Die ständige Verfügbarkeit von Trinkwasser in beliebiger Menge ist für die Bürger der Bundesrepublik eine Selbstverständlichkeit. Die Verbraucher sind es gewohnt den Wasserhahn zu öffnen und heraus fließt das kühle Nass. Doch was ist wenn die Haushalte einer urbanen Metropole, wie es sich in Bremen theoretisch abzeichnet, eines Tages nicht mehr ausreichend beliefert werden können?
Dieser Frage und Problemstellung widmet sich Dipl. Biologin Dr. Maike Schaefer, Nordbremer Grünen-Abgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Dr. Schaefer ist fest davon überzeugt, dass zukünftig Trinkwasser aus der Weser zu wirtschaftlich guten Bedingungen für Bremen und die Gemeinden gewonnen werden könnte. Die Qualität des Wassers in der Weser ist heute bereits gut. Die Qualität sei sogar so gut, dass Bürger wieder in der Weser baden und schwimmen. „Wir haben vor zwei Jahren das Badeverbot in der Weser und den Nebenflüssen in Bremen aufgehoben und neue Badestrände eingerichtet”, so die Umwelt- und Naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen gegenüber dem Weser Kurier.
Derzeit sind die Grünen beim Thema Trinkwasser und deren Absicherung für die Zukunft wieder stärker engagiert. Zusammen mit ihrem Parteikollegen Dr. Mathias Güldner hat sie eine Anfrage an den Bremer Senat gestellt. Die Politiker der Partei wollen Klarheit, ob bei einem drastischen Absinken des Grundwassers die Trinkwasserversorgung in Gefahr wäre. Zudem sehen sie in der Region die Auswirkungen der Rohstoffgewinnung durch das Fracking sehr kritisch. Da die beim Fracking verwendeten Chemikalien nicht restlos aus dem Boden wieder abgepumpt werden können und niemand mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kann wie weit die Risse im unterirdischen Gestein sein werden, fordern die Grünen klare Antworten auf die Fragen an den Senat. Aus den Vereinigten Staaten sind Fälle bekannt bei denen die toxische Frac-Flüssigkeit oder brennbare Gase in das Grundwasser gelangten und das Wasser für die Verbraucher durch Kontamination unbrauchbar wurde.
Die Fragestellung an den Senat ist umfangreich. Es geht um die genauen Fördermengen der Hansestadt, die Entwicklung der Wasserentnahme über die letzten Jahre, den Schutz vor Verunreinigungen des Grundwassers durch Nitrat und Eisen, die Gefahren durch Fracking oder das Risiko durch Verunreinigungen mit Schadstoffen am Beispiel des Tanklagers Farge. Welche Maßnahmen werden in Niedersachsen zur Verstärkung der Grundwasserneubildung von Bremen finanziert oder werden derzeit überhaupt welche finanziert? Auch im Hinblick auf den Klimawandel fordern die Grünen eine Antwort. Daher ist das Thema Trinkwasser aus der Weser zu gewinnen ein ernstes Anliegen der Grünen. „Das ist eine ganz alte Forderung”, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Es ist “immer gut, wenn man beim Trinkwasser autark ist.“
Bisher wird das Trinkwasser beinahe ausschließlich aus Grundwasservorräten Niedersachsens gewonnen. Dabei nutzen viele Bundesländer heute schon Trinkwasser aus Oberflächengewässern wie Seen, Talsperren oder Flüssen. Das Uferfiltrat des Rheins wird vom Wasserwerk Koblenz-Oberwerth oder vom Wasserwerk auf der Petersaue, das die Stadt Mainz versorgt, zur Trinkwassergewinnung genutzt. Dr. Maike Schaefer befürwortet die Maßnahme sich perspektivisch von anderen Gebieten unabhängig zu machen. Das benachbarte Bundesland Niedersachsen sorgt sich sowieso schon, dass die Versorgung der Bremer Bürger den Grundwasserspiegel absenken lassen kann. Auch die Bremer sind besorgt. Sie haben laut der Fraktionsvorsitzenden die begründete Angst, dass die Niedersachsen mit ihrer intensiven Landwirtschaft das Wasser verunreinigen oder das Fracking die Qualität Trinkwassers erheblich beeinträchtigen könnte.
Die Trinkwasserversorgung aus der Weser wäre eine zukunftssichernde Alternative, doch um das Wasser aus der Weser zu gewinnen, müsste erst einmal die Verklappung von Salzabwässern in die Weser unterbunden werden. Ein großes Hindernis für die Trinkwassergewinnung aus der Weser stellt die Kaligewinnung in Hessen durch das im Deutschen Aktienindex gelistete Bergbauunternehmen „K&S“ dar. Die laugenhaltigen Abwässer aus der Kaliproduktion will das Unternehmen in die Werra leiten, weshalb bereits seit 2007 ein Streit vor Gericht mit dem Bergbauunternehmen geführt wird, um das Vorhaben die Produktionsabwässer in die Werra einzuleiten abzuwenden.
Bereits vor zwei Jahren gab es einen runden Tisch mit dem Versuch eine Einigung zu erzielen eine Pipeline zur Nordsee zu verwirklichen, um dort die laugenhaltigen Produktionsabwässer einzuleiten. Das “ist immerhin ein geringeres Übel, als Werra und Weser hochgradig zu versalzen“. Das Unternehmen scheut jedoch scheinbar die Kosten und pocht auf die Einleitung in den Fluss, obwohl die Werra- und Weseranrainer das mit aller Kraft zu verhindern versuchen.
In Punkt 15 in der Anfrage an den Senat wird gezielt gefragt: „Würde eine Pipeline zur Ableitung der Salzabwässer aus der hessischen Kaligewinnung in die Nordsee die Chancen auf eine wirtschaftliche Trinkwassergewinnung aus der Weser erhöhen?“ Eine positive Antwort würde nicht nur die Chancen für eine Trinkwassergewinnung aus der Weser erhöhen, sondern auch das kleinere Übel der Kalientsorgung ins Meer verwirklichen. Den einzigen denen eine Pipeline aufgrund der Kosten zuwider wäre sind die Aktionäre.