. Es fällt nicht leicht beide voneinander zu unterscheiden. Bei der klassischen/typischen Nahrungsmittelallergie kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems auf gesunde und ungefährliche Stoffe, welche der Körper als Fremdstoffe deutet. Nach mehrmaligem Kontakt mit diesem Stoff kommt es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems. Stoffe die eine Allergie auslösen können, werden als Allergene bezeichnet. Eine Nahrungsmittelallergie kommt seltener vor als eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Schätzungsweise zwei bis vier Prozent der Weltbevölkerung haben eine Nahrungsmittelallergie. Die Zahl steigt jährlich um etwa zehn Prozent an, was auch der Verbesserung der Testverfahren zur Diagnostik zuzuschreiben ist.
Die Nahrungsmittelallergie
Die Nahrungsmittelallergie ist eine Reaktion des Immunsystems. Das Immunsystem erkennt den Unterschied zwischen körpereigenen sowie körperfremden Stoffen und stuft diese als schädliche und unschädliche ein. Durch diesen Mechanismus schützt das Immunsystem den Körper vor Viren, Bakterien und Krankheitserregern. Die Überreaktion des Immunsystems auf Eiweißbestandteile in Nahrungsmitteln ist daher Ursache einer Nahrungsmittelallergie. Aufgrund der Warnsignale des Immunsystems, werden Antikörper gebildet (Immunglobuline). Dadurch wird das Immunsystem sensibilisiert. Durch wiederkehrende Einnahme der Stoffe bekämpft das Immunsystem die als Eindringlinge empfundenen Stoffe mittels der gebildeten Antikörper. Dies führt letztendlich zu den Symptomen und den verschiedenen körperlichen Reaktionen. Die Zeitspanne der Sensibilisierung des Immunsystems bis zum Erscheinen der ersten Symptome können mehrere Jahre vergehen.
Ursachen
Die Ursachen können vielfältig sein. Heute werden Säuglinge in den Industrienationen viel kürzer. Mittlerweile sind es in der westlichen Welt im Durchschnitt nur sechs Monate, im Vergleich liegt der weltweite Durchschnitt bei drei Jahren. Hinzu kommt das zu frühe Einführen von Beikost. Insbesondere zu große Eiweißmoleküle, welche das Verdauungssystem eines Säuglings nicht verarbeiten kann. Folglich stuft das Immunsystem diese als gefährlich für den Organismus ein und beginnt Antikörper zu entwickeln. Auch das Füttern mit Säuglingsmilchpulver-Produkten führt vermehrt zu Nahrungsmittelallergien. Säuglinge reagieren besonders auf Grundnahrungsmittel wie Eier, Weizen, Nüsse und Milch. Hauptursache bei Säuglingen ist Kuhmilch, an zweiter Stelle steht Soja. Da die Sojapflanze selbst allergieauslösende Proteine enthält ist Sojamilch eher ungeeignet als Kuhmilchersatz.
Weitere Ursache ist die Veränderung unserer allgemeinen Essgewohnheiten. Besonders Erwachsene reagieren oft auf den Konsum exotischer Nahrungsmittel, sofern eine genetische Vorbelastung vorhanden ist. Ebenfalls ist der Konsum von industriell verarbeiteten Nahrungsmittels in Form von Fertig- oder Tiefkühlprodukten ein Verursacher. Die darin enthaltenen Zusatzstoffe, wie Emulgatoren, Stabilisatoren, Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Aromen, Geliermittel und andere sind in vielerlei Hinsicht nachweislich allergieauslösend. Allergische Reaktionen bei Jugendlichen und Erwachsen kommen oftmals von pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse oder Nüssen. Selbst unterschiedliche Garmethoden wie kochen, dämpfen, braten oder grillen hilft nicht, denn die allergieauslösenden Stoffe bleiben trotz der erhöhten Temperatur beständig.
Jedes Nahrungsmittel das im Übermaß verzehrt wird, kann die Entstehung einer Nahrungsmittelallergie begünstigen, da nahezu jedes Nahrungsmittel Eiweiß enthält. Es fällt auf, das gerade regional typische Nahrungsmittel immer mehr zur Entstehung von Nahrungsmittelallergien führen. So ist eine allergische Reaktion auf Reis überwiegend im asiatischen Raum zu finden. Wo hingegen die Bewohner der Mittelmeerländer verstärkt auf Fisch und Meerestiere allergisch sind. In Deutschland ist die Anzahl der Nahrungsmittelallergie auf Sojaprodukte enorm unter den erwachsenen Pollenallergikern gestiegen. In den Vereinigten Staaten von Amerika kommt die potenziell gefährliche Erdnussallergie häufig vor.
Die Wahrscheinlichkeit legt nahe, dass eine Nahrungsmittelallergie durch unsere Essgewohnheiten ankonditioniert wird. Einseitige Ernährung, schlechte Wahl der Nahrungsmittel sowie Übermaß bestimmter Nahrungsmittel im Zusammenhang des zu frühen Verzehrs von Beikost im Säuglingsalter.
Diagnose
Bis heute gibt es kein Testverfahren, das alleine ausreichend wäre, um eine Nahrungsmittelallergie eindeutig zu diagnostizieren. Daher wird zuerst eine Anamnese durchgeführt, um gewisse Nahrungsmittel in Verbindung mit dem Auftreten der Symptome zu bringen. Anschließend folgt eine Auslassungsdiät in der in einem Zeitraum von eins bis vier Wochen bestimmte, in Verdacht stehende, Nahrungsmittel vom Verzehr ausgeschlossen werden. Gehen die Symptome zurück, wird der Speiseplan wieder erweitert bis der Verursacher der Symptome gefunden wurde. Manchmal kann dieses Detektivspiel bis zu einigen Wochen oder Monaten dauern. Den abschließenden Nachweis für eine Nahrungsmittelallergie liefert der Provokationstest im Anschluss an die Auslassungsdiät. Dabei werden die Symptome gezielt nach den verdächtigen Nahrungsmitteln ausgelöst. So lange, bis der Übeltäter eindeutig fest steht.