Schimmel, Schaben und Mäusekot – zwischen 2013 und 2016 gab es offensichtlich gravierende Hygienemängel in mehreren bayerischen Großbäckereien. Die belegen jedenfalls Dokumente, die report München, der Süddeutschen Zeitung und der Verbraucherorganisation foodwatch vorliegen. Das schlimmste daran: Verbraucher werden von Behörden nicht informiert oder gewarnt.
Eigentlich sollte nach dem Skandal um Müller-Brot vor fünf Jahren mehr Transparenz geschaffen werden. 2012 führte der Hygieneskandal zum Niedergang der Großbäckerei und drei ehemalige Manager des Unternehmens mussten sich vor Gericht verantworten. Der aktuelle Hygieneskandal bei mehreren Großbäckereien zeichnet ein anderes Bild. Keine Transparenz und die Behörden haben scheinbar versäumt die Öffentlichkeit über die schlechten Zustände zu informieren.
Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch erstritt Unterlagen vor Gericht, die zeigen welche teils unhaltbare hygienische Zustände in acht bayerischen Großbäckereien herrschten. Die nun auch der Süddeutschen Zeitung und dem Bayerischen Rundfunk vorliegenden Berichte wurden von den Behörden nicht veröffentlicht, obwohl sie gesetzlich verpflichtet sind Betriebe zu benennen, bei denen es zu Hygieneverstößen kommt. In einem Bericht heißt es etwa: “Laut Gutachten des LGL vom 04.05.2015 handelt es sich um eine in Mühlengold Klassisch Krusten-Schnitten eigebackene Deutsche Schabe.“ In einem anderen Fall wurde bei Ihle ein “Plastikstreifen, ca. 20 cm lang, vermutlich Klebeband“ in einem Brot entdeckt.
“Lebensmittelkontrollen werden aus Steuergeldern finanziert, der Steuerzahler erfährt aber nicht, was dabei herauskommt“, sagte Foodwatch-Experte Johannes Heeg gegenüber der Süddeutschen Zeitung. “Aus unserer Sicht hat der Verbraucher ein Recht auf die Ergebnisse, damit er dann selbst entscheiden kann, ob er in einem Betrieb weiter einkaufen will oder eben nicht.“
Zwischen 2013 und 2016 gab es bei acht bayerischen Bäckereien bei den Kontrollen Beanstandungen. Bei foodwatch liegen 69 Kontrollen vor, bei denen im Mehl Käfer, Mäusekot und Schaben gefunden wurden. Drei der Großbäckereien hätten wiederholt Probleme mit den Hygienezuständen gehabt.
“Es gab über die Jahre hinweg immer wieder Kontrollen, bei denen die Kontrolleure auf Mäusekot, auf Schaben, auf Käfer im Mehl gestoßen sind, auf Schimmel in den Backstuben, einfach auf sehr schlechte Hygienezustände. Drei der acht Unternehmen hatten wirklich immer wieder Probleme, was die Hygiene angeht, das sind die Bäckerei Ihle, der Bachmeier und der Beck. Das sind drei sehr große Bäckereiunternehmen, wo wirklich auch über die Jahre hinweg immer wieder Kontrollen stattgefunden haben, die Hygienemängel und Verstöße festgestellt haben“, so Johannes Heeg von foodwatch.
Seit dem Müller-Brot Skandal vor fünf Jahren wurde das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) ergänzt worden, um mehr Transparenz zu schaffen. So sollte nach dem neuen Paragraf im LFGB die Öffentlichkeit informiert werden, wenn bei Hygieneverstößen ein Bußgeld von 350 Euro zu erwarten ist oder es wiederholt zu Hygienemängeln kommt. Allerdings greift der neue Paragraf scheinbar nicht. Das liegt daran, dass der Paragraf praktisch nicht angewendet wird, nachdem Unternehmen dagegen geklagt haben. Jetzt wird das Thema vom Bundesverfassungsgericht gelöst werden müssen, denn es ist ein bundesweites Problem.