Während Deutschland Fleisch in andere Staaten exportiert, wird im gleichen Atemzug Fleisch aus dem Ausland importiert. Das Umweltbundesamt fordert eine Anhebung der Mehrwertsteuer für Fleisch auf 19 Prozent, um den Fleischkonsum in Deutschland zu drosseln und damit dem Nitratproblem durch die Massentierhaltung entgegenzuwirken. Jetzt will die EU 15 Millionen Euro ausgeben um den Fleischverbrauch anzukurbeln. Druck von der Fleischindustrie?
Die deutschen Bürger ernähren sich immer bewusster. Der vegane Trend greift seit Jahren immer mehr um sich. Bürger protestieren gegen genmanipulierte Erzeugnisse. Wollen mehr Transparenz über die Herkunft und Inhaltsstoffe der Nahrung. Sie bevorzugen zunehmend eher Bio-Erzeugnisse und setzen sich gegen Massentierhaltung und Tierquälerei ein. Und nun plant die EU eine Aktion die einfach mit normalem Menschenverstand nicht nachvollziehbar ist.
Das Umweltbundesamt berichtet das der nationale Fleischkonsum zu hoch ist und dieser eine enorme Belastung für die Umwelt darstellt. Seit Jahren wächst die Anzahl von Mast- und Massentierhaltungsbetrieben. Einige daraus resultierende Folgen sind Nitrat im Grundwasser, Ammoniak in der Luft und Antibiotika im Boden. Sollten wir unsere Essgewohnheiten nicht ändern, damit ist insbesondere der zu hohe Fleischkonsum gemeint, wird es äußerst schwierig, unsere Umwelt und unser Klima wirksam zu schützen. So berichtet jedenfalls das Umweltbundesamt.
60 Prozent der Agrarfläche in Deutschland wird für den Anbau von Futtermittel für Rinder, Schweine, Huhn und andere Tiere verwendet. Gerade mal 20 Prozent für Erzeugnisse die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Insbesondere die Rinderhaltung macht der Umwelt zu schaffen. Insbesondere Methangase, welches bei dem Verdauungsprozess von Kühen entsteht. Aber auch Lachgas, das von auf Felder ausgebrachter Gülle entsteht. Diese beiden Gase allein sind schon viel klimaschädlicher als Kohlendioxid. Im Vergleich zu Kohlendioxid ist Methan 25 Mal schädlicher und Lachgas fast bis zu 300 Mal.
Bei der Produktion von nur einem Kilo Rindfleisch entstehen bis zu 28 Kilo Treibhausgase . Bei der Produktion von Obst oder Gemüse entstehen weniger als ein Kilo. Ganz abgesehen davon welche gesundheitlichen Folgen der übermäßige Verzehr von Fleisch auf den menschlichen Organismus hat. Der aktuelle deutsche Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Durchschnitt bei 60 Kilo. Aus gesundheitlichen Gründen wäre laut der Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Hälfte empfehlenswert.
Fleisch ist auch relativ preisgünstig, obwohl wir dafür eigentlich gleich drei Mal bezahlen. Zuerst an der Kasse beim Einkaufen, dann werden mittels Steuergeldern hohe Agrarsubventionen der Tierhaltung zugewiesen und drittens, wenn sich der Preis der Wasserbetriebe wohl bald erhöht, da für das Herausfiltern des Nitrats neue Aufbereitungsstufen installiert werden müssen. Erst kürzlich berichteten alle großen Medien, dass die Wasserkosten bis zu 62 Prozent wegen der Aufrüstung steigen werden.
Der Umwelt zu liebe fordert das Umweltbundesamt die Mehrwertsteuer für Fleisch und Fleischerzeugnisse auf den regulären Versteuerungssatz von 19 Prozent anzuheben, um den Fleischkonsum zu reduzieren. Im gleichen Atemzug soll der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für andere Nahrungsmittel weiter gesenkt werden.
Das UBA erhofft sich dadurch eine Preissenkung auf Gemüse und Obst und eine Verteuerung bei Fleisch und deren Erzeugnissen. Laut UBA sollte es für den Konsumenten im Endeffekt eine allgemeine Ersparnis sein.
Ob die Forderung der UBA bis in die obersten Regierungsebene gelangt und vielleicht wirklich eines Tages im Bundestag ernsthaft debattiert wird sei dahingestellt. Denn eines ist schon heute gewiss. Ein geringerer Fleischverbrauch bedeutet nicht, dass auch weniger produziert wird. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Obwohl der Fleischkonsum in Deutschland kontinuierlich rückgängig ist, wird trotzdem immer mehr produziert. Was nicht im eigenem Land konsumiert wird und hier auf dem Teller landet, geht auf die Reise um die Welt in Form von Exporten.
Doch wäre da nicht die EU mit ihren teils nicht nachvollziehbaren Aktionen. EU-Agrarkommissar Phil Hogan verkündete mit einem 15 Millionen Euro teuren Programm (finanziert aus Steuergeldern) den Fleischkonsum ankurbeln zu wollen. Zusätzlich verspricht der EU-Agrarkommissar den Tierhaltern neue Exportmärkte zu erschließen. Er verwies auf Markterkundungsreisen nach China, Japan, Indonesien, Vietnam, Indien, Philippinen, Kolumbien, Mexiko und der Türkei. Geplant sind Reisen mit denselben Absichten im ersten Halbjahr 2017 nach Westafrika, Kanada, Iran und den Persischen Golf.
Dabei ist der weltweite Import und Export Wahn schon heute nicht mehr nachvollziehbar. Während wir Fleisch aus Argentinien, Brasilien, Paraguay, USA und Thailand importieren, exportieren wir Fleisch nach China, weil dort Fleisch aus deutscher Herkunft sehr beliebt ist und sich einer hohen Nachfrage erfreut. Selbstverständlich importiert Deutschland auch riesige Mengen an Lebensmittel wiederum aus China. Indessen rodet Lateinamerika immer mehr Regenwälder und Savannen ab, um mehr Anbaufläche für Futtermittel zu haben, das nach Deutschland exportiert wird und in der Tierhaltung verwendet wird. Dabei importieren wir schon direkt Fleisch aus Lateinamerika. Deutschland exportiert auch Hühnereier in die Ukraine, diese wiederum exportiert Eier nach Indonesien.
Stolz präsentierte sich und verkündete die EU-Kommission am 23. Februar 2017 in Brüssel, das ein neuer Rekord der Exportwerte von landwirtschaftlich produzierter Nahrungsmittel erreicht wurde. 2016 wurden Agrarprodukte im Wert von 130,7 Milliarden Euro exportiert. Spitzenabnehmer ist die USA mit 20,6 Milliarden Euro. Japan, Schweiz, China, und Russland gehören zu den wichtigsten Absatzmärkten. Und die Aufgrund der diplomatischen Spannungen verhangenen Sanktionen gegen Russland entpuppen sich dadurch als reiner Unsinn. Ein Handelsvolumen von 111,9 Milliarden Euro importierte die EU in Form von Lebensmitteln aus der Agrarbranche Russlands.
Laut dem Report SITUATIONSBERICHT 2016/17 des Deutscher Bauernverband ist die EU weltweit größter Importeur und der größte Exporteur von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Für Agrarmarktausgaben standen 2016 rund 2,8 Milliarden Euro auf dem EU-Haushalt. In den letzten zwei Jahren hatte die EU über eine Milliarde Euro nur an Hilfen für die Landwirte mobilisiert. Erst im September hatte die EU ein neues Hilfspaket von 500 Millionen Euro auf den Weg gebracht hat. 2015 waren 40 Prozent aller Ausgaben der EU Zahlungen an die Landwirtschaft in Höhe von 56,48 Milliarden Euro.
Um dem ganzen noch einen drauf zu setzen und um noch mehr Geld zu verbrennen, bezahlen Staaten wie Saudi Arabien oder China die erhaltene Ware aus Deutschland gar nicht. Müssen sie auch nicht, die Rechnung zahlt der deutsche Steuerzahler. Denn diese Exporte sind abgesichert über Hermesbürgschaften. Dabei handelt es sich um ein Instrument der deutschen Außenwirtschaftsförderung. Plant ein deutsches Unternehmen in „risikoreiche Märkte“, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländer Waren zu exportieren, kann es eine staatliche Exportkreditversicherung, die sogenannte Hermesbürgschaft gegen politische und wirtschaftliche Risiken abschließen.
2,9 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportierte Deutschland 2015 und Importierte ca. 2,3 Millionen Tonnen Fleisch (ohne Geflügelfleisch). Damit die Exportware auch günstig auf dem Markt anzubieten ist, gab es für deutsche Schlacht- und Molkereiunternehmen ca. 2 Millionen Euro Agrarsubventionen von der EU.
Das diese Art von internationalem Handel und Subventionierung jedem schadet, ist mehr als deutlich. Ist man hierzulande versucht der Tierquälerei ein Ende zu setzen und verbietet zum Beispiel Käfighaltung in der Eierproduktion, um dem Verbraucher zu suggerieren es geschehe was in der Tierhaltung, werden Eier aus Massentierhaltung aus Ländern importiert in denen sie legal ist.
Da sich das Essverhalten der Deutschen sich die letzten Jahre bei vielem geändert hat, ist die Nachfrage nach vegetarischen Produkten enorm gestiegen. Deren Herstellung besteht erheblich aus Eiern oder Eiprodukten. Selbstverständlich kommen diese nicht alle aus Produktionsstätten welche EU-Richtlinie unterliegen. 2015 stieg der Import an Eiern aus Drittländern in denen Massentierhaltung erlaubt ist um 38 Prozent auf 18.900 Tonnen. Hauptlieferant war die Ukraine mit 47 Prozent gefolgt von Argentinien mit 22 Prozent. Die Ukraine erhielt Zollvergünstigungen für Importe von der EU aufgrund der polititischen Konfliktesituation mit Russland was sie dadurch zum Spitzenreiter machte.
Laut EU-Kommission liefert die Ukraine 3.560 Tonnen Eier und Eiprodukte in die EU, Tendenz steigend. Die Ukraine erzeugt Eier ausschließlich von Legehennen in konventioneller Käfighaltung, sprich Käfighaltung/Legebatterien. Aufgrund mangelnden Tierschutzes in der Ukraine werden die Waren und Produkte weitaus Preisgünstiger auf dem Markt angeboten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind mit 48 Prozent der größte Abnehmer von Schaleneiern aus der Ukraine. An zweiter Stelle der Irak mit 30 Prozent und Katar mit acht Prozent. Bei geschälten Eiern hat Dänemark richtig kräftig zugelangt und 61,5 Prozent des ukrainischen Angebots eingekauft. Ukraine importiert auch Eier aus anderen Ländern, von dem mit einem Drittel Deutschland abdeckt.
Aber auch in den deutschen Regalen sind Eier aus der Ukraine gelandet. Es stellte sich heraus, dass ein Fachgroßhändler aus NRW Eiprodukte mit Ursprung Ukraine ohne Kenntlichmachung des Herkunftslandes angeboten hatte. Hinzu kommt, dass Eier aus der Ukraine zur Weiterverarbeitung in Nudeln, Gebäck, Fertiggerichten, … verwendet werden nicht mehr Deklarierungspflichtig sind und so ebenfalls in unseren Bäuchen landet.
Um die Produktion zu steigern, werden speziell dafür gezüchtete Legehybriden namens Lohmann Brown Classic (für braune Eier) und Lohmann LSL Classic (für weiße Eier) verwendet. Diese zeichnen sich durch hohe Legeleistung und ein hohes Eigewicht aus. Hauptvertrieb dieser Legehybriden ist das Zuchtunternehmen Lohmann Tierzucht. Da nur weibliche Küken als Legehybriden in Frage kommen, enden die männlichen direkt am ersten Tag im Schredder oder werden vergast. Allein in Deutschland werden jährlich 48 Millionen männliche Küken getötet.
Das Fleisch kommt mittlerweile aus allen Ecken der Welt. Brasilien ist Exportweltmeister von Geflügel und deckt fast ein Drittel des weltweit gehandelten Fleisches. Allein die Geflügelindustrie beschäftigt fünf Prozent aller Arbeiter Brasiliens. Mittlerweile ist es nicht mehr nachvollziehbar wo welches Fleisch herkommt. Zwar ist der Ort der Schlachtung und der Mast angegeben, aber nicht der Geburts- oder Aufzuchtsort. So ergaben Tests, dass in einer einzelnen 500 Gramm Packung gemischten Hackfleisch aus Schwein und Rind, Fleischspuren von 210 verschiedenen Tieren gefunden wurden. Darin enthalten war Fleisch von 60 Rindern und 150 Schweinen.
Unsere nach EU-Richtlinien im Weltvergleich „sauberen“ und weniger gesundheitsschädlichen Nahrungsmittelerzeugnisse werden in aller Welt exportiert. Wir erhalten Nahrung aus Ländern die überhaupt nicht zimperlich mit Chemikalien im Anbau sind und deren Richtlinien nicht vergleichbar sind mit denen der EU oder Deutschlands. In vielen der oben angesprochenen Länder gehört zwecks Bakterienbekämpfung das Aufsprühen von Chlor und anderer Pestizide auf Geflügel zum Alltag. Futter aus Anbau mit genmanipulierten Saatgut inklusive Glyphosat enthaltende Schädlingsbekämpfung ist legal und muss anschließen bei dem Import der Fleischerzeugnisse nicht deklariert werden.
Es werden Tonnen von Ressourcen für Verpackungen und Transport verschwendet sowie Unmengen von toxischen Emissionen in die Luft geblasen, nur um Waren hin und her zu schieben anstatt sie gleich Vorort zu verbrauchen. All das, um Statistiken zu erhöhen und um anschließend stolz verkünden zu können: „Wir sind Exportweltmeister und haben wirtschaftliches Wachstum (zumindest auf dem Papier)“. Der ganze Irrsinn hat, wie so oft, nur einen Grund: Profit mit allen Mitteln – Reductio ad absurdum. Wohl dem, der sein essen selbst erzeugen kann.