Die Stadtwerke in Neumarkt legen einen neuen Bericht zur Grundwassersituation im Bereich von Pfleiderer vor. Die jahrzehntelangen Umweltsünden der Pfleiderer-Werke sind nach offiziellen Angaben keine akute Gefahr mehr für das Neumarkter Grundwasser. Speziell geht es um die Teerölblase und die Quecksilberfahne in den Grundwasserleitern.
„Die Situation hat sich entspannt“, sagte Peter Stemmer, Leiter der Wassergewinnung bei den Stadtwerken Neumarkt, im Werksenat. Gemeint ist die Grundwassersituation am Werksgelände der Firma Pfleiderer. Jedes Jahr erhalten die Stadtwerke Neumarkt einen Bericht über die aktuelle Lage. Dennoch wird es noch sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, bis alles wieder in einem Normalzustand ist. Es könnte durchaus schneller gehen, denn die Pfleiderer-Werke haben kein Interesse an einer Bodensanierung. Günter Stagat (SPD) fragte dann auch, warum von Seiten des Unternehmens keine Bodensanierung betrieben werde. Die Antwort ist einfach: Es ist zu teuer, meinte Stemmer. Und solange das betroffene Grundstück von den Pfleiderer-Werken als Lagerstätte genutzt wird, ist auch rechtlich eine Bodensanierung nicht durchzusetzen.
Jahrzehntelang hat das Unternehmen Eisenbahnschwellen und Leitungsmasten mit Chemikalien wie Teeröl, Arsen oder Bor imprägniert. Dies diente dazu das Holz vor Verottung und Verfaulen zu schützen. Während der Produktion gelangte ein Teil in den Boden. Bei einem Unfall im Jahr 1987 lief eine große Menge Teeröl aus und sickerte durch den Boden bis in das Grundwasser. Für das Neumarkter Trinkwasser ist die Teerölblase im Grundwasser eine große Gefahr, denn das Schutzgebiet Miss ist nicht weit davon entfernt. Mit den dort geförderten eine Millionen Kubikmeter Wasser werden rund 50 Prozent der jährlich benötigten Wassermenge für die Neumarkter abgedeckt. Die Verunreinigung ist auch ein Grund, warum seit zwei Jahren die Stadtwerke auch Wasser aus dem Oberpfälzer Jura beziehen. Das Schutzgebiet Miss ist mit der Laber-Naab-Gruppe verbunden und die geringere Förderung von Grundwasser führt zu einer besseren Regeneration. Der Grundwasserspiegel steigt und drückt die Giftfahnen von den Entnahmestellen fort.
Der Grundwasserspiegel lag an allen Messstellen auf dem Werksgelände im April 2015 höher als im Juli 2014. Der Pegel stieg durchschnittlich um zehn bis 20 Zentimeter, im Südwesten sogar um 62 Zentimeter. In der Dreichlingerstraße wird seitens des Unternehmens eine Anlage zur Aufbereitung des Grundwassers betrieben. Das gereinigte Wasser nutzt das Unternehmen als Brauchwasser in der eigenen Fabrik oder führt es über Versickerungsanlagen zurück in das Grundwasser. Durch diesen Prozess hat sich die Fahne mit dem verunreinigten Grundwasser immer mehr in den Südwesten verlagert. Die Fahne entfernt sich vom Schutzgebiet Miss und geht langsam in Richtung des Ludwig-Donau-Main-Kanals.
Die Pfleiderer-Werke messen seit 1995 in regelmäßigen Abständen von einem bis zwei Monaten die Teerölsäule an der Sohle ausgewählter Messtellen um die Unfallstelle herum. Die Teerölblase hat ein Ausmaß von 40 mal 10 Metern. Die Arsenfahne im Grundwasser kommt nict vom Unfall, sondern geht von den ehemaligen Imprägnierungen aus. Lediglich im Westteil des Werksgeländes und dessen Grundwasserabstroms wurden erhöhte Konzentrationen von Arsen gemessen. Die Arsenfahne breitet sich aufgrund der Sanierungsanlage in der Dreichlinger Straße nicht weiter aus, doch seit 2002 sinken die Arsenwerte auch nicht weiter.
In Sachen Chrom ist ein langfristiger Rückgang zu beobachten. Im April 2015 wurde dennoch der Grenzwert für Chrom auf dem Werksgelände überschritten. An der Werksgrenze wird er seit 1998 eingehalten. Die Bor-Fahne ist scheinbar verschwunden. „Zwischenzeitig ist kein Nachweis mehr möglich“, sagte Stemmer. Beim Quecksilber verhält es sich ähnlich wie beim Chrom. An der Werksgrenze wurden im April 2015 keine signifikant erhöhten Quecksilbergehalte im Grundwasser entdeckt. Im Werksgelände wurde der Grenzwert an zwei Messstellen der Schwellenwert 2 überschritten. In der Regel bedeutet dies eine Grundwassersanierung. Im Westen des Werksgeländes befindet sich nach Angaben des Berichts eine zusammenhängende relativ stabile Fluoridfahne.
Das Gesamt-Fazit der Untersuchung: Die Messwerte stabilisieren sich weiterhin zusehends, bei langfristig fallender Tendenz, auf niedrigem Niveau. Der Bericht wird von den Stadtwerken und der Stadt Neumarkt wohlwollend aufgenommen. Dennoch wäre eine Bodensanierung wünschenswert und eventuell weitere Maßnahmen, um die verschiedenen Chemikalien-Fahnen ganz aus dem Grundwasser zu bekommen.