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Geflügelpest breitet sich trotz Stallungsgebot weiter aus

NewsGeflügelpest breitet sich trotz Stallungsgebot weiter aus

Neuer Geflügelpesterreger H5N8 breitet sich schneller aus und führt schneller zum Tode. Trotz hermetisch abgeschlossener Stallungen wurde das Geflügel infiziert. Ursachen könnten Trinkwasser, Futter oder Einstreu sein. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt richtete umgehend einen Krisenstab ein.

Eine neue Variante der sogenannten Geflügelpest bzw. Vogelgrippe breitet sich unter anderem stark in Schleswig-Holstein aus. Im Fokus liegt eine Geflügelfarm nahe dem Dorf Grumby. Etwa einen halben Kilometer entfernt liegen auf freiem Feld drei Stallungen mit etwa 10.000 Hühnern, die niemals ins Freie gelangen. Trotzdem starben letzten Samstag 3.000 Tiere. Schnell zeigten Untersuchungen, dass der gefährliche Virus H5N8 dafür verantwortlich war.

Eine Spezialfirma wurde hinzugeholt, die den gesamten Bestand von 30.000 Hühnern in Wasserbädern mit Elektroschocks keulten und abtransportierten. Die Feuerwehr errichtete Desinfektionssperren. „Die LKW stehen unten, werden dort beladen. Da ist so eine Art LKW-Dusche eingerichtet. Da werden sie benebelt mit einem Desinfektionsmittel. Dann noch Einwirkzeit, dass sie einen Augenblick stehen bleiben, bis das Mittel wirkt. Und dann geht es auf die Reise“, erklärt Mark Rücker, Kreiswehrführer von Schleswig-Flensburg. Die Stallungen wurden desinfiziert und auch die 300.000 Eier wurden vernichtet. Das Dorf wurde zum Geflügelpest-Sperrgebiet erklärt. Sämtliche Nutztiere müssen in der Sperrzone bleiben. Neben den Geflügelbetrieben betrifft das auch die Rinder- und Schweinezüchter.

Trotzdem bleibt die Sorge bei Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck, da sich das Virus extrem schnell verbreitet. Am Anfang war lediglich ein kleiner Zuchtbetrieb mit freilaufenden Hühnern bei Lübeck betroffen, der rund 100 Kilometer von Grumby entfernt ist. Am Donnerstag und Freitag letzter Woche wurden auch verendete Wildvögel an der Schlei entdeckt. Dieser Seitenarm der Ostsee ist nur noch 10 Kilometer von den Stallungen in Grumby entfernt. „Meine Besorgnis speiste sich vor allem daher, dass der Virus offensichtlich sehr schnell ist und auch sehr schnell tödlich ist. Also die Tiere, die wir da gefunden haben, sind alle wohlgenährt gewesen. Die haben also nicht lange gesiecht, sondern sind sehr schnell gestorben“, sagt Habeck.

Überrascht war Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister dann aber auch, dass der Erreger in die hermetisch abgeschlossenen Stallungen gelangen konnte. „Dieser Betrieb ist nur durch Lüftungsrohre mit der Außenwelt verbunden und die Mitarbeiter halten diverse Hygienevorschriften ein, also gehen immer durch sanitäre Schleusen durch“, so Habeck. Experten des Friedrich Loeffler-Instituts gingen auf Ursachenforschung und fanden mögliche Ursachen. „Das ist jetzt etwas, was eher eine kriminalistische Arbeit ist, sich genau anzusehen, welche Personen sind dort rein- und rausgegangen, welche Fahrzeuge haben das Betriebsgelände angefahren, woher kamen die, wo sind die wieder hingefahren. Lüftung ist sicherlich eine mögliche Schwachstelle, aber es gibt eine Reihe weiterer: Futter, Einstreu, Trinkwasser. Da gehe ich eigentlich davon aus, dass das bei dem Bestand zumindest nicht sehr wahrscheinlich ist. Aber da müssen wir jetzt abwarten, was die beiden Kollegen vor Ort in ihren Untersuchungen herausbekommen“, erklärt Thomas Mettenleiter, Präsident des Instituts.

Am Sonnabend berief Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt den Zentralen Krisenstab Tierseuchen zwecks Koordination des weiteren Vorgehens der Bundesländer ein. Auch eine Ausweitung der Maßnahmen wurde in Erwägung gezogen, wie etwa eine flächendeckende bundesweite Stand-Still-Verordnung. „Das ist eine Verordnung, die dann gezogen wird, wenn an verschiedenen Stellen etwa gleichzeitig Geflügelpest ausbricht in den Ställen. Wenn wir also zu dem Schluss kommen müssen: Es ist nicht mehr beherrschbar, die Situation eskaliert, dann ist jeder Verkehr mit Geflügel, im schlimmsten Fall mit tierischen Produkten untersagt. Und ja, die liegt in der Schublade. Aber der Moment ist nicht gekommen“, so Schmidt.

Es wurden landesweit von den zuständigen Kreisveterinärbehörden elf sogenannte Restriktionsgebiete eingerichtet, wie das Umweltministerium in Schleswig- Holstein gestern mitteilte. Die Stallpflicht gilt aktuell für alle Bundesländer außer Berlin. Auch in Sachsen und Niedersachsen ist der Erreger bei Wildvögeln entdeckt worden. Nach Angaben von Thomas Mettenleiter hat der Vogelzug in den Süden gerade erst begonnen, weshalb die Gefahr einer weiteren Ausbreitung nicht unterschätzt werden sollte.

Wie gefährlich die Vogelgrippe für den Menschen ist hängt vom Virus-Typ ab. Die Wissenschaft geht davon aus, dass Säugetiere sehr große Mengen des Virus aufnehmen müssen, um daran zu erkranken. Ist dies der Fall sind typische Symptome Fieber, Husten und Atemnot sowie bei jedem zweiten erkrankten Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Erbrechen.

Laut WHO sind seit 2003 etwa 850 Menschen an dem hochpathogenen (stark krankmachenden) Erreger erkrankt. Rund 450 von ihnen starben an dem Virus. Unter Beobachtung steht hier insbesondere der Erreger H7N9, der sich lange im Geflügel unerkannt halten kann, aber für den Menschen lebensgefährlich ist. Das Gefahrenpotenzial für den Menschen des aktuellen Erregers H5N8 ist weitgehend unbekannt, wird aber als gering eingeschätzt.

Eine Infektion über kontaminierte Lebensmittel ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich“. Bei Erkrankungen am Menschen war in der Vergangenheit immer der Kontakt mit infizierten Vögeln die Ursache. Auch gebe es laut BfR keine Belege für eine Infektion durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren. Trotzdem sollten bei der Verarbeitung die allgemein geltenden Hygieneregeln beachtet werden, wie Händewaschen, rohe Geflügelprodukte getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren oder gründliches Durchgaren von Geflügel. Besitzer von Hunden und Katzen müssen sich ebenfalls keine Sorgen machen, da bisher keine Übertragung auf diese Haustiere bekannt ist.

 

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