Den Schmerz beschreibt eine nicht leicht eingrenzbare Vielfalt von Empfindungen. Der Schmerz ist ein psychophysisches Urphänomen menschliches Seins und eine komplexe subjektive Sinneswahrnehmung. Alle Versuche dieses Phänomen zu definieren sind beschreibende Versuche geblieben. Eine der wohl brauchbarsten Definitionen lieferte 1979 die International Association for the Study of Pain.
Nach der Definition der International Association for the Study of Pain ist Schmerz „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit den Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“.
Diese IASP-Formel definiert zwar den Schmerz – unterscheidet aber zwischen dem akuten und dem chronischen Schmerzen nicht. Dies ist aber die Grundlage der modernen Therapie des chronischen Schmerzes – einer eigenständigen Krankheit und nicht eines Begleitsymptoms.
Auch wenn die Behandlung von Schmerzen zu den ältesten medizinischen Anliegen der Menschen gehören dürfte, wurde bis in die 80er Jahre von den offiziellen Ärztevertretern in Deutschland vehement die Existenz von Schmerzkranken bestritten.
Ein halbes Jahrhundert nachdem der amerikanische Anästhesist John J. Bonica 1947 das erste Schmerzzentrum in Tacoma General Hospital im Staate Washington aufgebaut hat und unter seinem Einfluss die Lehre und Technik des „Management of Pain“ entstand, wurde die Notwendigkeit einer professionellen Schmerztherapie auch in Deutschland eingesehen.
Nach der Gallenschen Maxime „Divinum est sedare dolorem“ gehört die Bekämpfung von Schmerzen zu den wichtigsten und vornehmsten Aufgaben jedes Arztes. Um eine qualitativ suffiziente Schmerztherapie durchzuführen, muss definiert werden, mit welchen Schmerzformen sich diese zu befassen hat. Der akute Schmerz unterscheidet sich – trotz gemeinsamer Eigenschaften – signifikant von dem chronischen Schmerzen.
Der akute Schmerz – stellt ein Symptom einer Krankheit dar, seine Dauer ist zeitlich limitiert, die Ursache ist meist eindeutig, seine Warnfunktion kann von lebenswichtiger Bedeutung sein. Die Therapie des akuten Schmerzes ist einer Kausaltherapie des Grundleidens/der Ursache identisch (z.B. der postoperative Schmerz, Schmerz nach Verletzung).
Der chronische Schmerz – ist eine eigenständige Krankheit, seine Dauer ist zeitlich nicht limitiert, meist hat er multiple Ursachen, keine Warnfunktion, keine physiologische Aufgabe. Von der Grunderkrankung losgelöst, wird er zu einer destruierenden und bei Nichtbehandlung zu einem sich selbst perpetuierenden eigenständigen Krankheitsbild. Die Therapie des chronischen Schmerzes ist mehr als die Therapie der Symptome (z.B. Phantomschmerz).
Nach Schätzungen liegen in Deutschland die volkswirtschaftlichen Einbußen allein durch Arbeitsunfälle wegen Schmerzen bei 15 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr. Wenn man dazu die 2.000 bis 3.000 Suizide wegen unerträglicher Schmerzen addiert, wird klar, dass die Schmerzforschung und die Schmerztherapie einen höheren Stellenwert in unsrer Gesellschaft verdienen.
Die ambulante Schmerztherapie kann hier wesentlich dazu beitragen, wenn man bedenkt, dass eine kassenärztliche Schmerzbehandlung pro Patient/Quartal weniger kostet als ein Tag einer stationären Behandlung. Schmerz ist aber das Symptom, das die Mehrzahl der Patienten in die ärztliche Behandlung führt.
Schon 1987 anlässlich des Internationalen Schmerzkongresses in Hamburg sagte J. J. Bonica :
„Schmerz- und Schmerzbekämpfung waren immer von zentraler Bedeutung in der Beziehung zwischen Arzt und Patient. In seiner langwährenden und chronischen Form ist der Schmerz eine zerstörende Kraft mit schwersten psychischen, physischen, sozialen und finanziellen Folgen für den Patienten und dessen Familie. Ökonomisch und sozial wirkt sich dies auf unsere ganze Gesellschaft aus. Es ist daher unsere Aufgabe, Schmerzen zu lindern und wo möglich, zu beseitigen, um die verheerenden Folgen der Chronifizierung zu vermeiden und dadurch die Lebensqualität zu verbessern“.