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Goldman Sachs baut automatisierten Turbo-Wertpapierhandel aus

WirtschaftGoldman Sachs baut automatisierten Turbo-Wertpapierhandel aus

Die mächtigste Großbank der Welt spezialisiert sich zunehmend auf den Hochgeschwindigkeitshandel. Das renommierte Geschäftshaus investiert 20 Millionen US-Dollar in Technik, Software und Fachpersonal, um sein Geschäft im Bereich des Hochfrequenzhandels weiter auszubauen. Dabei forderte letztes Jahr zunächst Golman Sachs selbst schärfere Regulierungen der automatisierten High-Speed-Finanzgeschäfte.

Wie aus Fachkreisen bekannt wird, bereitet sich Goldman Sachs vor den Hochfrequenzhandel in Angriff zu nehmen. Das Unternehmen kaufte Anteile von Unternehmen, welche in diesem Bereich des Börsenhandels tätig sind, akquiriert Fachpersonal, wirbt Experten von anderen Banken und Geldhäusern ab, investiert in spezialisierte Handelssoftware sowie IT-Hardware in Form von High-Speed-Internetleitungen nahe am Handelsplatz. Des Weiteren investiert die Bank in leistungsstarke Server und Computer sowie in die Erweiterung der hauseigenen Handelsplattform für den anonymen Handel, den sogenannten ‚Dark Pool‘.

Bereits im April dieses Jahres kaufte Goldman Sachs eine Beteiligung im Wert von 21 Millionen US-Dollar am Telekommunikationsdienstleister Perseus. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Telekommunikationslösungen im Bereich des automatisierten Hochfrequenzhandels für Banken, Geldinstitute und andere Finanzdienstleister an. Perseus bietet außerdem die schnellste Telekommunikationsleitung auf dem Markt an. Eine Datenübertragung über eine Länge von mehr als 11.000 Kilometer von New York nach London und zurück bewerkstelligt Perseus in weniger als 70 Millisekunden. Das verschafft Goldman Sachs einen großen Wettbewerbsvorteil im Finanzhandel. Zudem bietet Perseus zusätzlich ein digitalrichtfunksystem-basierendes Netzwerk zu allen Finanz-Datenzentren Londons an.

Goldman Sachs warb den Finanzexperten Keith Casuccio, Geschäftsführer von Morgan Stanley, ab. Dazu verstärkt Goldman Sachs sein Team mit Raj Mahajan, den ehemaligen Leiter der Hochfrequenz-Händlerfirma Allston Trading. Mahajan soll in Zukunft als Partner den algorithmischen Handel und die hauseigene Handelsplattform für den anonymen Handel (Dark Pool) beaufsichtigen. Der Dark Pool von Golman Sachs ist der sechstgrößte der Vereinigten Staaten von Amerika. Mahajan wird auch als Leiter der elektronischen Abwicklungsdienste für den Aktienhandel tätig sein. Raj Mahajan startete seine Karriere 1996 bei Goldman Sachs, sammelte Erfahrungen bei anderen Unternehmen in diesem Bereich und gilt heute als lebende Legende des auf Algorithmen basierenden automatisierten Handels. Er ist einer der Pioniere auf diesen Gebiet und bringt sein Potential seit Januar 2015 bei Golman Sachs ein.

Der Hochfrequenzhandel

Unter Hochfrequenzhandel (engl. high-frequency trading, kurz HFT) versteht sich der computerbasierte Wertpapierhandel mit extrem kurzen Haltefristen von wenigen Millisekunden. Aufgrund der Vielzahl der getätigten Transaktionen erzielen auf HFT spezialisierte Finanzunternehmen beinahe risikolos hohe Profite.

Hochfrequenzhandels-Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die modernsten Hochleistungsrechner nutzen und ihre Handelsserver so nahe wie möglich am Börsenplatz haben, damit die Daten kurze Wege haben. Sie verwenden High-Speed-Internetverbindungen und lassen sich Rechenalgorithmen von den besten Mathematikern und Physikern programmieren. Die Hochleistungsrechner reagieren dabei auf zuvor programmierte Marktsituationen und greifen selbstständig innerhalb von Millisekunden in das Marktgeschehen ein. Die Hochfrequenzhandelssysteme treffen Handelsentscheidungen basierend auf Rechenalgorithmen. Die Wertpapiere werden dabei nur für extrem kurze Zeit gehalten. Es ist eine besondere Form des automatisierten Handels und das extreme Gegenteil vom klassischen Wertpapierhandel.

Da in der Regel eine Order im Markt nicht auf einem einzigen, sondern an verschiedene Börsenplätze eingehet und verarbeitet wird, setzt hier das lukrative Geschäft des Hochfrequenzhandels ein. Ein Broker leitet seine Aufträge an alle erreichbaren Börsen auf denen das gewünschte Wertpapier gehandelt werden kann. Die Börsen geben dem Broker so viel Stückzahlen wie sie haben. Durch mehrere Teilkäufe an den verschiedenen Handelsplätzen bekommt der Broker seine Order erfüllt. Aufgrund der Entfernung und Telekommunikationswege entstehen Latenzzeiten und die Anfragen an den Börsen treffen nicht überall gleichzeitig ein.

Jetzt wird der Hochfrequenzhändler aktiv. Da die Hochfrequenzhändler meistens nahe am Handelsplatz positioniert sind und als eine der Ersten die realen Marktdaten sieht, können Sie darauf spekulieren, dass auf einen Teilauftrag, weitere Folgeaufträge kommen. Der Hochfrequenzhändler nutzt seine optimierte Datenleitung zum nächsten Handelsplatz und bedient sich desselben Wertpapiers, bevor die eigentliche Order des Brokers eintrifft. Durch seine Akkumulierungen/Distributionen verändert sich der Preis je nach Handelsrichtung. Trifft die ursprüngliche Order des Brokers ein, schließt der Hochfrequenzhändler seine Position und bedient somit den Broker.

Durch die vorhergegangene Preisveränderung, welche der Broker nicht bemerkt hat, macht der Hochfrequenzhändler risikolos seinen Profit, ausschließlich weil er sich in Millisekunden als Zwischenhändler zwischen die Börse und den Broker geschaltet hat. Die Preisveränderungen sind sehr gering, aber aufgrund des hohen Handelsvolumens summieren sich die Erträge. Diese Art des elektronischen Handels wird seit Jahren zunehmend praktiziert. Laut Aussage der Marktforscher der Tabb Group erreichte der Hochfrequenzhandel 2008 ein Handelsvolumen von 21 Milliarden US-Dollar. 2010 betrug der Hochfrequenzhandel über 50 Prozent der Umsatzvolumen des gesamten US-amerikanischen Aktiengeschäfts.

Des Weiteren haben Analysen des Finanzdaten-Unternehmens Nanex gezeigt, dass Hochfrequenzhändler die Verfügbarkeit von Wertpapieren vortäuschen können. Sie setzen Angeboten an alle ihnen verfügbaren Börsen, was dazu führt, dass Aktien zu einem erhöhtem Kurs angezeigt werden. Möchte dann ein Broker diese Aktie kaufen, ziehen die Hochfrequenzhändler ihre Angebote von allen anderen Börsen blitzschnell ab. Somit wird nur ein Teil des Auftrags vom Broker zum gewünschten Preis erfüllt und er kann den Rest der Aktien zu einem schlechteren Preis zukaufen. Aufgrund ihrer Dominanz im Markt können Hochfrequenzhändler sogar die Preisentwicklung und somit den Kurs von fast allen Aktien manipulieren. Selbst die größten Aktien mit hohen Notierungen sind davon nicht unberührt.

Große Geldinstitutionen die eine Funktion als Marketmaker an den Börsen erfüllen, erhalten für jede Transaktion sogenannte „rebate quotes“. Darunter versteht sich eine Provision, die der Börsenplatz an die Geldinstitutionen zahlt, weil sie dem Markt Liquidität spenden. Marketmaker bedienen sich da ebenfalls dem Hochfrequenzhandel, um ein Wertpapier im Millisekundenbereich zum selben Preis einzukaufen und verkaufen. Die daraus resultierenden Provisionen (rebate Quotes) sind der Profit.

Die Hochfrequenzhändler können mittels Algorithmen auch andere Marktsituationen für sich nutzen. Sollte der Preis einer Aktie sich in kürzester Zeit aufgrund von Nachrichten, Marktdaten oder ähnliche Umständen stark bewegen, kann der Hochfrequenzhändler direkt mit in die Bewegung einsteigen und kurzfristig davon profitieren. Diese Strategie hat zu dem berühmten Flash Crash der US-Börsen am 06. Mai 2010 geführt, der in 30 Minuten Billionen von Dollar an rapiden Kurseinbrüchen verursachte.

Erst im April 2015 führten die Ermittlungen der US-Strafverfolgungsbehörden zu einem Händler in einem Londoner Vorort. Navinder Singh Sarao habe zwecks Vorteilnahme für seine Hochfrequenz-Handelstransaktionen betrügerische Börsenmanipulationen vorgenommen. Er soll zahlreiche Verkaufsaufträge an die Börsen geleitet haben, um sie gleich anschließend wieder zu stornieren. Der Betrug lag darin, dass sein Computerprogramm automatisch alle Aufträge von vorne herein stornierte, was impliziert das nie eine Kaufabsicht bestand. Das Stornieren der Aufträge diente lediglich dazu die Preise der betreffenden Werte fallen zu lassen, um diesen Verfall zu seinem Vorteil auszunutzen.

Die Deutsche Börse hat für solch einen Fall ein Sicherheitssystem, damit es hier nicht zu einem Flash Crash kommen kann. Bei starken, schnellen Kursbewegungen reagiert die Deutsche Börse mit einer Handelsunterbrechung von wenigen Minuten, sollte ein Wertpapier in zu kurzer Zeit zu viel an Wert verlieren. Das soll sogenannte „amoklaufende Handelssysteme“ stoppen.

Der Hochfrequenzhandel wird von vielen Seiten kritisiert, da er mit dem ursprünglichen Handel an der Börse nichts mehr zu tun hat, für enorme Preismanipulationen verantwortlich ist und schon zu gewissen Finanzkrisen beigetragen hat. Ebenfalls wird vielerorts über eine Regulierung nachgedacht, wie etwa einer Haltefrist eines Wertpapiers von drei Sekunden. Börsenaufsichtsämter vieler Länder versuchen dem Ausufern des Hochfrequenzhandels Einhalt zu gebieten.

Dark Pool – Der anonyme Handelsplatz

Ein Dark Pool (Dark pool of liquidity) ist eine bank- und/oder börseninterne Handelsplattform für anonyme Transaktionen von Wertpapieren und Finanzprodukten, welche außerhalb der öffentlichen Börsen agieren. Sie unterliegen nicht den Regularien der Börsenaufsicht. Auch ist der Preis von Brief- und Geldkurs (Bid und Ask) nicht an den öffentlich gehandelten Börsenpreisen gebunden. Das besondere an einem Dark Pool ist die fehlende Transparenz, was aber gerade den Börsenaufsichtsbehörden ein Dorn im Auge ist. Im Dark Pool werden Informationen über die Menge der Verfügbaren Wertpapiere und die Identität der Händler nicht angezeigt. Dadurch können Investoren größere Mengen an einem Wertpapier ersteigern, ohne das es an den öffentlichen Börsen aufgrund der hohen Nachfrage zu einer Preissteigerung kommt.

Goldman Sachs – eine unrühmliche Geschichte vom Einraumbüro zum mächtigsten Unternehmen der Welt

Das 1869 gegründete Unternehmen ist heute das mächtigste Finanzunternehmen der Welt. Bekannt wurde Goldman Sachs als „Erfinder der Aktie“, weil sie es als erste ermöglichten, Aktien für neu gegründete Unternehmen auszugeben, damit die Unternehmen an Geld kommen konnten. Im Laufe der Zeit führte das Unternehmen einige der größten Börsengänge durch. Ford Motor Company, Microsoft oder General Electric sind nur einige Namen in einer schier endlosen Liste. 1970 begann Goldman Sachs weltweit zu expandieren und eröffnete die erste internationale Niederlassung in London. Das Bankhaus erweiterte sein Geschäftsfeld und schuf eine Privatvermögensverwaltung.

Zwei Jahre später kam noch eine Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere hinzu. 1985 war Goldman Sachs in der Rolle als ‚Underwriter‘ beim Börsengang des Real-Estate-Investment-Trust, dem unter anderem auch das Rockefeller Center gehörte. Beim Zusammenbruch der Sowjetunion beteiligte sich das Unternehmen auch bei der Privatisierung ehemaliger russischer Staatsunternehmen. 1986 wurde „Goldman Sachs Asset Management“ gegründet, das bis heute die Mehrheit der Investment und Hedge-Fonds verwaltet. Mehrmals im Laufe der Jahre wurde Goldman Sachs von Finanzkrisen getroffen, doch konnte der Schaden jedes Mal verkraftet werden, um noch stärker daraus hervorzugehen. Doch in der Finanzkrise ab 2007 (Subprimekrise) kam das Unternehmen in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die globale Banken- und Finanzkrise, welche durch einen aufgeblähten Immobilienmarkts in den USA entstand und seinen Höhepunkt im September 2008 mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers hatte, brachte das Unternehmen an den Rand des Konkurs. Drei von Goldman Sachs geführte Hedgefonds verloren so stark an Wert, dass sie mit milliardenschweren Investitionen aus der eigenen Kasse und von Eli Broad, Maurice Greenberg, ehemalige rChef der American International Group und der Perry Capital LLC gestützt werden mussten.

WTO Goldman Sachs 1Besonders schwer hat das Ansehen von Goldman Sachs im Abacus-Skandal“ gelitten. Im April 2010 reichte die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) Klage gegen Goldman Sachs und dessen Angestellten Fabrice Tourre ein, mit dem Verdacht möglicher Verstöße gegen das Wertpapiergesetz ein. Seit Anfang 2007 hat Goldman Sachs seinen Anlegern dazu geraten auf das festverzinsliche Wertpapier Namens „Abacus 2007-AC1“ zu setzen. Dabei hat Goldman Sachs entscheidende Tatsachen über die Anlagerisiken verheimlicht. Zudem soll hat das Unternehmen Paulson & Co. bei dem Aufbau des Portfolios mitgewirkt, und dafür besonders verlustträchtige Investments ausgesucht haben. Zugleich soll Paulson & Co. mittels Kreditausfallversicherungen, sogenannten ‚Credit Default Swaps‘ auf das Scheitern von Abacus gewettet haben, was mit dem Einbruch am US-Immobilienmarkt geschah. Goldman Sachs hat somit gegen seine eigenen Kunden gehandelt und deren Verluste Profite generiert. Die Anleger verloren dabei über eine Milliarde US-Dollar. Etwa dieselbe Summe hat das Unternehmen Paulson & Co. in dem Zusammenhang gewonnen. 2010 gab Goldman Sachs zu, wichtige Informationen den Kunden vorenthalten zu haben und zahlte eine Strafe von 550 Millionen US-Dollar. Fabrice Tourre wurde schuldig gesprochen und kam mit einer Geldstrafe und Berufsverbot davon. Infolge dieses Skandals verabschiedete sich Golman Sachs aus dem Privatkundengeschäft und handelt nur noch auf eigene Rechnung.

2012 gab es einen weiteren schweren Imageverlust für Goldman Sachs. Der ehemalige Leiter der Sparte „Goldman Sachs US equity derivatives business“ Greg Smith, verließ das Unternehmen und schrieb das Buch „Die Unersättlichen“ über die Geschäftspraktiken und internen Abläufe bei Goldman Sachs. Er legt dar, wie sich die Unternehmenskultur immer mehr verschlechterte und seine ehemaligen Arbeitgeber immer mehr der unmoralischen Profitgier verfallen sind sowie sich vom eigentlichen Kundeninteresse gelöst haben. In hausinternen Rundschreiben werden die Kunden als „muppets“ (Spielpuppen, Vollidioten) bezeichnet und sie sollen gefälligst alle ausgenommen werden (ripping them off). In seinem Buch beschreibt Greg Smith ebenfalls die von der Geschäftsleitung geforderte grenzenlose Loyalität der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen. Wer bei Goldman Sachs Karriere machen will, muss das Unternehmen über alles andere Stellen. Auch über sein Privatleben und seine Familie, ganz nach dem Grundsatz „Einmal bei Goldman Sachs, immer bei Goldman Sachs“.

2013 erhielt Goldman Sachs den Negativpreis „Public Eye Award“, weil das Unternehmen „die Profite von wenigen mit explodierender Ungleichheit und der Verarmung breiter Schichten“ bezahle. Das Unternehmen steht auch für seine Geschäftspolitik in der europäischen Schuldenkrise sowie Vernetzung mit der europäischen Politik in der Kritik. Gegen sehr hohe Honorare hat Goldman Sachs der griechischen Regierung systematisch geholfen von 1998 bis 2001 die nationalen Schulden zu verschleiern, damit Griechenland die Kriterien für den Euroeintritt erfüllte.

Dies wurde durch sogenannte Währungs-Swaps ermöglicht, welche von Investoren eigentlich dazu verwendet werden, um Wechselkurs-Risiken abzusichern. Goldman Sachs half Griechenland seine Schulden in Euro umzuwandeln, die im Dezember 2000 und im Juni 2001 „zu einem historischen Wechselkurs restrukturiert“ wurden. Im Klartext lag der von Goldman Sachs zugrunde gelegte Wechselkurs unter dem Marktpreis. Der Swap war so konstruiert, dass er in Wirklichkeit ein versteckter Kredit war, der Griechenland half die Kriterien des Lissabon-Vertrages einzuhalten, um der EU beizutreten. Damit sich die Griechen in die EU schummeln konnten, bekam Goldman Sachs 300 Millionen US-Dollar. „Die Stärke des US-Dollars und des Yen gegenüber dem Euro führte zu einer Verschlechterung der griechischen Verschuldungslage“, rechtfertigte die Bank rückblickend ihre Intervention im Februar 2010.

Die mächtigste Bank der Welt hat ihre Finger beinahe überall mit im Spiel. Allein das Netzwerk an ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern zeigt die enorme Einflussnahme von Goldman Sachs ins Weltgeschehen. Zahlreiche ehemalige Mitarbeiter sind heute in Schlüsselpositionen von Politik und Wirtschaft vertreten. Lucas Papademos leitete zu der Zeit der Swaps die griechische Zentralbank und wurde anschließend griechischer Premierminister. Der Leiter der griechischen Schulden-Management-Agentur, Petros Christodoulou, startete seine Karriere bei Goldman Sachs.

WTO Goldman Sachs DraghiDer Präsident der Europäische Zentralbank (EZB) und Vorstandsmitglied der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Mario Draghi, schaffte es zuvor weit nach oben bei Goldman Sachs. Er war Managing Director und von 2004 bis 2005 Vizepräsident bei Goldman Sachs International in London. Mario Monti, ehemalige Premierminister von Italien war ebenfalls bei der Bank und berät das Unternehmen heute noch. Der ehemalige Premierminister von Italien und Präsident der europäischen Kommission, Massimo Tononi, war stellvertretender Finanzminister unter Romano Prodi sowie ehemaliger Direktor von Goldman Sachs.

Alexander Dibelius, Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ist Vorsitzender von Goldman Sachs Deutschland. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank und vormaliger CFO der Allianz SE, dem weltgrößte Versicherungskonzern nach Marktkapitalisierung, war zuvor Geschäftsführer der Deutschland-Niederlassung von Goldman Sachs. Der ehemalige Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, ist seit Januar 2007 „International Adviser“ von Goldman Sachs. Im Krisenjahr 2008 machte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihn zum Vorsitzenden der Expertengruppe „Neue Finanzarchitektur“. Der amerikanische Botschafter der USA in Deutschland, Philip D. Murphy, ist schon seit etwa 25 Jahren Investmentbanker bei Goldman Sachs. Er ist auch Internationaler Berater des deutsch-amerikanischen Elitenetzwerks „Atlantik-Brücke“.

António Borges, Europadirektor des Internationalen Währungsfond (IWF) und anschließender Berater der portugiesischen Regierung für die Privatisierung von öffentlich-rechtlichen Unternehmen, war zuvor Direktor von Goldman Sachs London. Auch der ehemalige Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, zählt zu den Mitgliedern von Goldman Sachs, genau wie der ehemalige polnische Premierminister, Kazimierz Marcinkiewicz.

Henry M. Paulson, damaliger CEO von Goldman Sachs wurde anschließend US-Finanzminister. Das zu jener Zeit, als die Regierung entscheiden musste, ob die in Notlage geratene Investment Bank Lehman Brothers gerettet werden sollte oder nicht. Es lag damals also in der Hand von Frank Paulson ob der größte Konkurrent von Goldman Sachs Pleite geht oder nicht. Paulson ist Mitglied im US-amerikanischen Think Tank Council on Foreign Relations. Kein anderes Unternehmen hat so sehr die Finanzwelt sowohl die globale Politik geprägt und beeinflusst wie Goldman Sachs.

Heute zählt Goldman Sachs zu den 28 Großbanken die vom Financial Stability Board (FSB) als „systemically important financial institution“ (systemisch bedeutsames Finanzinstitut) eingestuft werden. Diese Großbanken unterliegen damit einer besonderen Überwachung und strengeren Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital. Nach der Finanzkrise 2007 hat die amerikanische Regierung daraus gelernt und den „Dodd–Frank Act“ eingeführt, welcher mit der Unterzeichnung von Präsident Barack Obama verabschiedet wurde. Der „Dodd–Frank Act“ sieht vor, dass große Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen im Falle eines drohendem Konkurses nicht mehr mittels Steuergeldern (Rettungsschirm) gerettet werden, allein weil sie den Status „too big to fail“ (zu groß, um zu versagen) genießen. Heute handelt und verwaltet Goldman Sachs nur noch das eigene Firmenkapital. Das mächtigste Bankhaus der Welt hat sich aus dem privaten Kundengeschäft komplett zurückgezogen und dient nur seinen eigenen Interessen.

Mit der Erweiterung des Geschäfts in den Hochfrequenzhandel ist Goldman Sachs nun in wirklich jedem Sektor der weltweiten Finanzen vertreten. So wie die Unternehmensphilosophie von Goldman Sachs sich darstellt, geprägt von Gier, Betrug und Täuschung in Zusammenhang mit den großen Gefahren des Hochfrequenzhandels, der auch enormes Potenzial für betrügerische Manipulationen bietet, ist es beinahe so als würde man Öl ins Feuer gießen. Auch der selbsternannte Anspruch von Goldman Sachs ist besorgniserregend. “Ich verrichten Gottes Werk”, sagte Lloyd C. Blankfein, seit 2006 CEO von Goldman Sachs, doch scheint es eher des Teufels Beitrag was Goldman Sachs bisher machte.

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