Neue Studie zeigt Zusammenhänge von vermehrten Frühgeburten und Schwangerschaftskomplikationen bei Müttern die nahe an Fracking-Bohrstellen leben. Über vier Jahre wurden die Daten der Mütter im größten Frackinggebiet der USA analysiert und ausgewertet. Die genauen Ursachen sind noch nicht zweifelsfrei ermittelt, doch der Zusammenhang zum Fracking ist eindeutig.
In den USA ist das Fracking weiterhin ein boomender Wirtschaftszweig. Vor wenigen Jahren gab es nur Vermutungen und wenige Studien über das hohe Gefahrenpotenzial für die Gesundheit durch Fracking. Die wenigen Daten die es gab, wurden von der Industrie vehement als falsch bezeichnet. In jüngster Zeit wurden immer mehr Studien zum Fracking veröffentlicht und die Vermutung der hohen Gesundheitsgefährdung bestätigt sich zunehmend. Eine neue Studie der renommierten Johns Hopkins Universität in Baltimore belegte, dass schwangere Frauen, die in der Nähe von Fracking-Bohrstellen leben, ein höheres Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft aufweisen und häufiger Frühgeburten haben.
Brian Schwartz und seine Kollegen veröffentlichten ihre Erkenntnisse im Fachblatt „Epidemiology“. Sie analysierten die Gesundheitsdaten von 9.400 Frauen, die zwischen 2009 und 2013 im Norden Pennsylvanias Babys zur Welt brachten. Der Bundesstaat Pennsylvanias hat die meisten Fracking-Bohrstellen der gesamten USA. Die Frauen wiesen eine um 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten auf und eine knapp ein Drittel höhere Wahrscheinlichkeit für Risikoschwangerschaften. „Wir wissen nicht genau, auf welche Weise die Gasförderung mit den Frühgeburten zusammenhängt, aber ein Zusammenhang ist eindeutig da“, erläuterte Schwartz auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Eine wahrscheinliche Ursache könnte das erhöhte Verkehrsaufkommen sein.
Wie groß die Veränderungen für die Bewohner sind verdeutlichen folgende Zahlen. Im Jahr 2006 gab es weniger als 100 Fracking-Bohrstellen. Heute sind es mehr als 8.000 Bohrstellen. Um eine Bohrstelle zu erschließen, muss großes Diesel-betriebenes Gerät zum Einsatz kommen. Eine erhebliche Luftverschmutzung geht damit einher. Zusätzlich kommen die zahlreichen Trucks die tagtäglich über die Straßen rollen. Vor dem Fracking-Boom waren die Straßen praktisch leer. „Ist es die Luftqualität? Ist es der Stress? Dies sind nach unserer Einschätzung vermutlich die beiden Hauptverantwortlichen“, glaubt Schwartz. Nun gilt es mit weiteren Untersuchungen die exakte Ursache zu ermittel. „Wenn wir Geld dafür sammeln können.“
Eine im Fachmagazin „PLOS ONE“ veröffentlichte Studie von Forschern der Universität Pittsburgh belegte ebenfalls Zusammenhänge von Fracking und einem verlangsamten Wachstum ungeborener Babys. Sie untersuchten Daten von rund 15.000 neugeborenen Kindern aus dem Bundesstaat Pennsylvania. Das Ergebnis: Das Risiko für sehr geringes Geburtsgewicht war innerhalb eines Radius von 16 Kilometern ein Drittel höher. Auch die Forscher der Universität von Pennsylvania veröffentlichten im Juli eine Studie in „PLOS ONE“. Demzufolge mussten Erwachsene zwischen 2007 und 2011 deutlich öfter mit Herzproblemen ins Krankenhaus die in der Nähe einer Fracking-Bohrstelle leben. „Unsere Vermutung ist, dass die große Anzahl von Trucks einen gewaltigen Anstieg der Diesel-Abgase und Ozonwerte verursacht haben“, sagte Studienleiter Reynold Panettieri dem „Philadelphia Inquirer“.
Fracking-Gegner sorgen sich über die Gefahren für das Trinkwasser durch die Frack-Flüssigkeiten. Hier gab die amerikanische Umweltbehörde EPA erst kürzlich Entwarnung. Nach jahrelanger Untersuchung veröffentlichte die Behörde diesen Sommer den Stand der Dinge. Es bestünde nur Gefahr für das Trinkwasser, wenn der Grundwasserspiegel sinkt, in den Bohrleitungen Lecks auftreten, direkt ins Grundwasser gebohrt wird oder sich die Gase und Frack-Flüssigkeiten im Erdreich ausbreiten. Eine wirkliche Entwarnung ist dies nicht, denn alle Szenarien sind schon vereinzelt aufgetreten. „Wir haben keine Hinweise dafür gefunden, dass diese Mechanismen zu verbreiteten, systematischen Beeinflussungen der US-Trinkwasserressourcen geführt hätten“, heißt seitens der EPA. Dies könnte jedoch auch an einer mangelnden Datenbasis liegen, wie die EPA einräumt.