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BISPHENOL A & CO. – EINE MASSENVERGIFTUNG DER BEVÖLKERUNG ODER VÖLLIG HARMLOSE CHEMIKALIEN?

GesundheitBISPHENOL A & CO. – EINE MASSENVERGIFTUNG DER BEVÖLKERUNG ODER VÖLLIG HARMLOSE CHEMIKALIEN?

Trinkwasser oder Flaschenwasser.

Bisphenol A ist dabei! 

Schon mal darüber nachgedacht, wie viel Bisphenol A (BPA) Sie tagtäglich aufnehmen? Wahrscheinlich nicht, denn Sie können das unmöglich messen. Um zu erfahren, wie viel Bisphenol A im eigenen Körper steckt, ist ein Bluttest und dessen Auswertung im Labor notwendig. Aber dass in Ihrem Körper mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Chemikalie vorhanden ist, wird sich kaum bestreiten lassen. In der heutigen Zeit gibt es praktisch kein Entkommen vor Bisphenol A. Aber was genau ist Bisphenol A, wo steckt es drin, und ab wann ist es schädlich?


Die Massenchemikalie Bisphenol A


Die Chemikalie ist eine Verbindung aus der Gruppe der Diphenylmethan-Derivate und wird aus zwei Äquivalenten Phenol und einem Äquivalent Aceton hergestellt. Bei der Herstellung werden Chlorwasserstoff und/oder Polystyrolsulfonat als Katalysatoren eingesetzt. Das A in Bisphenol A steht für das Aceton. Die wirtschaftliche und technische Bedeutung von BPA ist enorm, da es als Ausgangsstoff zur Synthese von polymeren Kunststoffen auf der Basis von Polyestern, Polysulfonen, Polyetherketonen, Polycarbonaten und Epoxidharzen dient. Weitere Einsatzgebiete für Bisphenol A sind das Verhindern der Polymerisation in PVC und als Antioxidans in Weichmachern. In einfachen Worten ausgedrückt: Bisphenol A steckt im Großteil aller Kunststoffe, mit denen wir tagtäglich in Berührung kommen. Wir leben nun mal im Zeitalter des Plastiks, und daher ist es kaum zu verhindern, dass wir Bisphenol A auf unterschiedlichen Wegen zu uns nehmen. Wir essen es, trinken es, nehmen es durch die Haut auf und atmen es sogar ein. Plastik hat die heutige Gesellschaft und unseren Lebensstil maßgeblich beeinflusst. Können Sie sich noch ein Leben ohne Plastikprodukte vorstellen? Die Kleidung ist synthetisch, alle möglichen elektronischen Geräte, das Auto, Möbel, Baustoffe und sogar Verpackungen für Lebensmittel und Pflegeprodukte. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Es gibt kaum einen Bereich des alltäglichen Lebens bzw. auf dieser Welt, in denen Kunststoffe nicht zum Einsatz kommen. Plastik ist robust, leicht, kann weich oder sehr hart sein, hat eine extrem lange Haltbarkeit, ist beliebig formbar und vor allem günstig. Plastik hat die Welt bunter gemacht und das Leben in vielen Bereichen vereinfacht. Schauen Sie sich um, und schauen Sie mal nach, wie viel Plastik in Ihrem Zuhause ist.

Es ist einem gar nicht bewusst, wie viele Gegenstände aus Kunststoffen hergestellt sind. Sie sind einfach da, gehören zum Leben dazu, sind selbstverständlich. Sie sind praktisch umgeben von Plastik. Dass Plastik auch gefährlich sein kann, ist noch gar nicht so lange bekannt bzw. wurde kaum erforscht. Eigentlich beschäftigen sich Wissenschaftler erst seit Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre immer intensiver mit den Abbauprodukten und der Absonderung von chemischen Stoffen und Verbindungen, wie dem Bisphenol A, aus den Kunststoffen. Ende 1989 wunderten sich die beiden Professoren für Zellforschung Ana Sato und Carlos Sonnenschein über merkwürdige Ergebnisse in ihren Forschungen. Sie erforschten gerade die Wirkung von Östrogenen auf die Entwicklung von Brustkrebs. „Die von uns untersuchten Brustkrebszellen begannen zusehends zu wachsen, sobald wir den Proberöhrchen Östrogene beimischten“, berichtet Ana Soto in einem Gespräch in Paris gegenüber dem belgischen Wirtschaftsmagazin „Knack“ und ergänzt: „Außerdem stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass auch in den Proberöhrchen, denen wir keine Östrogene beigemischt hatten, die Zellen sich zu vermehren begannen. Es war, als hätte jemand versehentlich Östrogene zugefügt. Wir untersuchten monatelang sehr genau jede Phase des Tests, einschließlich der Apparaturen, die wir in dem Labor benutzten. Dabei entdeckten wir, dass die Östrogene aus den Kunststoff-Proberöhrchen gelaugt wurden, in denen wir das Serum aufbewahrten.“ Die Wissenschaftler waren völlig überrascht, dass Kunststoffe künstliche Östrogene freisetzen, handelt es sich doch dabei um ein Hormon. Der Hersteller teilte Ana Soto mit, dass den Proberöhrchen eine Substanz beigemischt wurde, um sie robuster und widerstandsfähiger zu machen.

Um welche Substanz es sich dabei allerdings handelte, könne nicht verraten werden – Betriebsgeheimnis. Für die Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) blieb es dennoch nicht lange ein Geheimnis. Sie fanden heraus, dass es sich um Nonylphenol handelte. Die Forscher waren besorgt, denn sie schlussfolgerten, dass dieses künstliche Hormon auch beispielsweise aus Plastikmilchfläschchen für Babys austreten könnten. „Wieder durch Zufall entdeckten unsere Kollegen eine weitere gefährliche Substanz, die von einigen Trinkverpackungen und -flaschen freigesetzt wurde: Bisphenol A. Wie es zu diesem Stand der Dinge kommen konnte, ist ein Rätsel, denn die Leute, die Bisphenol A im Jahr 1936 zum ersten Mal synthetisch herstellten, wussten, dass es östrogene Eigenschaften besitzt“, erläutert Ana Soto gegenüber „Knack“. Die Industrie und die Behörden betonten immer, dass die austretenden Mengen viel zu gering seien, um Schäden zu verursachen. Diese Aussage lässt Ana Soto aber nicht für ungeborene Babys gelten. Ein unbedenkliches Maß an hormonstörenden Stoffen gibt es bei Embryonen nicht. „Der Kontakt des Embryos mit hormonstörenden Verbindungen kann irreparable organische Schäden hervorrufen und sogar zu Problemen in der Pubertät oder im späteren Leben führen. Wir beobachteten eine anomale Entwicklung von Brustdrüsen bei pubeszenten Mäusen, denen nur die kleinste noch zu verabreichende Dosis Bisphenol A gegeben wurde. Bei Mädchen, die sich in der Pubertät befinden, indiziert eine solche Entwicklung ein erhöhtes Brustkrebsrisiko“, betont die Wissenschaftlerin.

Während ihrer Forschungsarbeiten beobachtete Soto, dass die Versuchstiere ein absonderliches Verhalten zeigten und fettleibig wurden. Japanische Forscher berechneten die Dosis in der Versuchsreihe von Ana Soto und kamen zu dem Schluss, dass die Menge an Bisphenol A vergleichbar ist, der die Menschen im Alltag ausgesetzt sind. Die Menge ist dabei 2000-mal geringer als der als ungefährlich festgelegte Wert der Behörden und der Industrie. Die Forschungsergebnisse von Soto und Sonnenschein wurden 1991 in „Environmental Health Perspectives“ veröffentlicht. „Wir brauchten fünfzehn Jahre, um die Wirkungen einer begrenzten Zahl von chemischen Stoffen auf Zellen und Tiere zu untersuchen. Es ist schwierig, die Wirkungen auf Menschen festzustellen, weil wir keine Experimente an Menschen durchführen können. Das Problem ist, dass die chemische Industrie die Welt mit Tausenden neuer Substanzen überflutet. Es wäre unmöglich, sie alle zu untersuchen“, erklärt Soto das Dilemma des heutigen rasanten Fortschritts und fragt: „Wie lange dauert es noch, bis die Behörden einschreiten?“ Eine Frage, die berechtigt ist, zeigen sich doch immer deutlicher die Auswirkungen von hormonverändernden Substanzen beim Menschen. So ergaben sich Auffälligkeiten bei Müttern, die während ihrer Schwangerschaft hohen Dosen von Phthalaten ausgesetzt waren, die im Urin nachgewiesen wurden. Sie gebaren Babys mit kleinen Penissen und weniger entwickelten Hoden.


Hormonstörer im Trinkwasser


Bisphenol A ist dabei 04Bereits 2002 sorgte eine wissenschaftliche Untersuchung in der Bevölkerung für einen Aufschrei der Entrüstung. Professor Erik Arvin, Experte auf dem Gebiet der Wasserforschung, untersuchte Wasserrohre aus Polyethylen (PE). Dieser relativ neue Baustoff erfreute sich europaweit immergrößerer Beliebtheit. Grund genug für Professor Arvin, sich in seinem Labor an der Technischen Universität (DTU) in Kopenhagen mit den PE-Rohren auseinanderzusetzen. „Ich dachte, das wäre eine gute Aufgabe. Wenn neue Stoffe verwendet werden, ist es immer interessant, zu untersuchen, ob sie Probleme verursachen könnten – obwohl es natürlich besser wäre, dies zu tun, bevor das Material auf den Markt kommt“, so Prof. Arvin gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „Knack“. Zwar ist der Hauptbestandteil der Kunststoffrohre Polyethylen, doch werden aus Gründen der Haltbarkeit oder Flexibilität diverse Stoffe, darunter Phenole und Weichmacher, beigemischt. Prof. Arvin wollte untersuchen, ob diese zusätzlichen Chemikalien ausgelaugt werden, ob sie ins Trinkwasser gelangen und wie gefährlich das für den Menschen ist. Er untersuchte vier verschiedene Arten von Polyethylen-Rohren und ließ sieben Tage lang Wasser darin stehen. Das Team um Prof. Arvin konnte im Wasser zehn verschiedene chemische Stoffe, meist Phenole wie 4-tertiär-Butylphenol, nachweisen. Eine Probeentnahme des stehenden Wassers wies bereits nach sechs Stunden eine Konzentration von Phenolen über 0,5 Mikrogramm je Liter auf, womit der Grenzwert für die Trinkwasser-Migration von Phenolen in Dänemark überschritten war.

Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden 2002 in der Fachzeitschrift Water Research veröffentlicht. Andere dänische Forscher bestätigten die Resultate in eigenen Untersuchungen. Dabei ist weniger das kommunale Wassernetz das Problem, in dem das Wasser schnell und bei niedrigen Temperaturen fließt, sondern die Wohnungen und Häuser, wo das Wasser länger steht, die Rohre einen geringeren Durchmesser haben und höhere Temperaturen herrschen. Als weiteres Problem haben sich Substanzen wie Lösungsmittel und Benzin herausgestellt, da sie in die Kunststoffe eindringen können. Mehr als 60 Problemfälle sind in Dänemark bekannt, bei denen es zur Kontamination des Wassers kam, da in unmittelbarer Nähe entweder Tankstellen oder chemische Reinigungen waren. Als ob es noch nicht reichen würde, dass hormonähnliche Chemikalien durch die Kunststoffrohre an das Wasser abgegeben werden, kommt erschwerend hinzu, dass die auslaugenden chemischen Stoffe sich als hervorragendes Kulturmedium für Bakterien und Biofilmwachstum herausgestellt haben, wie Professor Hans-Jørgen Albrechtsen von der Technischen Universität Kopenhagen (DTU) herausgefunden hat. Neben den Dänen haben sich auch andere europäische Länder mit der Thematik von Wasserleitungen aus Kunststoffrohren beschäftigt. Das niederländische Zertifizierungsinstitut KIWA berichtet ebenfalls, dass Kunststoffrohre das Biofilmwachstum fördern. Besonders das PEX-Rohr (Innenschicht aus vernetztem Polyethylen) sei anfällig für diesen Effekt. Norwegische Wissenschaftler haben Kunststoff-Wasserrohre aus PE-HD, PEX und PVC (Polyvinylchlorid) untersucht und kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

An der Technischen Universität Berlin wurde ebenfalls in diesem Bereich geforscht, und man kam zu dem Schluss, am besten sei es, Rohrleitungen aus Kupfer zu verwenden. Dr. Andreas Koch vom Hygiene-Institut Gelsenkirchen untersuchte Kunststoffrohre unterschiedlicher Verbundmaterialien, darunter zwei Rohre aus PVC, sechs Verbundrohre aus vernetztem PE-X, beziehungsweise PE und drei PE-Xa- bzw. PE-Xc (unterschiedlich vernetzte PE-Rohre), sowie je ein Rohr aus Polybutylen (PB) und Polypropylen (PP). Dr. Koch stellte eine ganze Reihe migrierter Substanzen fest, teilweise identisch mit den Ergebnissen der Skandinavier. Die Ergebnisse der skandinavischen Studie sind für Ana Soto ein Alarmsignal. „Es sind kaum Untersuchungen darüber vorgenommen worden, welche Wirkungen diese freigesetzten Rohrsubstanzen auf die Gesundheit haben. Aus der ganzen Liste habe ich selbst lediglich 4-tertiär-Butylphenol untersucht. Die von den Dänen gemessene Höchstdosis (6,6 Mikrogramm je Liter) ist hoch. Wenn man menschliche Zellen mit dieser Dosis kultiviert, beginnen sie sich zu vermehren, was auf hormonstörende Vorgänge hindeutet. Warum gibt es überhaupt so viele unterschiedliche Phenole, die aus den Wasserrohren migrieren? Und in so hohen Konzentrationen! Könnten sich die Hersteller nicht auf ein Antioxidans beschränken?“, fragt sich Ana Soto empört. Der flämische Professor für Humanökologie Luc Hens und der Forscher Jan Verspecht von der Vrije Universiteit Brüssel (VUB) sehen das genauso. „Phenole gehören nicht ins Trinkwasser. Ana Soto ist auf ihrem Gebiet eine weltweit anerkannte Expertin.

Bisphenol A ist dabei 03Der Test, den sie mit Sonnenschein zur Ermittlung von Pseudo-Östrogenen in Proberöhrchen (der sogenannte ‚E-Screen-Test’) entwickelte, ist sehr zuverlässig. Ein positiver E-Screen-Test ist wie ein erstes Alarmsignal. Aus diesem Grund erscheint es aus meiner Sicht sinnvoll, vorsorglich Substanzen zu beschränken und zu verbieten, die auf den Test ansprechen und scheinbar pseudo-östrogene Wirkungen haben“, so Professor Luc Hens. Der Wissenschaftler Jan Verspecht forschte mit der Abteilung für Humanökologie an einer Vielzahl von Projekten für die flämische Regierung. Er untersuchte beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Universität Gent und dem flämischen Institut für Technologieforschung hormonstörende Stoffe in Oberflächenwasser in Flandern. „Die Messungen in Skandinavien sind in der Tat alarmierend. Mehrere Substanzen aus den skandinavischen Studien verursachen möglicherweise Störungen im menschlichen Hormonsystem oder könnten allergische Reaktionen auslösen. Für diese Substanzen sind unbedingt Risikoanalysen erforderlich“, mahnt Jan Verspecht eindringlich. Was bedeuten die dänischen Ergebnisse für das restliche Europa? Treffen die Entdeckungen auch auf andere Länder zu? Überall in Europa werden zunehmend Kunststoffrohre verbaut, der Marktanteil wächst, und der Markt ist europaweit. Installateure schätzen das geringe Gewicht der Kunststoffrohre und dass sie einfach und unauffällig zu verbauen sind. Was kann also getan werden? Die Wasserbetriebe selbst können auch kaum etwas unternehmen, da viele Kunststoffrohre in den Häusern und Wohnungen selbst verbaut sind. Die Wasserbetriebe können eine gute Trinkwasserqualität nur bis zum Hausanschluss gewährleisten.

Zudem sind viele Substanzen erst gar nicht als Parameter mit Grenzwerten in den gesetzlichen Trinkwassergesetzen der europäischen Länder festgeschrieben. In der deutschen Trinkwasserverordnung gibt es keine Grenzwerte für Phenole wie Bisphenol A. Da wir ja im Alltag von Bisphenol A praktisch jederzeit umgeben sind, stellt sich die Frage, ab wann Bisphenol A gesundheitsschädlich ist. Als 2003 BPA im Rahmen der EU-Altstoffverordnung auf mögliche Risiken für Mensch und Umwelt untersucht wurde, kam die Europäische Kommission zu dem Schluss, dass bei sachgemäßer Anwendung von BPA keine Gefährdung für den Verbraucher ausgehe. Auch die aktualisierte Bewertung vom Juli 2008 blieb bei der vorherigen Auffassung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hingegen hat bei ihrer ersten Einschätzung von Bisphenol A im Jahr 2002 einen Grenzwert, den sogenannten TDI-Wert (tolerable daily intake – tolerierbare tägliche Aufnahme), von zehn Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. In der 2007 aktualisierten Bewertung von BPA berücksichtigte die Behörde etwa 200 Studien und Übersichtsartikel, die seit der ersten Bewertung neu erschienen waren. Darunter eine „Zwei-Generationen-Studie“ an Mäusen. Aufgrund der neuen Bewertung hob die EFSA die Tagesdosis von zehn auf 50 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht Bisphenol A an, entsprechend dem Migrationswert von drei Milligramm je Kilogramm, welcher festlegt, wie viel BPA ein Lebensmittel durch Kontakt mit der Verpackung aufnehmen darf. 1992 lag der Wert gemäß der Bedarfsgegenständeverordnung (BedGgstV) noch bei 0,6 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel.

Die Anhebung des Grenzwertes auf das Fünffache stieß auf heftige Kritik und wurde unter Experten als unverantwortlich bezeichnet, besonders unter dem Aspekt betrachtet, dass die Anhebung der Grenzwerte auf Angaben aus durch die Chemieindustrie finanzierten und teilweise nicht öffentlich zugänglichen Studien basierte. Die Behörden sehen anscheinend keine unmittelbare gesundheitliche Gefährdung. Im September 2010 aktualisierte die EFSA nochmals ihre Bewertung unter Berücksichtigung neuerer Studien, doch der TDI-Wert blieb unverändert. Nicht nur die Haltung zu Bisphenol A, auch andere Entscheidungen der EFSA werden als zu industrienah kritisiert. Laut der Süddeutschen Zeitung arbeiten führende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EFSA eng mit großen Lebensmittelunternehmen wie Nestlé, Kraft Foods oder Unilever zusammen. Also mit den Unternehmen, die sie eigentlich kontrollieren sollen. Dadurch sei die Unabhängigkeit der Behörde, so die Süddeutsche Zeitung, stark gefährdet. Die Umweltorganisation Friends of Earth wirft der EFSA vor, bei Zulassungsanträgen nicht genügend mögliche Risiken zu berücksichtigen. 

Wie ist die Lage in Deutschland? 

Bisphenol A ist dabei 02Die deutschen Behörden richten sich nach den europäischen Normen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR), die zuständige Fachbehörde bezüglich Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz, hat im Herbst 2008 auf die mediale Reaktion von zwei neuen Bisphenol-A-Studien verlauten lassen: „Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat geprüft, ob die Studien Erkenntnisse liefern, die eine Änderung der gesundheitlichen Risikobewertung erforderlich machen. Das Institut sieht unter Berücksichtigung der Daten aus beiden Studien keinen Anlass, die bisherige Risikobewertung für Bisphenol A zu ändern. Wird die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2007 festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 0,05 Milligramm Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht eingehalten, besteht für Verbraucher kein gesundheitliches Risiko.“ Selbst bei schwangeren Frauen sei die Exposition des Fötus zu vernachlässigen, da BPA vom menschlichen Körper schnell abgebaut und ausgeschieden werde. Zudem seien auch Babys in der Lage, BPA abzubauen und auszuscheiden, und zwar in Mengen, die weit oberhalb des tolerierten Grenzwertes liegen. Das Umweltbundesamt hingegen hatte bereits 2001 den Verzicht von BPA in Babyflaschen und Lebensmitteldosen gefordert und bleibt bis heute bei dieser Einschätzung. In einer im Juli 2010 erschienen Broschüre des Umweltbundesamtes heißt es, dass die Behörde vorsorglich die Verwendung BPA-haltiger Produkte beschränken will. Zudem will das Umweltbundesamt im Kontext der REACH-Verordnung die Risikobewertung überprüfen lassen. Ein erster Erfolg ist das Verbot von BPA-haltigen Babyflaschen seit März 2011 in Deutschland durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, obwohl das Ministerium gegenüber dem Format „alles wissen“ des Hessischen Rundfunks im Jahre 2010 noch erklärt hatte: „Die Aufnahme von Bisphenol A über die Nahrung führt nach gegenwärtiger wissenschaftlicher Kenntnis zu keinen nachteiligen gesundheitlichen Wirkungen für Verbraucherinnen und Verbraucher.“


Die „Low Dose“-Theorie


Während sich Behörden, Industrie, Experten und Wissenschaftler streiten, ab welcher Tagesdosis BPA gesundheitsschädlich ist, sind andere Forscher fest davon überzeugt, dass schon geringste Mengen weit unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes gefährlich sind. Die einzige logische Konsequenz sei ein Verbot von BPA bei Lebensmitteln, weil es sich bei BPA um einen endokrinen Disruptor handelt, einem hormonähnlichen Stoff. Die „Low Dose“-Theorie über einen Niedrig-Dosis- Effekt besagt, dass schon geringste Mengen reichen, um den sensiblen Hormonhaushalt beim Menschen zu stören. Durch die hormonstörenden Eigenschaften dockt sich das Bisphenol A an Östrogen-Rezeptoren in Brustgewebe, Gebärmutter, Gehirn oder Knochen und löst Reaktionen aus. Das habe bei Föten und Neugeborenen verheerende Wirkung, befürchten kritische Forscher. Was bei erwachsenen Menschen passiert, die dauerhaft mit BPA, selbst in geringsten Mengen, belastet sind, ist noch gar nicht abzusehen. 1998 fiel dem Entwicklungsbiologen Frederick vom Saal der Niedrig-Dosis-Effekt von BPA auf. In seinem Labor in der University of Missouri vergrößerte sich die Prostata seiner Labormäuse, nachdem sie in Öl aufgelöstes BPA gefressen hatten. Außerdem setzte die Pubertät früher ein, und die Spermienqualität ging zurück. Andere Forscher haben ähnliche Beobachtungen gemacht bzw. andere Schadwirkungen entdeckt. So werden dem BPA neurologische Defekte wie Entwicklungsund Verhaltensstörungen bei Babys, verändertes Sexualverhalten bei Erwachsenen, Fehlgeburten, Fruchtbarkeitsstörungen, Prostata- und Brustkrebs, Herzerkrankungen sowie Veränderung der Schilddrüsenfunktion oder Diabetes nachgesagt.

Bisphenol A ist dabei 01Josef Köhrle, Hormonexperte an der Charité in Berlin, findet die Anhebung des TDI-Wertes von zehn auf 50 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unverantwortlich. „Die EFSA-Bewertung halte ich für voreilig und unvollständig angesichts der wissenschaftlichen Datenlage“, so Köhrle gegenüber Focus Online. Auch der Würzburger Toxikologe Professor Gilbert Schönfelder kann die Entscheidung für eine Anhebung des TDI-Wertes nicht nachvollziehen. Er hat bereits 2001 nachgewiesen, dass BPA von der Mutter an das Kind weitergegeben wird, was auch andere Wissenschaftler bestätigten. Daher hat Prof. Schönfelder mit seinen Wissenschaftlerkollegen Prof. Dr. Ibrahim Chahoud (Pharmakologie und Toxikologie) von der Charité sowie Dr. Andreas Gies vom Umweltbundesamt einen Brief an die Direktorin der EFSA geschrieben, in dem sie die Anhebung des TDI-Wertes kritisierten. Es sei schon „skandalös“, so Prof. Schönfelder, einen TDI-Wert von BPA „auf der Basis fragwürdiger Argumente“ festzulegen. Das Interesse an dem Hormonstörer ist bei den Wissenschaftlern weiterhin groß. „Was uns jetzt neuerdings mehr und mehr interessiert, ist: Was passiert mit dem Herz-Kreislauf-System oder auch mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes, weil wir da erste Studien beim Menschen haben, wo man Nachuntersuchungen durchgeführt hat, und da konnte man feststellen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der aufgenommenen Menge an Bisphenol A und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Diabetes“, so Prof. Schönfelder gegenüber „alles wissen“ vom Hessischen Rundfunk. Andere Wissenschaftler, wie beispielsweise der Umwelttoxikologe an der Universität Konstanz Daniel Dietrich, sehen in der BPADebatte einen „Sturm im Wasserglas“. So sieht das auch die EFSA und bezeichnet die meisten Niedrig-Dosis-Studien als wertlos. Die gemessenen Effekte könnten nämlich nicht von anderen Forschern nachgestellt werden. Daher seien möglicherweise Kontaminationen von Laborgeräten oder andere Fehler in den Untersuchungen für die Ergebnisse verantwortlich. „Das Argument greift nicht. Schließlich wurden in verschiedenen Ländern und in völlig unterschiedlich erdachten Studien Niedrig-Dosis-Effekte gemessen“, erklärte Prof. Dr. Chahoud gegenüber Focus Online. Die Studie von Prof. Hugh Taylor, Toxikologe an der Yale University, deckte auf, dass Spuren von Bisphenol A die Gen-Regulation beeinflussen und somit zu epigenetischen Veränderungen bei MaÅNusemüttern und ihren Nachkommen führe. In seinen Untersuchungen wurde das HOXA10-Gen seltener in sein Protein übersetzt.

Dieses Gen ist für die Fruchtbarkeit und die Entwicklung der Gebärmutter der Mäuse verantwortlich. Bei den Nachkommen wurde eine erhöhte Östrogen-Sensitivität entdeckt, sie reagieren also viel stärker auf geringe Mengen des weiblichen Hormons. Die Behörden haben epigenetischen Veränderungen durch Bisphenol A in ihren Risikobewertungen keine Beachtung geschenkt. Unabhängige Forschungen haben jedoch untersucht, ob BPA in der Lage ist, Gene an- oder abzuschalten. Die Forscher fanden heraus, dass BPA die Methylierung der DNA-Stränge, einen wichtigen biologischen Prozess der Gen-Regulation, verhindert. Um das zu belegen, haben die Wissenschaftler gelbfelligen Agouti-Maus-Weibchen Bisphenol A verabreicht. Die Nachkommen der Agouti-Mäuse waren besonders gelb, dick und krank, was die Schlussfolgerung einer schädigenden Wirkung der Erbsubstanz zuließ. Auch wenn diese Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind, ist der Toxikologe Taylor der Meinung: „Es gibt keine sicheren BPA-Konzentrationen. Schwangere Frauen sollten die Substanz vorsorglich meiden.“ Ist Bisphenol A nun bereits in niedrigen Mengen gefährlich, erst ab einem bestimmten Wert oder gar völlig ungefährlich? Fest steht, dass Bisphenol A eine der am besten untersuchten Chemikalien ist. Trotzdem gibt es keine Einigung über das Gefahrenpotenzial. Über 5.000 Studien gibt es mittlerweile. Etwa 500 davon befassen sich mit der Auswirkung auf Menschen, Tiere und Pflanzen und rund 200 davon mit dem Niedrig-Dosis- Effekt. Auffallend ist, dass die wenigen Studien, die keine Gefährdung durch BPA sehen, überwiegend von der Industrie finanziert worden sind. 2007 nahm sich der Bisphenol-A-Kritiker Frederick vom Saal 163 Niedrig-Dosis-Studien vor. Von 152 öffentlich finanzierten Studien ergaben 138 eine Gefährdung durch Bisphenol A. Keine der elf industriell finanzierten Studien sah eine Gefährdung durch BPA. Bei den 80 durchgeführten Studien im Jahre 2010 kamen alle unabhängigen Studien zu dem Ergebnis, dass Bisphenol A eine Gefährdung darstellt. Nur die beiden industriell gesponserten Studien schlossen eine Gefährdung aus. Dass sich die amerikanische Gesundheitsbehörde Food and Drug Association (FDA) und die EFSA aber genau auf diese wenigen Studien berufen, wird heftig kritisiert. 36 Forscher haben im März 2009 in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ die Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse geliefert und warum die Industrieforschung nicht zu den Ergebnissen unabhängiger Labore kommt. Die Privatlabors arbeiten mit veralteten Geräten und könnten daher keine Forschungen mit niedrigen Mengen BPA durchführen.

Zum Teil würden für die Forschungen sogenannte CD-SD-Ratten verwendet, die extrem hohe Mengen vertragen. Die Kritiker sind der Meinung, es werde alles versucht, um ein BPA-Verbot zu verhindern. Daniel Dietrich, Umwelttoxikologe an der Universität Konstanz, findet die Kritiken übertrieben. „Wenn man keine wissenschaftlichen Argumente hat, dann bleibt einem eben nur, die Schuld beim Geldgeber zu suchen“, so Dietrich gegenüber Focus Online zu der Kritik an den industriell finanzierten Studien. „Tatsache ist, dass die Industrie und deren Auftragslabors immer die neuesten Geräte haben“, erklärt Dietrich weiter. Aber langsam ändern die Behörden ihre Meinung. Die FDA hat mittlerweile „Bedenken“, vor allem was die BPA-Belastung von Kindern angeht. „Aktuelle Studien haben viele Fragen aufgeworfen“, so John Bucher, Direktor des Toxikologieprogramms NTP der FDA. Weitere Untersuchungen sollen klären, in welchen Mengen und auf welchen Wegen BPA in den menschlichen Körper gelangt. Ein Versuch von Frederick vom Saal an Affen deutet darauf hin, dass die Belastung beim Menschen über dem Achtfachen des TDI-Wertes liegen könnte. Für die Belastung der europäischen Bevölkerung gibt es bisher keine genauen Daten. Das Bundesgesundheitsministerium plant Studien, welche die Exposition der deutschen Bevölkerung darlegen sollen. Die Forschungen gehen vermehrt in die Richtung, zu untersuchen, wie Menschen BPA im Körper abbauen und mit welchen Folgen das verbunden ist. Eine Studie der Universität Rochester im Staat New York zeigte, dass fastende Probanden dennoch gleich große Mengen an Bisphenol A ausschieden. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Entweder wird BPA im Körper gespeichert, beispielsweise in den Fettzellen, oder wir nehmen die größten Mengen an BPA nicht über die Nahrung auf. Es gibt trotz der großen Zahl von Studien noch viele offene Fragen. Die Ergebnisse aus den Tierversuchen lassen die Schlüsse sowohl der BPA-Kritiker als auch der BPA-Befürworter zu.

Die einen sagen, dass BPA innerhalb von sechs Stunden abgebaut und ausgeschieden werde, also völlig harmlos sei, und dass hormonell aktives BPA gar nicht im Blut vorkomme, da es in der Leber umgewandelt werde. Die Kritiker meinen, dass sehr wohl ein Teil aktives BPA ins Blut gelange und auch in kurzer Zeit durchaus schädlich sei. „Bei jeder Aufnahme des Stoffes kommt es zu kurzen Konzentrationsspitzen. Das ist gefährlich, weil eine pulsförmige Freisetzung ein häufiges Steuerungsmittel im Hormonhaushalt ist“, so vom Saal gegenüber Focus Online. Die Brisanz in der BPA-Debatte nimmt zu, seitdem es immer mehr Studien mit menschlichen Probanden gibt. Aufsehen erregte eine von Iain Lang und David Melzer in der renommierten Fachzeitschrift JAMA publizierte Arbeit. Die beiden Gesundheitswissenschaftler haben an der University of Exeter and Plymouth rund 700 Frauen und Männer untersucht, die an der amerikanischen Langzeitstudie NHANES teilnahmen. Gemessen wurden die BPA-Abbauprodukte im Urin, die in Relation mit auftretenden Krankheiten gesetzt wurden. Es zeigte sich, dass vor allem jüngere und übergewichtige Menschen mit hohen BPADosen belastet waren. Stärker belastet als andere Studien-Teilnehmer waren Patienten mit Diabetes und Herzkrankheiten. Probanden mit den höchsten BPA-Dosen wiesen ein dreifach höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Für Arthritis, Krebs, Asthma oder erhöhte Blutfettwerte hat sich nach dieser Studie allerdings kein direkter Zusammenhang ergeben. In einer zweiten Arbeitsgruppe wurden die vorherigen Ergebnisse nochmals bestätigt.

BPA stand schon bei früheren Studien im Verdacht, mitverantwortlich für Übergewicht zu sein. Die Wissenschaft hat dafür mehrere Theorien. Zum einen könnte das BPA an den Fettzellen und ihren Vorläufern andocken und das Wachstum der Zellen fördern. Bei Ungeborenen könnte das schon eine Kodierung für die späteren Lebensjahre bedeuten. Es wird aber auch angenommen, dass BPA das Hormon Adiponektin blockiert, welches Entzündungen im Fettgewebe dämmt und dafür sorgt, dass die Zellen gut auf Insulin reagieren. Ein Mangel an Adiponektin könnte zu Insulin-Resistenz führen und Diabetes Typ 2 auslösen sowie Fetteinlagerungen begünstigen. Zudem scheint die Chemikalie die Insulin- Produktion in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zu erhöhen, was auch zur Insulin-Resistenz und einem erhöhten Zuckerspiegel im Blut führt. Aber BPA als Hauptschuldigen für Fettleibigkeit auszumachen, wäre falsch, denn falsche Ernährung und Bewegungsmangel kommen noch dazu. Eine Erklärung, wie BPA Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht, hat der Pharmakologe an der University of Cincinnati Scott Belcher entdeckt. Besonders weibliche Mäuse, die BPA ausgesetzt wurden, zeigten häufig Herzrhythmusstörungen, da die Chemikalie Kalzium aus den zellulären Speichern löste, was unkontrollierte Herzschläge verursacht. Seit der Melzer-Studie wird BPA von Behörden nicht mehr als völlig harmlos für Erwachsene angesehen, „doch ein Beweis ist nicht erbracht“, wie David Melzer selbst bestätigt. Frederick vom Saal und Epigenetiker Randy Jirtle gehen aber kein Risiko ein. Beide essen nichts mehr aus Konservendosen und trinken Getränke aus Glasflaschen. Leider reicht es nicht, sich allein Gedanken um Bisphenol A zu machen.

Viele Wissenschaftler sehen auch bei anderen Stoffen die Gefahr, dass sie hormonähnliche Effekte beim Menschen auslösen. Dazu gehören Phthalate in Arzneimittelkapseln, chemische UV-Filter in Sonnenschutz-Cremes, Tributylzinn in Textil-Aufdrucken, Parabene in Kosmetika und viele weitere Substanzen, mit denen der moderne Mensch tagtäglich zu tun hat. Wie diese Substanzen als Chemie-Cocktail auf den Organismus wirken, ist bislang völlig unerforscht. Ob gar ein Zusammenhang zwischen der Störung des Hormonhaushaltes durch hormonähnliche Substanzen und Zivilisationskrankheiten in Industrienationen, wie steigende Unfruchtbarkeit, häufigere Brust- und Prostatakrebs-Erkrankungen, Verhaltensstörungen bei Kindern, Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht, wird nicht so schnell zu beantworten sein. Es ist schwierig, Schlüsse aus Tierversuchen auf den Menschen zu übertragen. Gezielte Verabreichung von BPA an Probanden ist nicht möglich. Allein das Sammeln von statistischen Daten von BPA-Mengen im Blut und Urin von Menschen kann im Vergleich zu Krankheitsbildern angewandt werden. Wenn nicht völlig klar ist, ob es eine Gefährdung gibt oder nicht, sollte aber zuerst der Sicherheitsgedanke im Vordergrund stehen. Mit gutem Beispiel ist Kanada vorangegangen. Als erste Nation haben die Kanadier im Jahr 2008 BPA als gesundheitsschädlich (hazardous to human health) eingestuft und BPA in Babyflaschen verboten. „Better safe than sorry!“, sagte der kanadische Gesundheitsminister Tony Clement. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile ein BPAVerbot in Babyflaschen, doch um die Aufnahme der Alltags-Chemikalie BPA zu verringern, ist Eigeninitiative gefragt. Völlig entfliehen kann man Bisphenol A jedenfalls nicht, aber zumindest die Belastung reduzieren. 15

 

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