Die US-Umweltbehörde EPA verursacht eine der größten Umweltkatastrophen der USA. Über 11 Millionen Liter verseuchtes Trinkwasser gelangen in den Animas River. Die US-Bundesstaaten Colorado und New Mexico haben den Notstand ausgerufen. In wenigen Tagen erreicht das verseuchte Wasser die Trinkwasserspeicher von Las Vegas und Los Angeles.
Ausgerechnet die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA), welche eigentlich auf Katastrophen reagiert, ist verantwortlich für die Verseuchung des Animas Rivers. Die EPA untersuchte die seit langem stillgelegte Goldmine „Gold King Mine Lecks“ im Bundesstaat Colorado und führte Grabungsarbeiten durch. Arbeiter hatten dabei einen Damm beschädigt, welcher die hochgiftigen Abwässer zurückhielt. In Folge dessen traten über 11 Millionen Liter toxisches Wasser in einen Nebenfluss des sonst glasklaren Animas River und anschließend in den Suan Juan Fluss im Bundesstaat New Mexico.
Weiter verbreitete sich das Gift in den Nachbarstaat Utah, von wo das giftige Wasser jetzt Richtung des Grand Canyon fließt. Die Flüsse verfärbten sich auf einer Länge von über 160 Kilometern schwefelgelb. Über den Colorado-Fluss und durch den Grand Canyon wird das verseuchte Wasser schließlich in den Lake Mead-Stausee fließen.
Dieses Wasserreservoir ist eines der bedeuteten Trinkwasserspeicher von Los Angeles und Teile des Südens des US-Bundesstaates Kalifornien. In wenigen Tagen erreicht die gelbe Giftbrühe ebenfalls den Lake Powell, einen der Trinkwasserspeicher für die Metropole Las Vegas, wie der Umweltaktivist Zach Frankel von der Organisation Utah Rivers Council bestätigt. Frankel warnte davor das die Grundbelastung der krebserregenden Stoffe im Wasser der Region sich erhöht. Erste Wassertest der EPA ergaben, dass Aluminium, Arsen, Blei, Kadmium und Zink in den Proben enthalten waren. Die US-Umweltbehörde kann bisher noch nicht genau abschätzen wie groß die Auswirkung der von ihnen verursachten Katastrophe ist.
Für den Sonnenstaat Kalifornien könnte diese Umweltkatastrophe zu keinem ungeeigneteren Zeitpunkt kommen. Seit 2011 leiden Mensch und Natur unter der ‚California Draught‘, wie die extrem heiße Trockenperiode genannt wird. Ende 2013 war ganz Kalifornien von der Dürre betroffen. Ab 2014 kam die Einstufung „außergewöhnliche Dürre“, die höchstmögliche Skalenausprägung. Gegen Ende des Jahres war 58 Prozent von Kalifornien von der „außergewöhnlichen Dürre“ betroffen.
Die Kalifornischen Wasserreserven hatten mit 55 Prozent der durchschnittlichen Füllmenge im November 2014 den niedrigsten Stand seit 1977.
Laut NASA Analysen hatten die Wasserspeicher der zwei längsten kalifornischen Flüsse Sacramento und San Joaquin 42 Kubikkilometer weniger Wasser als im Jahresdurchschnitt. Viele Stauseen erreichten historische Tiefststände, wie der Lake Mead und der Lake Powell. Kalifornien leidet unter einer Rekorddürre und extremer Wassernot. Das wenige übriggebliebene Wasser ist wegen dem EPA Zwischenfall womöglich auf Jahrzehnte verseucht.
Die US-Bundesstaaten Colorado und New Mexico haben den Notstand ausgerufen. Städte die entlang der betroffenen Flüsse liegen, drehten die Trinkwasserpumpen ab. Wassersportaktivitäten für Touristen wie Angeln und Kajak fahren sind jetzt auf dem Animas River und Suan Juan Fluss verboten. Touristen verlassen verärgert über die EPA die Regionen in Scharen.
Besonders betroffen von der Katastrophe ist das Volk der Navajo Indianer. Das Navajo Nation Reservation, das größte Indianerreservat der Vereinigten Staaten, liegt südlich der Grenze zwischen Colorado und New Mexiko. Der Präsident von Navajo Nation, Russell Begaye erklärt „Unsere Seele schmerzt“. Das indianische Volk fürchtet um seine Existenz. „Täglich kommen Menschen zu mir und fragen, ob es sicher sei, das Wasser zu trinken. Der Animas River und der San Juan River sind unsere Lebensversicherung“, erklärte Begaya. Die Navajo sind nicht nur über die sehr geringen Wasserreserven besorgt, denn auch die Landwirtschaft ist von den schwindenden Wasserreserven stark bedroht. „Wir befinden uns mitten in der Erntesaison. Das Überleben der Navajos hängt von der Getreideernte ab. Ohne Wasser sind wir verloren“, berichtet der Präsident von Navajo Nation. Die Navajo glauben nicht daran das die Folgen der Katastrophe schnell überstanden sind. „Es wird lange dauern, bis wir uns davon erholt haben“, so Russell Begaye. „Bis sich die Flüsse komplett regeneriert haben, könnten Jahrzehnte vergehen.“
Über das genaue Ausmaß der Katastrophe gibt es noch keine offiziellen Verlautbarungen. Die EPA und andere Behörden halten sich vorerst bedeckt. Nach Angaben der Denver Post wisse die EPA über das Ausmaß bescheid, gebe aber keine Informationen heraus. Der EPA-Regionaldirektor Shaun McGrath habe gegenüber der Zeitung zugegeben, dass die zuständigen Behörden über den Grad der Schwermetallbelastung im Cement Creek und dem Animas River bescheid wüssten, sie aber keine vorschnellen Daten herausgeben möchten. „Diese Datensätze sind von den Wissenschaftlern noch nicht abschliessend bewertet. Sobald wir in der Lage sind sie zu veröffentlichen, werden wir das machen“, so Shaun McGrath.