Die Preisspanne bei Mineralwasser liegt von wenigen Cent beim discounter bis zu mehreren Euro pro Flasche. Aber die Annahme trügt, dass ein teureres Premium-Wasser auch ein besseres Wasser ist. Einige Hersteller bieten praktisch das gleiche Wasser unter zwei Namen zu unterschiedlichen Preisen an.
Die Mineralwasserverordnung in Deutschland ist eindeutig. Jede Mineralwassermarke muss aus einer einzigen Quelle kommen bzw. pro Quelle kann nur eine Marke abgefüllt werden. Die Quellen sind allerdings manchmal so nahe beieinander, dass kein signifikanter Unterschied des Wassers besteht in Sachen Beschaffenheit, Geschmack und Mineralien. Der erhebliche Unterschied liegt nur im Preis und im Design der Plastikflasche.
Der NDR wollte es in seiner Verbrauchersendung ‘Markt‘ genauer wissen und machte sich auf die Spur der Mineralwasserquellen. In Trappenkamp, Kreis Bad Segeberg wird das Quellbrunn Mineralwasser aus der Claudiusquelle gezapft und kostet im Aldi rund 13 Cent pro Liter. Ebenfalls aus Trappenkamp/Bad Segeberg stammt das mehr als das Vierfache teurere Marken-Mineralwasser Hella mit 59 Cent pro Liter, gewonnen aus der hella-Quelle. Abgefüllt werden beide Wässer vom Unternehmen HANSA HEEMANN AG aus Trappenkamp, welches noch vier weitere Quellen betreibt. Auch die Mineralwässer Nordquell, die Eigenmarke Ja von REWE, die Eigenmarke von EDEKA und EL:TESS kommen von dem Unternehmen. Ist dieses kleine Dörfchen eine Hochburg für Mineralwasser-Quellen?
Auf Anfrage des NDR Reporters mehr über die Quellen zu erfahren, gab sich das Unternehmen verschlossen. Allerdings gab die HANSA HEEMANN AG eine Stellungnahme ab: „Auch wenn Mineralwasser an einem Standort abgefüllt wird, weist es aufgrund der unterschiedlichen Quellen eine unterschiedliche Mineralisierung auf“.
Die MAGNUS Mineralbrunnen GmbH & Co.KG verfolgt da eine offenere Geschäftspolitik. Bei dem Unternehmen aus Norderstedt wird aus der Gute-Laune-Quelle die Marke Magnus für 0,55 Cent je Liter und aus der St. Georg Quelle die Marke Alstertaler für 0,35 Cent je Liter abgefüllt. Geschäftsführerin Gaby Gaßmann lädt den NDR zur Betriebsbesichtigung ein und lüftet das Geheimnis um die Quellen, Marken und Preise.
Geschäftsführerin Gaby Gaßmann zeigt NDR Reporter die Alstertaler Quelle.
Quelle: NDR-MARKT
Die Gute-Laune-Quelle ist knapp sieben Meter weiter, doch der Unterschied liegt in der Bohrtiefe der Brunnen, um an das Grundwasser zu gelangen. Die Alstertaler Quelle ist 430 Meter tief und die Gute-Laune-Quelle 45 Meter tief. Auf die Frage, warum das Unternehmen zwei Marken abfüllt und laut Gesetzgeber daher zwei Quellen betreiben muss, erklärt Gaßmann: „Wir haben irgendwann ‘Geiz ist geil‘ bekommen, wir haben die 19 Cent Wässer im Discounthandel und irgendwann mussten wir uns auch aufstellen, um zu sagen wir haben auch eine B-Marke“.
Damit das Unternehmen also am Markt bleiben kann, muss es ein teureres Markenwasser und ein günstiges Wasser anbieten. Simpel ausgedrückt: Die Nachfrage bestimmt auch hier das Angebot. Einen Vorteil hat der Verbraucher hinsichtlich der Wasserqualität oder -beschaffenheit nicht. „Ich denke das ist ein Markendenken. Jeder trinkt auch gerne ‘hübsch‘ und ist auch gerne hübsch“, erklärt die Geschäftsführerin die Kaufentscheidung vieler Konsumenten ein teureres Wasser zu kaufen. Eine hübschere Flasche und ein ansprechenderes Image der Marke sind Produktkriterien die der Markt verlangt. Es ist also eine Markenentscheidung? „Ja, genau. Was soll auch aus sechs Metern Unterschied anderes aus der Erde kommen“, erklärt Gaby Gaßmann dem NDR Reporter.
Zurück nach Trappenkamp wo das teure hella Mineralwasser stammt. Dort werden sechs Mineralwässer aus sechs Quellen abgefüllt – Vom Edel-Wasser hella für 59 Cent bis zum Billigwasser Quellbrunn, das bei Aldi für 13 Cent über den Ladentisch geht. Es handelt sich laut Hydrogeologen Professor Andreas Dahm trotz minimaler Abweichungen in den Mineralgehalten um den gleichen Typ Wasser und es sein beinahe ausgeschlossen auch geschmacklich einen Unterschied zu erkennen. Nur 1,5 Kilometer weiter vom Abfüll-Werk der HANSA HEEMANN AG ist das Trinkwasserwerk, welches das Leitungswasser für die Gemeinde fördert. Auch sieht Dahm keinen signifikanten Unterschied vom Leitungswasser zum hella-Mineralwasser. „Das ist ein gutes Wasser, dass sie aus dem Wasserhahn bekommen […] Jedenfalls vom Inhalt gibt es keine Unterschiede“, so Dahm gegenüber dem NDR. Der Hauptunterschied ist der Preis. Der liegt beim Leitungswasser bei 0,4 Cent pro Liter.
Das Video zur NDR-Sendung ‘Teures und günstiges Mineralwasser im Vergleich‘