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Flaschenwasser-Test in China mit katastrophalem Ergebnis

NewsFlaschenwasser-Test in China mit katastrophalem Ergebnis

Die Chinesische Aufsichtsbehörde für Lebensmittel und Medikamente hat das Flaschenwasser im Reich des Drachen getestet. Ein Fünftel ist nicht für den Verzehr geeignet, es erreicht keine Trinkwasserqualität. Auf der „Schwarzliste“ sind sogar einige namhafte chinesische Getränkehersteller. Es wurden 3.649 Produkte getestet, um ein repräsentative Aussage zu treffen.

Die im Dezember 2014 veröffentlichten Ergebnisse eines Getränketests der Aufsichtsbehörde für Lebensmittel und Medikamente mit 3.649 Produkten zeigen das große Dilemma im Reich der Mitte. Selbst namhafte chinesische Hersteller wie Wahaha, Robust, die China Huiyuan Juice Group und CR Beverage schnitten so schlecht ab, dass sie auf die „Schwarzliste“ gesetzt wurden. Mit 2.088 Proben machte gereinigtes, abgepacktes Wasser den größten Teil der Proben aus. Von allgemeinen Trinkwasserprodukten wurden 909 Proben und von Mineralwasser 652 Proben untersucht.

Insgesamt waren 775 Proben, also 21,1 Prozent, mit besorgniserregenden Werten an Bakterien oder chemischen Stoffen verunreinigt und somit gesundheitsschädigend. Mit 475 Proben (22,75 Prozent) positioniert sich abgepacktes, gereinigtes Wasser im Mittelfeld. Noch schlechter schnitten die allgemeinen Trinkwasser-Produkte mit 269 verunreinigten Proben (29,59 Prozent) ab. Hier war jede dritte Probe mangelhaft. Beim Mineralwasser wurden nur 31 Proben, lediglich 4,75 Prozent, beanstandet. In China ist das Wasser aus dem Hahn sowieso nicht in Trinkwasserqualität, weshalb nur der Griff zu aufbereitetem Wasser in der Flasche übrig bleibt. Nach Veröffentlichung der Testergebnisse ist die Verunsicherung in der Bevölkerung groß, denn Alternativen gibt es keine.

Bereits ein Jahr zuvor war ein populäres chinesisches Mineralwasser bei vielen Medien in den Fokus gerückt. Die beliebte Marke „Nongfu Spring“ musste sich gegen Medienberichte wehren, wonach eine der Quellen in der Provinz Hubei stark verunreinigt sei. So berichtete der „21st Century Business Herald“ von diversen Verschmutzungen, wie weggeworfene Medizinflaschen in der Nähe der Quellen. Das Unternehmen soll zudem angeblich Müll verbrannt haben, wobei Schadstoffe in den Boden und ins Grundwasser gelangten.

Hinzu kommen unzählige Fischfarmen rund um das Quellgebiet. Die Fischereibetreiber benutzen mit Chemikalien versetztes Futter, welche das Gebiet zusätzlich belasten. Die naheliegende Werft verarbeitet große Mengen an Metallen und Farben, ein weiter Herd der Umweltverschmutzung. Zuletzt wurde dem Mineralwasser-Unternehmen „Nongfu Spring“ vorgeworfen, illegal chemische Abfälle entsorgt zu haben.

In einem Blog wehrte sich das Unternehmen und erklärte, die Müllhalde sei 1,4 Kilometer vom nächsten Punkt des Wasserreservoirs entfernt. Die Qualität des Mineralwassers „Nongfu Spring“ befände sich immer noch in einem akzeptablen Rahmen für den Trinkgenuss, was auch immer das bedeuten mag. Das Unternehmen betreibt vier Quellen in den Provinzen Hubei, Zhejiang, Guangdong und Jilin. Ins Rollen brachte die Medienschelte die Beschwerden von Verbrauchern. Eine Frau reklamierte eine Flasche „Nongfu Spring“, weil sich darin schwarze Partikel befanden. Das Unternehmen verwies auf Testergebnisse, die zeigen, dass die Quellen sauber seien und die Verunreinigung durch falsche Lagerung oder beim Transport entstanden sind. Eine weitere Reklamation eines Mannes, der in seiner Flasche rötlich-braune Artikel fand, wurde ebenfalls heruntergespielt. Die Quellen seien sauber ließ das Unternehmen verlauten.

China bezahlt jetzt den Preis für das rasante Wirtschaftswachstum der letzten beiden Jahrzehnte. Die Wirtschaftsleistung wurde ohne Rücksicht auf Verluste vorangetrieben. Die Umweltverschmutzungen durch die Industrie sind beispiellos. Etwa 60 Prozent des Grundwassers ist zu verschmutzt, um es als Trinkwasser nutzen zu können. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua ist die Qualität laut Messungen in 203 Städten „sehr schlecht“ beziehungsweise „ziemlich schlecht“. Die Menge des nicht Trinkbaren Grundwassers wurde nach der Erhebung des Ministeriums für Land und Ressourcen von 57,4 Prozent auf 60 Prozent angehoben. Die Prognosen für die Zukunft sind düster und die Wasserversorgung könnte zu einem Sicherheitsproblem auswachsen. Neben Wasser und Luft sind auch die Böden vergiftet. Das Umweltministerium geht von einer hochgradigen Belastung bei 16 Prozent der Böden aus und rund 20 Prozent der Ackerflächen sind mit nicht organischen Stoffen wie Kadmium kontaminiert.

Indien und China stellen rund ein Drittel der Weltbevölkerung. Experten im Earth Security Index wiesen darauf hin, dass diesen beiden Nationen bald ein massives Wasserproblem drohen könnte. Auch hier wird angenommen, dass mehr als die Hälfte des Grundwassers mit Schadstoffen aus der Industrie und Massentierhaltung verunreinigt sind. Die Auswirkungen treffen nicht nur das Trinkwasser, sondern wirken auch auf die Nahrungsmittelproduktion. Die Belastungen mit Schwermetallen führt laut dem zuständigen chinesischen Ministerium dazu, dass jährlich etwa zehn Millionen Tonnen Getreide vernichtet und 12 Millionen Tonnen Getreide kontaminiert werden. Immer wieder gibt es Meldungen über hohe Schadstoffbelastungen in Nahrungsmitteln.

„Zudem plant China einen 75-prozentigen Anstieg der Stromgewinnung durch Kohle. Und die meisten neuen Kraftwerke sollen in Gebieten mit ohnehin belasteter Wasserversorgung entstehen“, erklärt erklärte Alejandro Litovsky, Chef der Earth Security Initiative. Die Situation könnte sich in den nächsten Jahrzehnten nicht nur für die Chinesen, sondern zu einem zu einem globalen Sicherheitsproblem entwickeln. Neben China und Indien kämpfen der Nahe Osten und Nordafrika mit Wasserproblemen. Der schnelle wirtschaftliche Aufstieg der Schwellenländer befeuert die Wasserkrise zusätzlich. Künftige Kriege um Wasser sind keine Utopie mehr.

Das Land des Drachen sorgt immer wieder mit Umweltskandalen weltweit für Schlagzeilen. Der Skandal in der westlichen Stadt Lanzhou, der für Panik und Empörung sorgte, ist ein typisches Beispiel. Dort wurden extrem hohe Werte von Benzol im Trinkwasser gemessen. Der Wert lag über dem 20-fachen des gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes. Verursacher war eine Tochterfirma der staatlichen China National Petroleum Company. Aus einer Pipeline soll Öl ausgelaufen sein und gelangte ins Trinkwasser. Nachdem der Vorfall bekannt wurde kam es zu Panikreaktionen und Hamsterkäufen von Flaschenwasser. Die Supermärkte waren schnell leergekauft.

China versucht mit diversen Maßnahmen der drohenden Katastrophe entgegenzuwirken. China will die Abgase verringern und die Energie-Effizienz erhöhen. Die geplanten Braunkohlekraftwerke sind allerdings der gegenteilige Weg. Auf Druck der Bürger sah sich die Regierung in Zugzwang und Ministerpräsident Li Keqiang erklärte im März 2014 einen „Krieg gegen Umweltverschmutzung“. Die Bevölkerung übte damals nur Druck auf die Regierung wegen der Smogbelastung aus. Nicht abzusehen, wenn die Wasserversorgung zusammenbricht. Die Regierung will 1,2 Milliarden Euro im Kampf gegen die Umweltverschmutzung bereitstellen. Es sollen zudem sechs Millionen Autos mit hoher Abgasbelastung von den Straßen verschwinden. Auch zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der Gewässer, Böden, Wälder und Grünland werden laut Ministerpräsident umgesetzt. Ob China nochmal die Kurve kriegt, bleibt abzuwarten. Der neue Flaschenwasser-Test machte nochmals deutlich, dass es in China keine Sicherheit für die Bevölkerung gibt an sauberes Wasser zu kommen. Nicht mal gereinigtes, aufbereitetes Wasser in der Flasche hat Trinkwasserqualität. China muss handeln – schnell.

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