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Dürren weiten sich global aus

Im FocusDürren weiten sich global aus

Die Dürren nehmen global zu. Auf jedem Kontinent kommt es zu extremer Wasserknappheit durch immer stärkere Trockenperioden. Immer mehr Menschen und die Natur leiden darunter. Der wirtschaftliche Schaden geht in die hunderte Millionen Dollar und auch die Zahl der Todesopfer wird zunehmen. Der Ausblick auf die Zukunft ist besorgniserregend.

Jedes Jahr kommt es in einzelnen Regionen auf der Welt zu Dürren. Berichte über die langjährige Dürre in Kalifornien oder die jahrzehntelange Trockenheit in der Sub-Sahara Region werden von der Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen. Die Dürren und Nahrungsmittel-Krisen, welche rund eine Million Kleinbauern im Niger, Senegal und Mauretanien betrafen, gingen medial so gut wie unter. Nur durch die mit Hilfe deutsch-britischer Unterstützung aufgebaute „African Risk Capacity“ (ARC) konnte schlimmeres verhindert werden. Die ARC stellte den Kleinbauern Nahrungshilfen und Futtermittel zur Verfügung.

Laut einigen Expertenaussagen können solche Dürren und lange Trockenperioden global zunehmen. Schon jetzt ist praktisch jeder Kontinent betroffen und es droht in den nächsten Jahrzehnten eine weltweite verheerende Wasserkrise. Einerseits geht das auf den immer höher wachsenden Verbrach der Ressource Wasser zurück, vor dem die Vereinten Nationen in ihrem „Water Development Report 2015“ eindringlich warnen. Werde beim Wasserverbrauch nicht schnell genug umgedacht und neue Konzepte umgesetzt, werden ganze Landstriche austrocknen, Wasserressourcen vollends ausgeschöpft und Millionen Menschen lebensbedrohlich gefährdet sein.

Andererseits wird der Klimawandel immer wieder mitverantwortlich gemacht. Inwieweit der Klimawandel dazu beiträgt oder ob er überhaupt dazu beiträgt, kann bisher nicht einwandfrei belegt werden. Fest steht jedoch, dass die globale Erwärmung für eine deutliche Steigerung der Hitzewellen sorgt. Außerdem sind über die letzten Jahre die Anzahl der Dürren und ihr Andauern gewachsen. Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) treten extrem heiße Monate derzeit fünf Mal häufiger auf. „Solche Hitzewellen führen oft zu Dürren und können Ernteverluste, Waldbrände und erhöhte Sterblichkeit verursachen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen unvermindert anhält“, erklärt Professor Stefan Rahmstorf vom PIK. Der Klimaforscher Professor Mojib Latif bestätigt dies, denn „die Häufung passt ins Bild, das der UN-Klimarat IPCC gezeichnet hat.“

2015 könnte sich zu einem sehr schlimmen Jahr der Dürre entwickeln, denn es spricht viel für einen ausgeprägten El Niño. Dieses Wetterphänomen ist ein ungewöhnliches, nicht zyklisches Auftreten veränderter Strömungen im ozeanographisch-meteorologischen System (El Niño-Southern Oscillation, ENSO) des äquatorialen Pazifiks. El Niño (spanisch für Kind; hier Christuskind) tritt um die Weihnachtszeit auf und beeinflusst die Wettermuster auf drei Vierteln der Erde. An der Küste Süd-Amerikas und den Galapagos-Inseln kommt es zu starken Niederschlägen, das Amazonasgebiet leidet unter Trockenheit und vor Mexico können Wirbelstürme entstehen. In Australien und Südostasien fehlt Regen und in Sambia, Simbabwe, Mosambik und Botswana wird es deutlich trockener.

„Dieser El Niño ist bereits jetzt ungewöhnlich stark ausgeprägt“, so Professor Latif. Ob der Klimawandel Einfluss auf El Niño hat ist wissenschaftlich ungeklärt. Im April wurde eine neue Studie von Forschern des Internationalen Instituts für angewandte Systemforschung (IIASA) in Wien vorgestellt, die das Ergebnis im April 2015 bei der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union in Wien präsentierten. Demzufolge würden viele Regionen der Erde bereits vor 2050 mit Dürren bis dahin nicht gekannten Ausmaßes zu tun bekommen. Die Wissenschaftler untersuchten 26 Regionen im Hinblick auf den Zeitpunkt, also wann Rekorddürren mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Es wurden zwei mögliche Szenarien des Klimawandels sowie fünf Klimamodelle für die Analyse herangezogen. Wird weiterhin global der CO2 – Ausstoß beibehalten, wird rund die Hälfte der untersuchten Regionen vor der Mitte des Jahrhunderts Rekorddürren erleiden. Die Europäer sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Im Mittelmeerraum wird der Zeitpunkt auf 2027 geschätzt.

Untersucht wurden auch die Auswirkungen auf den Wasserkreislauf, also Seen, Flüsse und Grundwasser. „Unsere Studie zeigt eine zunehmende Dringlichkeit für Wassermanagement, um sich an die Dürren der Zukunft anzupassen. Je früher wir das ernst nehmen, desto besser werden wir uns anpassen können“, mahnt Yusuke Satoh, Wissenschaftler des Wasserprogramms der IIASA. Damit bestätigt die Studie die Warnungen des diesjährigen „Water Development Report 2015“ Berichts der Vereinten Nationen. Die aktuelle Lage ist in vielen Regionen kritisch, eine Verschärfung wäre katastrophal. Ein Überblick über die derzeit von Dürren betroffenen Regionen der Erde.

China
Der Norden Chinas leidet die meiste Zeit des Jahres unter Trockenheit. 2010 begann der Regen auch in Zentralchina auszubleiben und bis 2012 war die Dürreperiode die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Mehr als 1,72 Millionen Hektar Ackerland, knapp 70 Prozent der Gesamtfläche waren davon betroffen. 70 Prozent der Wasserreservoirs, rund 500, sind beinahe völlig ausgetrocknet. Im aktuellen Jahr trifft es die ostchinesische Provinz Shandong besonders hart. Das Masong-Reservoir ist das erste Mal seit 1959 völlig ausgetrocknet. Durch die Dürre sind bislang 157 Flüsse vom Wasser abgeschnitten und 274 Reservoirs trocken.

Aufgrund des heißen Sommers und dem fehlenden Niederschlag weiten sich die Dürre-Regionen immer weiter aus. Von Mitte- bis Westchina leiden aktuell mehr als 12 Provinzen unter historischer Dürre, wie Henan, Shanxi, Xinjiang oder die innere Mongolei. In der Provinz Shanxi sind 270.000 Hektar Landwirtschaftliche Fläche betroffen und 270.000 Menschen haben unzureichende Trinkwasser-Versorgung. In der Kreisstadt Shangnan erleben die Menschen die schlimmste Dürre seit 1926. „In diesen Tagen gibt es oft kein Wasser aus der Leitung. Jeden Tag gibt es nur vier Stunden Wasser aus der Leitung. Das stört sehr beim Alltagsleben“, beklagt sich der Einwohner Su aus Shangnan.

200.000 Hektar Acker und 740.000 Einwohner mit mangelnder Trinkwasser-Versorgung bekommen die Dürre in der Provinz Henan zu spüren. Der Einwohner Du aus Wuxun erklärte, dass die Bewohner selbst Brunnen bohren müssen, um an Wasser zu kommen. Zunächst war Wasser in einer Tiefe von 20 Metern zu finden. Als der Brunnen austrocknete mussten 50 Meter überwunden werden, um an das Grundwasser zu gelangen.

Die Regierung in Peking forcierte bereits vor über 10 Jahren ein Mega-Projekt. Im Süden fällt ausreichend Regen, während der Norden, und nun auch Zentral- und Westchina, mit immer mehr Trockenperioden konfrontiert werden. Der Staatsgründer Mao Zedong hatte bereits in den 1950er Jahren die Überlegung einen gigantischen Kanal von Süd- nach Nordchina bauen zu lassen. Ein Teil dieses Mammut-Projekts wurde im letzten Jahrzehnt realisiert. Die chinesische Führung hatte im Januar einen Teilabschnitt von 1.400 Kilometern Länge eröffnet und sprach von einem „großen Ereignis zur Modernisierung des Landes“. Die eröffnete zentrale Route pumpt das Wasser des Jangtse Flusses über mehrere Kanäle nach Nordchina. Der Kanal verbindet das Wasserreservoir Danjiangkou in der Provinz Hubei mit Peking. Auch die Großstadt Tianjin und zwei Provinzen mit zusammen 160 Millionen Bürgern werden durch den Kanal mit Wasser versorgt. Die Kosten belaufen sich bis jetzt auf 50 Milliarden Euro, was den Kanal zu einem der teuersten Bauwerke der Menschheitsgeschichte macht.

Als nächstes sollen ein Ost- und ein Westkanal gebaut werden. Im Wesentlichen entspricht der Ostkanal dem alten Kaiserkanal aus dem 7. Jahrhundert, der Peking auf einer Strecke von 1.150 Kilometern mit der Stadt Hangzhou verbindet. Durch den technologischen Fortschritt der Eisenbahn verlor der alte Kaiserkanal als Transportweg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Nun wollen chinesische Ingenieure mithilfe von 23 gigantischen Pumpen den Kanal wieder für die Schifffahrt nutzbar machen.

Der Westkanal wird mit lediglich 450 Kilometern Länge wesentlich kürzer als die beiden anderen. Er wird am Oberlauf des Jangtse beginnen und die extrem trockenen Regionen Gansu, Qinghai und die Innere Mongolei mit Wasser versorgen. Trotz seiner geringeren Länge, wird er wohl am nachhaltigsten in die Natur eingreifen. Auf seinem Weg wird er die Oberläufe von sechs weiteren Flüssen anzapfen. Das betrifft den für Indien wichtigen Brahmaputra und den für Südostasien wichtigen Mekong. Die Anrainerstaaten protestierten bereits energisch, denn beide Flüsse sind wichtig für die Wasserversorgung.

Das Mammut-Projekt soll 2050 abgeschlossen sein und wird rund 400 Milliarden Euro kosten. Jährlich werden dann Milliarden Kubikmeter Wasser in den Norden gepumpt, die 500 Millionen Menschen mit Wasser versorgen.

Südost-Asien
Thailand leidet seit Monaten unter eine Hitzeperiode und anhaltenden Dürre, die auf El Niño zurückgeht. Die Auswirkungen könnten laut US-Zentrum für Klimaprognose noch bis Januar 2016 und länger zu spüren sein. Neben dem Land des Lächelns sind auch Indonesien, Indien und die Philippinen betroffen. Die Regenmenge lag bis Mitte Juni in Thailand und den Philippinen 40 Prozent unter dem jährlichen Durchschnitt, in Indonesien 15 Prozent darunter, verkündete Speedwell Weather in Charleston, South Carolina, ein führender Anbieter von globalen Wetterdaten.

Der derzeit niedrigste Preis seit fünf Jahren auf dem Weltmarkt für Reis könnte bald aufgrund von El Niño stark ansteigen, erklärte Jack Scoville von Price Futures Group in Chicago. Reis ist ein Grundnahrungsmittel für die halbe Weltbevölkerung. Was stark steigende Preise an den Rohstoffbörsen für den Hunger auf der Welt bedeuten können, zeigte der hohe Weizen- und Maispreis im Jahr 2010, wo es weltweit zu Hungerrevolten und -katastrophen kam. „Nirgends bewirkt die Kombination aus hohen Nahrungspreisen, Armut und Instabilität mehr tragisches Leid als am Horn von Afrika“, sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick.

Die Philippinen importieren jetzt schon mehr Reis als je zuvor, um die Bürger zu versorgen. Neben der Dürre kommen Wirbelstürme dazu. Nach Angaben der Vereinten Nationen braucht auch Indonesien zusätzliche Importe zur Sicherstellung des Grundnahrungsmittels. Wegen den Ernteausfällen des zweitgrößten Reisexporteurs Indien werden die Reisbestände um 17 Prozent sinken, was der tiefste Stand seit fünf Jahren wäre, verkündete die amerikanische Landwirtschaftsbehörde. Ein Preisanstieg von Reis sei mehr als wahrscheinlich. El Niño könnte in Indien zudem dafür sorgen, dass der Monsum später eintritt, was nicht nur den Reis, sondern die gesamte Landwirtschaft bedrohen würde.

Viele thailändische Bauern sehen ihre Ernten bedroht und pumpen trotz Verbote illegal Wasser aus Kanälen und Flüssen auf ihre Felder. Das thailändische Landwirtschaftsministerium drohte Soldaten einzusetzen, um die knappen Wasserressourcen zu schützen. Der Landwirtschaftsminister versuchte die angespannte Lage zu entschärfen und erklärte, dass es genug Wasser gebe, um 540.000 Hektar Ackerfläche im Einzugsgebiet des Chao Phraya Flusses zu versorgen. In 22 anderen Provinzen können jedoch 640.000 Hektar Reisfelder nicht bewässert werden. Die Reisbauern sollen die Aussaat nach Möglichkeit bis in die Regenzeit verschieben, sofern überhaupt ausreichend Niederschlag kommen wird. Es wird sogar befürchtet, dass es unter den Bauern zu Streitereien kommen könnte, weshalb die Soldaten gleichzeitig auch auf Einhaltung der Ordnung achten sollen. „Wir wollen keinen Wasserkrieg unter den Bürgern“, so Landwirtschaftsminister Pitipong. Auch werden die Landwirte aufgefordert anstatt Reis Gemüse anzubauen. Mais würde schneller gedeihen und wesentlich weniger Wasser benötigen. Die Verluste könnten mehr als 150 Millionen Euro betragen, sollte es nicht bald ausreichend Regnen.

Ein 71 Jahre alter Reisbauer erschoss sich wegen der Missernte. In der Provinz Ratchaburi wird den Farmern mit einem Schild am Wasserreservoire Huai Sam Nak Mai erklärt, es gebe kein Wasser zur Bewässerung der Felder. Der See sei nur noch zu neun Prozent voll, was nicht einmal zur Versorgung der Haushalte reiche. Im Wasserreservoire Huai Ban Yabg gibt es nur noch eine Millionen Kubikmeter Wasser. Der Großteil der Bauern hat die Felder aufgegeben. Die Talsperre Sirikit ist nur noch zu 34 Prozent gefüllt und nur noch sieben Prozent können abgelassen werden. Vielerorts werden Engpässe bei der Grundversorgung von Wasser vermeldet. In einigen Gebieten wird Wasser bereits rationiert.

Mittlerweile wird die Wasserwirtschaftspolitik des Bewässerungsamtes in Frage gestellt. Nach der verehrenden Flut von 2011 wurde die Richtlinie für Staudämme dahingehend geändert, dass Wasser aus Staudämmen bereits vor der Regenzeit abgelassen werden kann. Da es in den letzten Jahren immer weniger Niederschlag zu verzeichnen gab, fielen die Pegel der Hauptdämme Bhumibol in Tak und Sirikit in Uttaradit immer weiter. El Niño verschlimmerte die Lage zusätzlich. Der Vorsitzende der Thai-Water Partnerships, Hannarong Yaowalers, mahnt das Bewässerungsamt ihre Politik zu überdenken. Sie würden sich nur darauf Konzentrieren Hochwasser zu verhindern und Wassermangel und Dürren gar nicht zu beachten. „Sie haben Angst, dass es noch einmal zu einem Hochwasser kommt, daher kümmern sie sich nicht so sehr um das Dürreproblem“, so Hannarong Yaowalers. Das Bewässerungsamt bestätigte falsch gehandelt zu haben und gibt sich eine Mitschuld an der aktuellen Lage.

Jetzt müssen die Götter für Abhilfe sorgen. Die thailändische Militärregierung veranlasste eine Zeremonie um Phra Pirun, den hinduistischen Gott des Regens, zu beschwichtigen und es regnen zu lassen. Der Staatssekretär für Landwirtschaft und Genossenschaften, Chavalit Chookajorn, leitete die Zeremonie. Der Astrologe und selbsternannte Nostradamus Thailand´s unterstützte den Staatssekretär dabei. Der Astrologe arbeitet für das Landwirtschaftsministerium und sagte die Dürre voraus. „Bruder Chui (Spitzname des Astrologen) hat den sechsten Sinn. Er sagte mir, dass Thailand dieses Jahr sicher von einer Dürre heimgesucht werde. Deshalb wollte er, dass das Ministerium den Regengott in einer Zeremonie um Wasser vom Himmel bittet. Persönlich halte ich es für eine gute Sache. Es ist kein Aberglaube und tut nicht weh. Es geht darum etwas zu finden, an dem man sich festhalten kann“, so Chavalit.

Nordkorea
In Nordkorea leidet ohnehin ein großer Teil der Bevölkerung an Armut und Hunger. Wie Peking im Juni verlauten ließ, ist Nordkorea ebenfalls von einer extremen Trockenheit betroffen. Auch von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA kam die Meldung, dass große Teile des Landes unter einer Dürre leide, darunter auch die Reishauptanbaugebiete Hwanghae und Phyongan. Peking sicherte Hilfe zu, äußerte sich aber nicht zu Einzelheiten.

In den 1990er Jahren wurde Nordkorea schon einmal von einer großen Dürre heimgesucht und erhielt in großem Umfang internationale Hilfe. Mit den aktuell schweren diplomatischen Beziehungen ist die Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft gesunken. Vor allem weil die Regierung in Pjöngjang die Arbeit internationaler Helfer einschränkt und nicht bereit ist die Verteilung der Hilfsgüter kontrollieren zu lassen. Selbst zu China sind die Beziehungen angespannt, da Nordkorea eisern an seinem Atomwaffenprogramm festhält.

2014 fiel so wenig Regen in Nordkorea wie zuletzt vor 30 Jahren, erklärte Ghulam Isaczai, der ranghöchste UN-Vertreter in dem kommunistischen Land. Dieses Jahr wird es aller Wahrscheinlichkeit nach noch weniger. Das Land trocknet immer weiter aus. Die Vereinten Nationen warnen vor einer Hungerkatastrophe, da es voraussichtlich auch 2016 keine Besserung geben wird. „Es tut sich eine riesige Kluft auf zwischen dem, was benötigt wird und dem, was zur Verfügung steht. Lasst uns Hilfe nicht politisieren“, so Isaczai.

Die Pflanzsaison für Reis hat begonnen und üblicher Weise werden die Felder dafür geflutet. „Aber dieses Jahr – ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen – pflanzen sie tatsächlich bei Trockenheit den Reis“, erklärt Ghulam Isaczai das hoffnungslose und sinnlose Vorgehen der Nordkoreaner. Einige Kleinbauern sind auf Weizen und Mais umgestiegen. Aus Verzweiflung gießen manche ihre jungen Triebe mit Wasser aus Eimern, damit sie nicht verdorren. Ein schier aussichtsloser und mühevoller Kampf gegen die Dürre. Ein zynisches Bild gibt die Nordgrenze zu China ab. Sie verdeutlicht den Mangel an landwirtschaftlicher Infrastruktur in Nordkorea. Dort grenzen die grünen Felder der Chinesen an die ausgedörrten Felder Nordkoreas. Die Vereinten Nationen helfen die Mangelerscheinungen, die mit der Nahrungsmittelknappheit einhergeht, durch Nahrungsergänzungsmittel in Krankenhäusern und Schulen zu mindern. Es sei aber nicht möglich für die 25 Millionen Menschen Reis zur Verfügung zu stellen. Für 70 Prozent der Bevölkerung ist die Lebensmittelversorgung nicht gesichert.

Über das was die Regierung in Pjöngjang dagegen zu tun gedenkt, kann Isaczai nur spekulieren. „Ich glaube, sie haben sich an einige Staaten gewandt – an Indien, China, Russland“, so der UN-Vertreter. Die Dürre sorgt auch für Engpässe bei der von Wasserkraft erzeugten Stromproduktion. „Die Regierung hat mir gegenüber bestätigt, dass die Stromerzeugung bei 50 Prozent der Kapazität liegt“. Mehr als eine Millionen Menschen sind bei der Hungerkatastrophe in den 1990er Jahren gestorben. Isaczai hofft, dass es diesmal nicht so schlimm kommen wird.

Verwesendes-SchafDer Nahe Osten
Der Gazastreifen leidet unter extre­mem Wassermangel. Auch bei den Palästi­nensern ist es fünf vor zwölf, was die Wasserverfügbar­keit betrifft. Die Schätzungen gehen so weit, dass der Region in wenigen Jahren Unbewohnbarkeit vor­aus gesagt wird. Es ist schon lange bekannt, dass der Nahe Osten auf eine Wasserkrise zusteuert. Von der NASA ver­öffentlichte aktuelle Satellitendaten belegen, dass der Gazastreifen zwischen 2003 und 2009 etwa 144 Quadratkilometer gespeichertes Frischwasser ver­loren hat, was in etwa der Menge des Toten Meeres entspricht. Die grundwasserführenden Schichten sind bis zu 95 Prozent durch Chemikalien, Abwäs­ser und Salzwasser verunreinigt. Die derzeitigen Kapazitäten der Meerwasser-Entsalzungsanlagen reichen für die Versorgung von rund 20 Prozent der 1,6 Millionen Einwohner des Gazastreifens. Vielen Bewohnern bleibt nichts anderes übrig, als teures Wasser in Flaschen zu kaufen. „Die Familien zahlen etwa ein Drittel ihres verfügbaren Einkommens für Trinkwasser“, erklärt June Kunugi, eine Sonderge­sandte der UNICEF. Nach UN-Schätzungen müssen rund 80 Prozent der Menschen in Gaza ihr Trink­wasser kaufen.

Der einzige vorhandene Aquifer (Grundwasserlei­ter) wird nach Angaben der UN bis 2016 unbrauch­bar sein. Sollte nichts unternommen werden, kommt es bis 2020 zu einem potentiell nicht um­kehrbaren Schaden. Bereits heute sind nur noch fünf bis zehn Prozent des Aquiferwassers in Trink­wasserqualität. Der Gazastreifen, der keine nen­nenswerten Flüsse hat, war schon immer für die Trinkwassergewinnung vom Küsten-Aquifer abhän­gig, dem durch Regen und die Hebronhügel 50 bis 60 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich zugeführt werden. Die wachsende Bevölkerung und der nicht abnehmende Zustrom der palästinensischen Flücht­linge sowie die israelischen Bauern direkt hinter der Grenze entnehmen dem Aquifer schätzungsweise 160 Millionen Kubikmeter Wasser. Es wird also jähr­lich mehr als dreimal so viel Wasser entnommen, als sich natürlich regenerieren kann. Der sinkende Grundwasserspiegel führt dazu, dass Salzwasser vom nahen Mittelmeer in das Grundwasser fließt.

Neben der Versalzung kommen noch unerwünschte Schadstoffe hinzu, denn 90.000 Kubikmeter rohe Abwässer fließen täglich vom Gazastreifen in das Oberflächenwasser des Mittelmeers. Die Grenz-Blockade seitens Israels verschärft das Problem. Aktivisten behaupten, dass Israel den Im­port von Baumaterial verhindert, das nötig wäre, um die Wasser-Infrastruktur zu warten und zu re­parieren. Israel argumentiert, dass die Blockade nötig ist, damit die radikale Hamas von Waffenlie­ferungen abgeschnitten bleibt. Was bleibt den Pa­lästinensern, außer sich selbst zu helfen? Viele ha­ben sich entschlossen, eigene Brunnen zu bohren, da selbst mit dem Aquifer in den Sommermonaten nur alle zwei Tage Wasser aus dem Hahn kommt. Wer in oberen Stockwerken wohnt, sieht aufgrund des geringen Drucks gar kein Wasser.

Zum Bohren eines Brunnens sind Genehmigungen mit teilwei­se strengen Auflagen notwendig, daher werden die meisten Brunnen illegal gebohrt und die Arbeiten mit großen Plastikplanen vor den Nachbarn ge­heim gehalten. Ein Textil-Händler aus Gaza-Stadt heuerte eine sieben Mann starke Truppe an, um einen Brunnen zu bohren. Gearbeitet wurde nach Sonnenuntergang, und die Bohrgeräusche wurden mit lauter Musik übertönt. Bei 48 Meter Tiefe stie­ßen sie auf Wasser. In Gaza sind nach Schätzungen 6.000 Brunnen gebohrt worden, die meisten ohne Genehmigung.

Was kann getan werden, um die Katastrophe abzu­wenden? In drei Jahren schon ist der Aquifer rest­los ausgebeutet, und der Gazastreifen steht ohne Trinkwasser da. Da Gaza eine Küste hat, bleibt als einzige Alternative nur die Meerwasserentsalzung. Schon jetzt werden 18 kleine Anlagen betrieben. Eine Anlage behandelt Salzwasser, alle anderen Brackwasser. Die meisten Anlagen wurden von UNICEF und OXFAM bereitgestellt. Diese Anlagen reichen jedoch längst nicht aus. Die palästinen­sische Wasserbehörde (PWA) möchte zwei neue Meerwasserentsalzungsanlagen bauen, und eine dritte, große Anlage ist in Planung. Diese soll 55 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aufbereiten. Doch wie das 450 Millionen US-Dollar teure Projekt finanziert werden soll, ist fraglich. Zu den Kosten der Entsalzungsanlage gesellt sich das Problem des erhöhten Energieaufwands. Nach Angaben der UN werden in Gaza zusätzliche 100 Megawatt Strom benötigen, bevor die große Entsalzungs-Anlage ge­baut wird. Dass es zu einem Baubeginn, geschwei­ge denn zu einer Fertigstellung vor 2017 kommt, gilt als unwahrscheinlich.

Aber es kommt zur Annäherung von Seiten Israels für das Dürre geplagte Palästina. Ein hoher Beamter, der wegen des sensiblen Ver­hältnisses zu Palästina nicht genannt werden will, bestätigt, dass Israel angesichts der bevorstehen­den humanitären Krise vor der eigenen Haustür Unterstützung und Hilfe für Gaza anbietet. „Wir haben schon mit jedem, den wir in der internatio­nalen Gemeinschaft kennen, gesprochen, weil 1,4 Millionen Menschen in ein paar Jahren ohne Was­ser sein werden“, so der Sicherheitsbeamte. Als eine der führenden Nationen in der Meerwasser-Entsalzungs-Technologie wird Israel einige Gazaner ausbilden, wie auch die palästinensische Wasser­behörde bestätigte. Rebhi El Sheikh, stellvertre­tender Direktor der PWA, ruft zu Spenden auf, um die nötigen Wasser-, Abwasser- und Stromprojekte finanziell zu unterstützen. Falls nicht schnell etwas geschieht, ist die humanitäre Katastrophe nicht mehr abzuwenden. „Eine kleine Investition ist nö­tig, um eine große zu vermeiden, es ist ein huma­nitäres Problem, das nichts mit Politik oder Sicher­heit zu tun hat“, so Rebhi El Sheikh.

Jay Famiglietti, der Hauptermittler einer kürzlich ver­öffentlichten NASA-Studie, erklärte es gebe einen alarmierend schnellen Rückgang des Wassers im Tigris- und Euphratbecken. Damit liegt der Nahe Osten nach Indien an zweiter Stelle der Gebiete, die ihre Grundwasservorräte am schnellsten ver­lieren. Obwohl der Nahe Osten bereits Erfahrungen mit Wasserknappheit hat, könnten die jahrzehnte­langen politischen Spannungen mit der sich zuspit­zenden Wasserkrise zu neuen Konflikten führen.

Im Nahen Osten sind die Staaten vom Klimawandel unterschiedlich stark betroffen, wie eine aktuelle detaillierte Studie zeigt, die eine neue Bilanz des Wasserhaushaltes des Toten Meeres und der Grundwasserreserven erstellt hat. Ein internationales Forscherteam aus Deutschland, Israel, Jordanien und Palästina haben mit dem fünf Jahre andauernden Forschungsprojekt SUMAR mit Vor-Ort-Messungen, Fernerkundungsmethoden und Computerberechnungen eine detaillierte Bilanz über die Wasserreserven und Strömungen erstellt. Am schlimmsten treffen die klimatischen Veränderungen laut den Ergebnissen die Jordanische Ostseite des Toten Meeres gegenüber der Israelisch-Palästinensischen Westseite.

Das Tote Meer ist nicht nur eine wichtige Touristenattraktion. Die Grundwasserreserven in dem 7.000 Quadratkilometer großen Gebiet sind die Lebensquelle für mehr als vier Millionen Menschen. Das salzhaltige Wasser des Toten Meeres sind natürlich nicht als Trinkwasser geeignet, weshalb seit den 60er Jahren mehrere Staudämme an den Zuflüssen das Wasser speichern, bevor es durch den Zufluss ins Tote mehr gelangt und versalzt. Aber genau diese durch Staudämme gewünschte Süßwasserspeicherung führt zu einem negativen Effekt. Durch die Staudämme gelangt weniger Wasser ins Tote Meer, weshalb der Pegel bereits seit Jahrzehnten jährlich um einen Meter absinkt. Mit dem Absinken des Toten Meeres senken sich auch die Grundwasserressourcen ab. Dies führt zum Versiegen jahrtausendealter Süßwasserquellen im Umland und folglich zu einer verstärkten Verknappung von Wasser.

Bisher waren genaue Daten dieses komplexen Wassersystems nicht erfasst. Mit dem Forschungsprojekt SUMAR hat das internationale Forscherteam untersucht wieviel Grundwasser tatsächlich nutzbar ist und inwieweit es sich durch Niederschläge regeneriert. Das Forschungsprojekt war sehr umfassend und stellte die Forscher vor einige Herausforderungen. So war es schwierig in dünn besiedelten Gebieten Daten zu sammeln. Während in den Ballungsgebieten wie Amman und Jerusalem zahlreiche Messstationen für die Datensammlung zur Verfügung standen, sind in den wenig besiedelten Gebieten nur wenige Brunnen und noch weniger Messstationen vorhanden. Da aber gerade der Niederschlag, oftmals kurz, intensiv und in kleinen Arealen auftretend, waren diese Daten wichtig um ein Gesamtbild zu erstellen. So wurden extra für das Forschungsprojekt Messstationen und eine Pegelmessstation am Grenzfluss Jordan errichtet.

Die Daten wurden an den Quellen und im Toten Meer mit Infrarotsensoren per Flugzeug und Satellit gesammelt. Vor Ort wurden mit chemischen und isotopischen Methoden Daten gesammelt. „Insbesondere durch die Analyse von Seltenen Erden konnten wir die Herkunft des Wassers und dessen Wege durch den Untergrund verfolgen. So konnten wir nicht nur 37 Stellen lokalisieren, an denen Grundwässer ins Tote Meer strömen, sondern kennen nun auch deren individuelle Geschichte. Das war wichtig, um herauszufinden, wieviel Süßwasser unterirdisch in den Salzsee fließt und damit nicht mehr für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung steht. Gerade die letzte Passage, bevor das aus dem Gebirge kommende Wasser den See erreicht, hat uns lange beschäftigt. Hier mischen sich aus der Tiefe aufsteigende Salzwässer hinzu, Salzminerale lösen sich. Aber gemeinsam mit Kollegen des Max-Planck-Institutes in Bremen sind wir auch den biogeochemischen Prozessen auf die Spur gekommen, welche die Grundwässer nachhaltig verändern“, erklärt der Hydrologe Dr. Christian Siebert vom UFZ. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen eine Diskrepanz bei der Regenerierung der Grundwasservorräte im Nahen Osten.

Rund 281 Milliarden Liter Grundwasser bilden sich jedes Jahr in den 7.000 Quadratkilometern um das Tote Meer herum neu, welches hauptsächlich von den Niederschlägen und versickerten Gewässern im Untergrund stammt. Aber gerade die so wichtigen Niederschläge sind je nach Region unterschiedlich. Westlich des Toten Meers und des Grenzflusses Jordan, auf der Israelisch-Palästinensischen Seite, fällt doppelt so viel Regen wie auf der Jordanischen Ostseite. Dies führt gleichzeitig zu einer doppelt so hohen Grundwasser Neubildung für den westlichen Teil des Toten Meeres. Die Klimaprognosen zeichnen eine Verschärfung der Situation, sollen nach Schätzungen die Niederschläge um rund 20 Prozent zurückgehen. Nach Angaben der Forscher aus dem SUMAR-Projekt würde das zu einer Halbierung der Regeneration der Grundwasserressourcen führen, genauer zu einer Reduzierung von 55 Prozent für Jordanien und zu 45 Prozent für den westlichen Teil Palästina und Israel. Gerade für Jordanien zeigen die Daten, dass eine soziale und ökologische Krise zu befürchten ist.

Mit den Daten des SUMAR-Projektes lassen sich erstmals gezielt Maßnahmen ergreifen, um die Wasserkrise zu entschärfen. Es werden auf diese Region angepasste Konzepte entwickelt, um den Wasserverbrauch zu senken und Wasser durch Aufbereitung wiederzuverwenden. Nach dem SUMAR-Projekt werden mit dem Projekt DESERVE (DEad SEa Research VEnue) von den Helmholtz-Zentren KIT (Karlsruhe), GFZ (Potsdam), UFZ (Halle) und lokalen Partnern die Forschungen weitergeführt und Lösungsansätze gesucht. Die Meteorologen, Hydrogeologen, Geologen und Geophysiker beschäftigen sich ganzheitlich mit den Umweltrisiken, der Wasserverfügbarkeit und dem Klimawandel, um zukünftig eine stabile Wasserversorgung zu gewährleisten. Eine stabile Wasserversorgung ist ein wichtiger Aspekt, um den Frieden im Nahen Osten zu fördern. 

Ein Ansatz ist die Idee einen Kanal vom Roten Meer zum Toten Meer zu errichten und Wasser in das Tote Meer zu leiten. Damit könnte das weitere Absinken des Pegels eingedämmt werden, doch lassen sich die Umweltrisiken und Auswirkungen auf das Grundwasser noch nicht zweifelsfrei feststellen. „So können wir nicht sicher sein, ob sich das viel leichtere Ozeanwasser mit dem 10-fach salzigeren Wasser des Toten Meeres vermischt und welche biologischen und chemischen Prozesse ablaufen werden“, kritisiert Wissenschaftler Christian Siebert. Es steht noch viel Arbeit bevor, doch zumindest helfen die Daten des SUMAR-Projektes mit einem Bild über die Gesamtlage wie und wo gehandelt werden muss.

Dürre-Landschaft-WassermangelVereinigte Staaten von Amerika
In den USA ist der Südwesten von starker Dürre betroffen. Am schlimmsten ist die Lage in Kalifornien, wo es Ende 2011 mit dieser immer heftigeren Dürre anfing, die bis heute anhält. Die ‚California Drought‘, wie die Dürre bezeichnet wird, wurde 2011 noch als mittelschwer eingestuft. Ab Februar 2012 begann sich eine schwere Dürre auszuweiten. Ende 2013 war ganz Kalifornien von der Dürre betroffen. Ab 2014 kam die Einstufung „außergewöhnliche Dürre“, die höchstmögliche Skalenausprägung. Gegen Ende des Jahres war 58 Prozent von Kalifornien von der „außergewöhnlichen Dürre“ betroffen.

Die Kalifornischen Wasserreserven hatten mit 55 Prozent der durchschnittlichen Füllmenge im November 2014 den niedrigsten Stand seit 1977. Laut NASA Analysen hatten die Wasserspeicher der zwei längsten kalifornischen Flüsse Sacramento und San Joaquin 42 Kubikkilometer weniger Wasser als im Jahresdurchschnitt. Die noch restliche Menge deckt den Bedarf für ein Jahr.

Wasser war in Kalifornien schon immer ein Problem. Vor allem, wenn im Winter weniger Niederschläge kamen als erwartet wurden und die natürliche Befüllung den Wasserkonsum nicht ausglich. Schon bei den erwarteten Regenfällen ist der Wasserverbrauch in Kalifornien höher als sich die Reserven natürlich regenerieren können. Die immer stärkere und andauernde Dürre führt zu extremer Wasserknappheit. Viele Stauseen erreichten historische Tiefststände, wie der Lake Mead und der Lake Powell.

Auch hier ist in erster Linie die Landwirtschaft am stärksten betroffen. Laut der University of California kam es 2014 zu einem nicht übertroffenen Rückgang der Wasserverfügbarkeit für die Landwirtschaft. Der Schaden liegt bei rund 2,2 Milliarden Dollar. Dabei konnten lediglich fünf Prozent der Landfläche nicht mehr bewirtschaftet werden. Wie verzweifelt manch ein Farmer ist, zeigt das Beispiel Tom Selleck, besser bekannt als Privatdetektiv Magnum aus der gleichnamigen 80-er Jahre Erfolgsserie, der wegen der Dürre selbst vor Wasserdiebstahl nicht zurückschreckte.

Tom Selleck wurde jüngst vom Wasserversorger Calleguas Municipal Water District im Bezirk Ventura nördlich von Los Angeles verklagt. Der Hollywood-Star soll für seine Avocado-Farm mehrere LKW-Ladungen Wasser an einem öffentlichen Hydranten abgezapft haben, um die Felder zu bewässern. Der daraufhin ermittelnde Sheriff konnte kein Vergehen feststellen, weshalb der Wasserversorger ironischer Weise einen Privatdetektiv engagierte. Nach seinen Ermittlungen ist ein Lastwagen mehr als ein Dutzend Mal mit Wasser aus dem Hydranten auf die 24-Hektar Farm des ehemaligen Fernseh-Detektivs gefahren.

Die Wasserknappheit bringt auch fragwürdige Methoden ins Spiel. Einige Farmer bewässern die Äcker mit aufbereitetem Abwasser aus der Öl-Industrie. Umweltverbände warnen vor toxischen Rückständen und nachhaltigen Schäden für Boden und Pflanzen. Ganz abgesehen von der Gefahr für den Menschen beim Verzehr solcher Agrar-Produkte. Zwar wird das Wasser gefiltert und mit Frischwasser vermischt, dennoch ist dieses Vorgehen mehr als fragwürdig.

Die ‚California Drought‘ könnte nach Aussagen diverser Studien sehr lange anhalten. Es scheint sich nicht nur um eine Ausnahme zu handeln, sondern könnte eine Rückkehr zum Normalfall werden. Schon 2007 ergab eine Baumring-Analyse, dass zwischen den Jahren 850 und 1.300 Kalifornien von zwei Mega-Dürren heimgesucht wurde, bei der eine allein 200 Jahre andauerte. Der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel hat nach der Studie von Daniel Griffin vom renommierten US-Meeresforschungsinstitut Woods Hole und Kevin Anchukaitis von der University of Minnesota die Dürre von 2012 bis 2014 um rund 36 Prozent verschärft. „Es gibt keinen Zweifel, dass wir in eine Zeit eintreten, in der menschliche Einflüsse auf das Klima das Ausmaß von Dürren und ihre Folgen mitentscheiden“, sagt Anchukaitis.

Verdurstete-Rinder

Mittelamerika
Die Menschen kennen die Konsequenzen von Dürren nur zu genau. Erst die Dürre, danach Ernteausfälle, aus denen schließlich eine drohende Hungersnot hervorgeht. Seit 1990 sind in Mittelamerika 11 Millionen Menschen an Dürren gestorben. Besonders hart trifft es die Menschen aus der Trifinio-Region im Grenzgebiet von Guatemala, Honduras und El Salvador. Seit Mitte 2014 hält die Dürre in der Trifinio Region an. Die UN warnte zum Ende letzten Jahres vor einer sich anbahnenden humanitären Katastrophe. Von mehr als 2,5 Millionen Menschen sei die Nahrungsversorgung gefährdet. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bisher tausende Rinder verendet und rund 75 Prozent der Mais- und Bohnenernte in Guatemala und Honduras vernichtet sind. Nach Angaben des Gesundheitsministerium El Salvadors sind im östlichen Teil des Landes sämtliche Ernten ausgetrocknet. Die Behörden in Guatemala riefen den Notstand aus und baten um internationale Hilfe.

Es wird befürchtet, dass sich die Lage sogar noch zuspitzt. „Glücklicherweise sterben noch keine Menschen, aber es ist sicher, dass die Bevölkerung in den trockenen Gebieten Zentralamerikas in den kommenden Monaten große Probleme mit der Nahrungsversorgung bekommen wird“, erklärt Tialda Veldman, Vorsitzende der Disaster Risk and Reduction Einheit für Zentralamerika der niederländischen Entwicklungshilfeorganisation Cordaid. Vor allem langfristig wird mit diversen Projekten versucht, gegen die Dürre anzukämpfen. Auf weiten Landstrichen wird in Monokultur Mais- und Bohnen angebaut. Die Projekte ermutigen die Gemeinden auf Mischkulturen umzusteigen, Ackerbau und Forstwirtschaft zu kombinieren. „Wir müssen den Menschen beibringen, wie sie mit den trockenen Perioden umgehen können und deutlich machen, dass die Klimaveränderungen von Jahr zu Jahr schwieriger zu handhaben sein werden”, sagt Adriaan Vogel, von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit(GIZ). Die ersten Erfolge haben sich bereits eingestellt. „Diejenigen, die bereits auf Agroforstwirtschaft umgestiegen sind, hatten weniger Probleme während der Trockenphase, als jene, die nur Felder mit Mais- oder Bohnenpflanzen – ganz ohne Bäume darauf – hatten”, so Vogel, ein Projekt in der Trifinio-Region betreut.

Südamerika
Auch Brasilien, dem weltweit größten Kaffeeproduzenten, geht aufgrund der Trockenheit das Wasser aus. Im Südosten Brasiliens sind die Sommer in der Regel heiß und feucht. Die Regenzeit ist wichtig für Landwirtschaft, Natur und natürlich für die Wasserressourcen. Nur ist seit einigen Jahren kein Verlass mehr auf den Regen, und die Wasserspeicher in São Paulo haben einen historischen Tiefstand erreicht.

Die Millionenmetropole São Paulo und zahlreiche andere Städte des Gliedstaates hatten im Sommer 2014 einen Wasserengpass wie nie zuvor. Die Wasserversorgung wird von fünf großen Stauseen im Norden des Gliedstaates, dem System Cantareira, gewährleistet. Das System Cantareira versorgt neun Millionen Menschen in der Region von São Paulo und weitere fünf Millionen im Inneren des Gliedstaates. Durch den Mangel an Regen über die letzten Jahre ist das System Cantareira praktisch ausgetrocknet. Seit Dezember 2013 hat es so wenig Niederschlag gegeben wie zuletzt 1930. Während es in der Regenzeit beinahe überläuft, ist jetzt nur noch ausgedörrter und aufgerissener Boden zu sehen. Im Becken sind nur noch Rinnsale von Wasser zu entdecken, die eher Pfützen als Seen gleichen. Im März 2014 wurde ein weiterer historischer Tiefstand von knapp neun Prozent erreicht.

Obwohl sich die Wasserkrise verschärft, ist für den Gouverneur von São Paulo, Geraldo Alckmin, eine Rationierung keine Option. Stattdessen wurde seit März 2014 die technische Reserve des Systems Cantareira verwendet, um die Gemeinden weiterhin zu versorgen. Unter der technischen Reserve wird der geringe Rest an Wasser bezeichnet, der im Stausee verbleibt, wenn alle Schleusen bereits geöffnet sind. Die technische Ausrüstung wurde installiert, um das letzte Oberflächenwasser in das Leitungssystem zu pumpen. Experten waren der Meinung, dass Gouverneur Alckmin sehr hoch pokert, wenn er bereits jetzt die letzten Reserven der Stauseen, die für den Notfall gedacht sind, in Anspruch nimmt. Rationierung schien ein Fremdwort für Gouverneur Alckmin zu sein, und pokerte darauf, dass der nötige Regen kommen wird.

Um während der vergangenen Fußballweltmeisterschaft in keine Krise zu stürzen, wurde im Mai 2014 sogar das Grundwasser angezapft, um das Cantareira-Reservoir wieder auf einen Stand von rund 18,5 Prozent aufzufüllen. Auch dies ist ein historisches Ereignis, denn zum ersten Mal werden die sogenannten „Volumen morte“, also „toten Vorräte“, angezapft. In Brasilien wird überlegt, wie zukünftig solche Krisen vermieden werden können und wie das System Cantareira diesbezüglich verbessert werden kann.

Die Lösung sieht das Abzweigen von Wasser aus einem 15 Kilometer entfernten See über einen Kanal vor. Der See ist jedoch ein Kernstück eines hydrologischen Beckens, das die Millionenmetropole Rio de Janeiro versorgt. In Rio de Janeiro ist man von dieser Lösung keineswegs begeistert, denn die zweitgrößte Metropole des Landes hat auch eine fragile Wasserversorgung, auch wenn es noch keine schwere Krise ist. Das könnte sich aber schnell ändern.

Wegen dem Wassermangel müssen die Wasserkraftwerke ihren Dienst einstellen. Laut Medienberichten könnten dadurch in der Industrie-Metropole São Paulo bis 60.000 Fabriken und Betriebe wegen Strommangels in Schwierigkeiten geraten. In der Folge käme es zu höheren Lebensmittelpreisen. Die durch die Dürre verursachte Wasserknappheit hat zudem zu einem Anstieg von 57 Prozent der Dengue-Fieber Erkrankungen geführt. Die Agro-Industrie, Brasiliens wichtigster Wirtschaftszweig, produziert Kaffee, Mais, Soja und betreibt Viehzucht. 2014 belief sich der Umsatz an Exportgütern in diesem Bereich auf 85 Milliarden Euro. Preissteigerungen auf dem Weltmarkt beim Kaffee sind ebenso wahrscheinlich, wie es der Anstieg des Reispreises durch die Dürren in Asien ist.

Afrika
Die klimatischen Bedingungen in Afrika sind regional sehr unterschiedlich. Am Äquator regnet es viel, während die Niederschläge in der Sahara extrem gering sind. In Westafrika hingegen wechseln sich Dürren und Niederschläge unregelmäßig ab. Da drei von vier Afrikanern von Grundwasser abhängig sind, ist die Speicherung von Niederschlagswasser dringend notwendig. Bedingt durch den Klimawandel sind längere Dürreperioden zu erwarten. Nur 64 Prozent der gesamten Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Wasser. Dürre, Wasserknappheit, Ernteverlust und Hungersnot gehen Hand in Hand. Hinzu kommen Bürgerkriege, schlechte Infrastruktur, schwache Wirtschaft und Korruption. Die Sub-Sahara Region gilt schon seit langem als eine der trockensten Gebiete der Erde und die Situation wird trotz zahlreicher Hilfsprojekte und internationaler Hilfe eher schlimmer als besser. Die Zahl extrem armer Menschen ist von 290 Millionen auf 414 Millionen Menschen angestiegen, obwohl laut UN Bericht die extreme Armut von 56 Prozent auf 48 Prozent gesunken ist. 80 Prozent der Kinder, die weltweit unter fünf Jahren sterben, stammen aus dieser Region. Wie diese Region die beinahe ewige Dürre überstehen will, ist nicht auszumachen.

verdunsteter-SeeAustralien
In Down Under sind laut der Welternährungsorganisation von den Vereinten Nationen zwischen 2002 und 2010 vor allem die östlichen Gebiete von mehrjährigen Dürren betroffen. Die Getreideernte viel wegen ausbleibendem Niederschlag im Jahr 2006 um knapp die Hälfte unter den Durchschnittswert. 2014 und 2015 hat es insbesondere die wasserintensive Baumwollproduktion getroffen, die ebenfalls um die Hälfte geringer ausfiel. Nach zwei der drei heißesten Jahre überhaupt hat die Dürre verheerende Ausmaße genommen. Die Viehzüchter Australiens, einer der größten Fleischproduzenten der Welt, sind am Verzweifeln.

Im Bundesstaat Queensland musste das zuständige Agrarministerium im März vier weiter Gebiete als von Dürre betroffen vermelden. Damit haben 80 Prozent der Fläche des nordöstlichen Bundesstaats den Dürre-Status. „Für einige unserer Küstengebiete kann ich den Dürrestatus aufheben. Besonders im Norden Queenslands muss ich dagegen einen großen Teil für betroffen erklären“, sagte Landwirtschaftsminister Bill Byrne von der sozialdemokratischen Labor Party. Nach der Trockenperiode von 2014 weitet sich die Dürre auch 2015 weiter aus. Mit den zu erwarteten Effekten des immer stärker werdenden El Niño dieses Jahr, wird sich die Entwicklung zusätzlich verschärfen.

Die Regierung setzte einen Hilfeplan um und unterstützt die Landwirte die in einer anerkannten Dürre-Region leben mit Subventionen. Auf Bundesebene werden günstige Kredite von etwa 113 Millionen australischen Dollar bereitgestellt. Der australische Kontinent gilt als einer der trockensten von Menschen besiedelte Kontinent. Die Dürren brechen seit 2002 einen Rekord nach dem anderen. Auch hier sind sich die Experten und Klimaforscher einig, dass mit dem Fortschreiten des Klimawandels die Hitze und Trockenheit zukünftig zunehmen wird.

Deutschland
Europa und vor allem Deutschland in Mitteleuropa gelten als gesegnet, was Wasserreserven und Niederschläge angeht. Dieses Jahr wird aber selbst in Deutschland von einer Dürre-Periode gesprochen, was im globalen Vergleich jedoch etwas hinkt. In der Nordosthälfte Deutschlands beklagen sich die Bauern über anhaltende Trockenheit. Auffällig ist jedenfalls, dass es in einigen Regionen in Ostdeutschland seit März durchgehend zu trocken war, wie Norbert Becker-Flügel von MeteoGroup gegenüber wetter.info verriet. „Von Mitte Mai bis Mitte Juni haben viele Regionen weniger als 40 Liter pro Quadratmeter abbekommen, manche noch nicht mal 20 Liter“, so der Meteorologe Becker-Flügel. Das entspricht weniger als einem Drittel des durchschnittlichen Normalwertes. So sind in Sachsen-Anhalt etwa 60 Liter pro Quadratmeter üblich oder 70 Liter in Rheinland-Pfalz oder im Bergland. Betroffen von der großen Trockenheit sind vor allem die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen, Hamburg sowie das südliche Schleswig-Holstein. Über zu geringen Niederschlag klagen auch Regionen des Saarlandes, Nordrhein-Westfalens, Hessens und der Rheinland-Pfalz.

„Der trockenste Ort war die Börde in Norddeutschland: In dieser Niederung gab es noch nicht mal zehn Liter pro Quadratmeter in den letzten vier Wochen“, erklärt Becker-Flügel. Mit der Trockenperiode steigt die Gefahr für Waldbrände, die schnell durch wildes Grillen oder weggeworfene glühenden Zigaretten schnell ausbrechen können. „Meist löst fahrlässige Brandstiftung das Feuer aus“, sagte der Waldbrandschutz-Beauftragte Raimund Engel. Brandenburg mit seinen sandigen Böden und weitläufigen Kiefernwäldern ist besonders gefährdet.
Im Süden fällt wesentlich mehr Regen, doch nicht so wie die Landwirte es sich wünschen würden. Der Regen ist meist von kurzer Dauer und mit starken Niederschlägen einher. „Das ist dann natürlich auch nicht effektiv“, sagt Becker-Flügel, denn das Wasser kann kaum in die verhärteten Böden eindringen. Besser für die Böden wäre ein sanfter, langer Landregen. „Das wird keine gute Ernte“, sagt dann auch Michael Lohse, der Kommunikationschef des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die Trockenheit geht auf das Fehlen atlantischer Tiefläufer zurück, mit denen der Regen normalerweise kommt. Der Süden Deutschlands war dieses Jahr vor allem in der Zange von Mittelmeertiefs.

Eine trockene Zukunft
Der Klimawandel findet statt. Ob die Menschen ihn verschärfen und beschleunigen steht in den Sternen. Mit der massiven Ausbeutung von Wasserreserven und den immer stärker werdenden Dürren, stehen der Menschheit große Herausforderungen bevor. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um in der Zukunft Herr über die Dürre-Problematik und den aus ihr hervorgehenden Katastrophen zu werden. Wie die Vereinten Nationen in ihrem letzten „Water Development Report 2015“ aufzeigten, wird dies nur in einer internationalen Kooperation zu schaffen sein. Nicht nur die Politik ist gefragt. Auch unterschiedliche Industrien, wie die Wasserintensive Energie-Industrie oder die Landwirtschaft, muss sich offen für die Probleme der Wasser-Wirtschaft zeigen.

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