Man kann das Leben auf zwei unterschiedliche Weisen leben: glücklich oder unglücklich. Es ist klar, dass man nicht jede Sekunde des Lebens glücklich sein kann (z.B. nach dem Ableben eines geliebten Menschen), denn sonst wäre man sich des Glücklichseins in anderen Lebenssituationen gar nicht bewusst. Doch man kann das eigene Leben so gestalten, dass man es größtenteils glücklich und erfüllt leben kann.
Das Wort „happiness“ kommt vom Wort „hap“ (skandinavisch). Und das Wort „happening“ stammt von derselben Wurzel ab und bedeutet „Geschehen“. Glück ist also etwas, was geschieht. Man kann es nicht erzwingen durch äußere Umstände, aber man kann die inneren Voraussetzungen schaffen und sich empfänglich(er) machen dafür, indem man das Glück nicht länger dort draußen in der Welt sucht, sondern in sich geht (z.B. durch regelmäßige Zentrierung). Das erachte ich als sehr wichtig, denn dadurch lernt man sich selbst besser kennen und weiß, was einen glücklich macht. Denn vielleicht sprechen die Menschen gar nicht von genau dem gleichen Gemütszustand, wenn sie von Glück reden?
„Hans im Glück“ war überglücklich, als er frei war von allem Besitz. Casanova sagte einst, er sei dann am glücklichsten, wenn er gesund und frei von Pflichten ist, wenn er sorglos und ohne Abhängigkeit lebt, und wenn er Glück im Spiel und Erfolg bei Frauen hat. Es ist also kein äußeres Phänomen, sondern ein inneres, ein persönliches und individuelles.
Doch viele Menschen verlassen diese Welt, ohne je wirklich und wahrhaftig glücklich und erfüllt gelebt zu haben. Sie sind nie in den pulsierenden Lebensfluss gestiegen. Stattdessen verwechseln sie ein glückliches Leben mit einer Zelle, die aus Streben nach materiellem Reichtum, Sicherheitsgefühl und routinierten Denkstrukturen besteht. Sie stellen das Lebensglück im Dienste des „Funktionierens“ und des „von anderen akzeptiert werden“ hinten an. Das wahre Wunder des Lebens besteht aber im Glücklichsein und nicht etwa darin, reich und beliebt zu sein, oder als oberspiritueller Meister übers Wasser gehen zu können.
Wie kommt es eigentlich, dass sich so viele Menschen in die falsche Richtung bewegen, wenn es ums eigene Lebensglück geht? In den Schulen wird uns nicht gelehrt, wie wir ein glückliches Dasein führen können. Stattdessen werden wir mit Logik und kalten Formeln vollgestopft. Wir lernen beispielsweise, wie die einzelnen Blumen auf der Welt heißen, doch man bringt uns nicht bei, uns an der Schönheit der Blumen zu erfreuen. Wir leben schon in einer paradoxen Welt. Unsere Gesellschaft akzeptiert das Unglücklichsein. Wenn wir über Probleme, Unglück und Leid klagen, scheint das in unserer Gesellschaft etwas ganz Normales und Natürliches zu sein. Erzählen wir unseren Mitmenschen hingegen, wie glücklich wir gerade sind, erscheint das als unnormal, unnatürlich oder zumindest als unglaubwürdig. Dazu eine kurze Geschichte, die das gut veranschaulicht:
Der Psychiater fragt den Patienten: „Warum sind sie zu mir gekommen? Was fehlt ihnen?“ Der Patient antwortet: „Offen gesagt habe ich keine Ahnung. Mein Hausarzt hat mich an sie überwiesen, nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich glücklich verheiratet bin, meine Arbeit liebe, viele Freunde habe, mich nicht um die Zukunft sorge und mit meinen Mitmenschen bestens auskomme.“ Daraufhin blickt der Psychiater den Patienten fassungslos an und fragt: „Oh Gott, wie lange geht das schon so?“
Die Geschichte zeigt, wie verdreht heutzutage alles ist. In dieser Story ist der Psychiater der eigentliche Patient, doch da er das Glück des anderen für unmöglich hält, glaubt er, dass der Mann an einer geistige Krankheit leidet (dabei ist Glück der Zustand der geistigen Gesundheit). Man stelle sich vor, wie man wohl reagieren würde, wenn Du, lieber Leser, heute in einer menschenvollen Fußgängerzone vor lauter Glück laut lachen, singen und tanzen würdest. Womöglich würde man die Behörden informieren, die Dich schnellstmöglich abholen kommen sollen, weil man Dich für verrückt hält.
Auf eine gewisse Weise ist Unglück in dieser unserer Gesellschaft etwas Anziehendes. Ein Mensch, der unglücklich ist, wird umsorgt und bemuttert. Man kümmert sich um einen solchen Notleidenden, man spendet ihm Aufmerksamkeit und hat tröstende Worte für ihn. Ein glücklicher Mensch hingegen wird ganz anders wahrgenommen. Oft meidet man glückliche Leute, weil diese einen daran erinnern könnten, wie sehr man sich selbst von einem wirklich glücklichen Leben entfernt hat. Unsere Gesellschaft ist derzeit so beschaffen, dass sie das Unglück mehr achtet, als das Glück.
Bereits in der Religion werden jene „Heiligen“ am meisten verehrt, die am meisten gelitten haben. Je mehr sie gequält wurden oder sich selbst geißelten, je mehr Wunden ihr Körper zeigte und umso mehr Schmerzen sie erduldeten, umso „heiliger“ waren sie. Der Unglückliche hat somit in unserer heutigen Welt mehr „Freunde“, als der Glückliche. Mit anderen Worten: Es läuft etwas gewaltig schief in unserer Welt. Die Menschen scheinen unbewusst den Glaubenssatz entwickelt zu haben, dass Glück etwas Realitätsfremdes ist und Unglück etwas Gesellschafsfähiges. Und das führt dazu, dass das Glück unbewusst unterdrückt wird. Dabei ist Glücklichsein das Natürliche, das Normale, das Echte. Man sollte nicht fragen: „Warum bist Du happy?“ Man sollte stattdessen fragen: „Warum bist Du nicht happy?“ Denn Unglücklichsein ist das Unnatürliche, genauso wie Gesundheit normal und Krankheit unnormal ist.
Wenn wir gesund sind, fragt niemand danach, warum wir gesund sind und wir gehen auch nicht zum Arzt oder Heilpraktiker. Wenn wir jedoch krank sind, versuchen wir den Grund dafür heraus zu bekommen und gehen zu einem Heiler. Kranksein ist nicht unsere Natur, es ist etwas, was man wieder verändern will (am besten durch Ursachenbehandlung). Und so sollte auch mit dem Unglücklichsein verfahren werden.
Was genau bewirkt das Glücklichsein? Jede Menge. Wenn ein Mensch wirklich und wahrhaftig glücklich ist, dann nimmt er das JETZT an, ganz egal, wie es gerade aussehen mag. Dann ist er frei, tief in sich selbst verwurzelt und gehört sich selbst. Er verspürt keinen Drang danach, sich einer Gruppe anzuschließen. Glückliche Menschen sind offen fürs Leben, sind unvoreingenommen und lassen sich nicht länger von vorgefertigten Meinungen beherrschen. Glückliche Menschen lassen die Gesellschaft komplett hinter sich, sie lassen alle Vorurteile, Ideologien und Philosophien weg. Sie handeln nicht nach den Richtlinien, Werten und Prinzipien, die ihnen die Gesellschaft vorgegeben hat. Sie pfeifen auf sie und folgen einzig und allein ihrem HERZEN. Ist man glücklich, tut man sich wesentlich leichter in der Begegnung mit anderen Menschen. Glückserfüllte Menschen lassen ihre innere Wärme heraus und haben den Mut, andere Menschen anzulächeln und anzusprechen. Wenn sie auf andere Menschen treffen und fragen, wie es ihnen geht, dann ist das nicht nur eine daher gesagte Floskel, sondern kommt aus dem tiefsten Herzen und es findet eine echte Begegnung zwischen zwei Menschen statt.
„Happy people“ sind einfach im Flow, sie lachen, tanzen, singen, lieben und genießen – sie sind wie Kinder, die in der Natur mit Stöcken spielen und alles wie einen kostbaren Schatz betrachten. Ganz gleich, ob es sich dabei um eine wundervolle Blume oder um einen Stein handelt. Sie genießen alles – ob groß oder klein, ob bunt oder eintönig. Und das Wichtigste: Sie sind frei von Angst. Glück und Angst sind zwei unvereinbare Gefühle. Man kann nicht beides zugleich sein. Wenn man glücklich ist, fängt man unmittelbar an zu leben!!! Solche Menschen geben der Welt eine neue, harmonische Qualität. Und je mehr glückliche Menschen es gibt, umso mehr können wir die Welt genießen und die Welt uns. Man steckt sich gegenseitig an mit Glücksenergie. Wenn wir unsere Freude weiter geben, dann entspringt dieses „weitergeben wollen“ der Liebe. Freude und Liebe gehören somit zusammen.
Gehen wir einmal andersherum an die Sache heran und fragen uns: „Wie wird man unglücklich?“ Ausschlag gebend fürs Unglücklichsein ist das „Nicht-einverstanden-sein-mit-dem-was-ist“. Immer, wenn wir mit dem, was uns das Leben gerade präsentiert, nicht einverstanden sind, leiden wir innerlich. Unser eigener Widerstand befördert uns in die „Unglücks-Zone“. Dabei können wir oft gar nicht wissen, ob das, was ist, aus einer höheren Ebene gesehen, sich später nicht vielleicht genau als richtig für uns entpuppt. Deshalb bemerkte ich eingangs, dass ein glücklicher Mensch die gegenwärtigen Lebensumstände dankbar annimmt, wie sie auch beschaffen sind.
Ein für mich besonders wesentlicher Aspekt des Phänomens Glück ist folgender: Glück ist aus meiner Sicht ein vollständig inneres Phänomen. Es gibt unglaublich viele Menschen, die das Glück im Außen suchen. Menschen, die schöne Musik hören, verheiratet sind, köstliche Speisen zu sich nehmen, Sport treiben, steinreich sind, ins Kino oder shoppen gehen – und dabei dennoch zutiefst unglücklich sind. Sie rennen im Außen von einem Erlebnis zum anderen, von einem Vergnügen zum nächsten. Doch es ist kein echtes Glück, was sie dort erleben, es ist alles oberflächlich, ohne echte Tiefe. Viele Vergnügungen zwar, aber ohne echte Qualität, nur Quantität.
„Es gibt Vergnügen und es gibt Glückseligkeit. Verzichte auf das Erste, um das Zweite zu erleben.“ (Buddha)
Worin besteht der Unterschied? Vergnügen hängt von etwas Äußerem ab: Von Geld, Sex, Sport, Autos, Rauschmitteln usw. Doch Vergnügungen geben einem nur kurz das Gefühl des Glücks, des Erfülltseins, der inneren Zufriedenheit, das bedeutet, sie bleiben an der Peripherie. Sie hängen zu 100% von äußeren Hilfsmitteln ab und bleiben außen, so dass sie nie GANZ in uns eindringen können, wie es bei echtem Glück der Fall ist. Vergnügen hält uns zudem in einem Zustand der Unruhe gefangen. Man wird neurotisch und rennt wie ein Süchtiger von einem Event zum nächsten Kick, von einem Reiz zum nächsten Nervenkitzel, es ist wie ein Karussell, ein Hamsterrad, ohne Anfang und ohne Ende, es ist wie Salzwasser, welches man trinkt, aber dadurch den Durst nicht stillt, sondern immer durstiger wird. Ein Zustand, der es uns unmöglich macht, echtes Glück zu erleben.
Wahres Glück hat nichts mit dem Außen zu tun, denn es ist VON NICHTS(!) abhängig. Es ist eine innere Angelegenheit, Glück ist spirituell, es ist eine Herzenssache. Das Paradies ist kein Ort irgendwo im Nirwana, sondern tief in uns drin. Sagen wir uns selbst: Glücklichsein ist kein Ort, kein Mensch, keine Tätigkeit, nein, Glück ist ein Bewusstseinszustand, es ist unsere wahre Natur. Denke an ein glückliches Baby, welches sich freut, ohne dass diese Freude durch einen anderen Menschen hervorgerufen wurde. Es freut sich einfach, weil es sich freut. Es empfindet das Glücklichsein in seiner reinsten Form und begreift das Leben als Selbstzweck, so dass es sich an seiner bloßen Existenz erfreuen kann. Wir alle kamen mit dieser Energie auf die Welt, sie gehört zu uns und deshalb können wir grundlos glücklich sein. Jeder will happy sein, der Arme, der Reiche, der Gesunde, der Kranke, der Alte und der Junge. Alle sind wir von Natur aus auf Glück und Freude ausgerichtet, niemand kommt auf die Welt mit dem Ziel, unglücklich zu sein.
Die vorherrschende Meinung unserer heutigen Gesellschaft von Glück ist jedoch die, dass das Glück von außen kommen muss – dass es einen Auslöser dafür geben muss. Alles andere erscheint unlogisch, zumindest für verstandeshörige Menschen. Doch Glück hängt glücklicherweise nicht von Logik ab. Man kann glücklich sein, ohne einen Grund in der Außenwelt dafür parat zu haben. Es ist wie beim Atmen: Man atmet einfach, ohne darüber nachzudenken. Und ebenso kann man glücklich sein – ohne besondere Voraussetzungen, ohne den Verstand zu bemühen, dafür erst nach einem Grund zu suchen.
Wenn unsere Eltern uns während unserer Kindheit sagten, dass wir „Mama“ und „Papa“ traurig oder wütend gemacht haben, wurde uns damit suggeriert, dass man keine Verantwortung für die eigenen Gefühle hat. Uns wurde die Botschaft vermittelt, dass wir Kinder für die Wut oder für die Trauer unserer Eltern verantwortlich sind und uns dafür schuldig zu fühlen haben. Wir sollten uns aber vor Augen halten, dass wir, wenn wir andere für unsere innere Disharmonie verantwortlich machen, uns damit auch sagen, dass andere auch für unser Glück verantwortlich sind. Wenn wir die Verantwortung abgeben und sagen, dass andere für unser Glück, unser Unglück bzw. für unsere Gemütsverfassung verantwortlich sind, dann degradieren wir uns von einem Subjekt zu einem Objekt, mit dem andere alles machen können, was sie wollen. Eigenverantwortung ist das Zauberwort und jeder sollte sich bewusst machen, dass er selbst für die eigene Gefühlswelt verantwortlich ist.
Glück findet übrigens immer JETZT statt. Nicht gestern, nicht morgen, sondern genau jetzt, in diesem Augenblick. Also auf einem Feld, in dem der glücksblockierende Verstand, der ständig an gestern denkt und für morgen plant, gar nicht existieren kann. Auch hierzu eine kurze Geschichte:
Eine kurze Weile nach Rabbi Mosches Ableben fragte ein anderer Rabbi einen Schüler des Verstorbenen: „Was war für deinen Lehrer das Wichtigste?“ Der Schüler überlegte kurz und antwortete: „Immer das, was er gerade tat.“
Das Glück liegt also immer im jetzigen Augenblick und ist frei vom Denken. Solange der Mensch nicht einfach glücklich sein kann, ohne einen bestimmten logischen Grund, wird er niemals wahres Glück erleben. Er wird immerzu das Gefühl haben, dass etwas fehlt und dass er nach etwas suchen muss, dass er unvollständig ist. Doch ganz gleich, wie sehr man auch sucht und nach etwas strebt, man kann niemals den Punkt erreichen, an dem einem alles, was scheinbar fehlt, zur Verfügung steht. Und selbst wenn es so wäre, beschert das kein echtes Glück. Man freut sich für eine Weile darüber, doch schon bald empfindet unser Verstand wieder Langeweile und er drängt uns dazu, in die nächste Sinnesbefriedigung zu stürzen.
Affirmation:
„Ich bin offen für uneingeschränktes Lebensglück.“
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