San Francisco verbannt Plastikflaschen

PET-Flaschen können gesundheitsschädliche Stoffe wie BPA an das Wasser abgeben, sie sind ein globales Müllproblem, verseuchen die Umwelt sowie Meere, bauen sich nur schwer ab und finden sich in Meereslebewesen und Fischen als Kleinstteile, da sie mit Nahrung verwechselt werden. Auch die Produktion und Verwertung durch Verbrennung ist eine umwelttechnische Katastrophe.

Würden die Konsumenten nicht die Nachfrage stellen, würden PET-Flaschen nicht angeboten. Der Markt lebt immer von Angebot und Nachfrage. Es war nur eine Frage der Zeit, bis in der Gesellschaft ein Umdenken stattfindet. San Francisco hat einen Meilenstein in der Umweltpolitik gesetzt und ist Vorbild für die ganze Welt. Die US-Metropole ist weltweit die erste Stadt, die PET-Flaschen aus der Stadt sowie der gesamten Region verbannt. Mit der BYOWB-Politik (Bring Your Own Water Bottle – Bring deine eigene Wasserflasche mit) setzt die Großstadt ein Zeichen.

San Francisco hat ein Verbot des Verkaufs von Plastikflaschen auf öffentlichen Grundstücken und bei städtischen Veranstaltungen ausgesprochen. Das umweltbewusste Denken wird Auswirkungen auf Parks, Festivals, städtische Gebäude, Restaurants, Bars und Straßenverkäufer haben. Das Verbot wird schrittweise umgesetzt: In den nächsten vier Jahren werden alle Flaschen, die 21 Unzen (595,34 Gramm) oder weniger wiegen, nicht mehr verkauft werden dürfen. Die Verordnung begann am 01. Oktober 2014 mit dem Verkauf der Plastik-Flaschen für Innenräume, und ab 2016 gilt das Verbot auch für Außenbereiche wie Festivals und Parks. Einzige Ausnahme sind Outdoor-Sportveranstaltungen wie etwa ein Marathonlauf, wenn es keine alternative Wasserversorgung für die Sportler gibt. „Angesichts der Tatsache, dass die Bürger von San Francisco auf sauberes und preiswertes Wasser aus dem Wasserhahn zugreifen können, müssen wir uns die Abhängigkeit von Einweg-Plastikflaschen abgewöhnen“, so David Chiu, Präsident des Board of Supervisors von San Francisco.

Die Vereinigten Staaten sind weltweiter Spitzenreiter im Konsum von Plastik-Wasserflaschen. Unfassbare 29 Milliarden Flaschen werden jedes Jahr in den USA verbraucht. Für die Herstellung dieser Flaschen sind 17 Millionen Barrel Rohöl nötig. Damit könnte eine Million Autos ein Jahr lang fahren. Das größte Problem ist aber die Verwertung der Plastik-Flaschen. Lediglich 13 Prozent werden recycelt. Es dauert Jahrhunderte, bis ein PET-Flasche biologisch abgebaut wird, und bei der Verbrennung werden giftige Stoffe an die Atmosphäre und Umwelt abgegeben. „Es ist noch nicht lange her, dass unsere Welt nicht nach Kunststoff-Wasserflaschen süchtig gewesen ist. Erst in den 1990er-Jahren erlebte die jetzt 60 Milliarden schwere Kunststoff-Wasserflaschen-Industrie aufgrund von massiven Marketing- und Vertriebskampagnen ein enormes Wachstum“, erklärt David Chiu.

Die Industrie ist wenig begeistert und rechnet mit großen finanziellen Einbußen allein in San Francisco. Würde das Modell Schule machen und in andere Städte überschwappen, steht ein Milliardenmarkt unter Druck. Aber unter dem Aspekt des Umweltschutzes ist dies eine positive Entwicklung. Die American Beverage Association (US-Getränkeverband) erklärte gegenüber dem Examiner, dass es sich bei diesem Vorhaben „um nichts anderes als eine Lösung für ein erfundenes Problem handelt“. Die Stadt hätte gute Recyclinganlagen, also sei ein Verbot von Plastikflaschen unnötig. Die American Beverage Association sieht ihre Felle davonschwimmen. Vor dem globalen Umweltproblem, das die Plastikflaschen verursachen, verschließt sie die Augen. Für die Plastikflaschen-Industrie sind die Umweltschützer nichts weiter als Öko-Terroristen, und den Kampf gegen sie führen sie mit Marketing-Strategien. Mit ganzseitigen Anzeigen bewirbt die Industrie Wasser als „kalorienfrei“ und macht darauf aufmerksam, dass Wasser in Plastikflaschen bei Katastrophen wie Erdbeben und Hurrikans Menschen in Not geholfen hat.

Insgesamt ist San Francisco führend in der amerikanischen Umweltpolitik und dem Klimaschutz. Zu den unter anderem auf die grünen Initiativen zurückführenden Erfolgen zählen die Förderung umweltfreundlicher Transportmittel, eine nachhaltige Wirtschaft, Recycling von Abfällen, Bio-Produkte oder die seit 2007 aus den Lebensmittelläden und Supermärkten verbannten Plastiktüten. Die Bürger und Unternehmen ziehen mit. Die Hälfte der Berufspendler nutzt öffentliche Verkehrsmittel, viele Hotels trennen Müll, verzichten auf Chlor, verwenden stattdessen Bio-Produkte und entwickeln Programme zur Energieeinsparung.

In anderen US-Metropolen ist es nicht die Politik, die einen Wandel bewirkt, sondern es sind die Edelrestaurants. Wasser in Flaschen war zuvor ein Megatrend und sexy, durfte auch gerne neun Dollar und mehr kosten. Genau wie beim Wein gab es Wasser-Sommeliers, welche die Gäste bei der Wahl des klaren Tropfens berieten. Marken wie San Pellegrino, Evian oder Fiji Natural Artesian Water waren ein Lifestyle-Accessoire in den Straßen von New York, Los Angeles, Chicago oder San Francisco.

Doch mit der neuen Öko-Welle in den USA verändert sich alles, und in Flaschen abgefülltes Wasser ist unsexy und out. Der neue Zeitgeist bringt die Edelrestaurants und Bewohner in Kalifornien und New York zurück zum Leitungswasser. Im „ChezPanisse“ in Berkeley gibt es seit vergangenem Jahr kein Flaschenwasser mehr. „Es ist nicht sinnvoll, in Italien Energie und Rohstoffe zu verbrauchen, um Wasser abzufüllen und es nach Kalifornien zu schicken“, argumentiert Mike Kossa-Rienzi, Geschäftsführer des „ChezPanisse“. Seitdem gibt es nur noch Leitungswasser in Karaffen. Genauso sieht es Joseph Bastianich, Miteigentümer von „Del Posto“ in Manhattan. „Wir wollen unser Restaurant verantwortungsbewusster und nachhaltiger betreiben. Wasser in Flaschen ist lächerlich“, so Joseph Bastianich.

Neben dem Bürgermeister von San Francisco, der die Verwendung von städtischen Mitteln für den Kauf von Flaschenwasser untersagte, schließen sich auch die Bürgermeister von New York, Salt Lake City und Minneapolis dem neuen Umwelttrend an. Rocky Anderson, Bürgermeister von Salt Lake City, bezeichnet Flaschenwasser gar als „gigantischen Marketingbetrug“. Die Gründe für die neuen Trendsetter sind einleuchtend. Es ist eine Umweltkatastrophe, Wasser in aufwendig hergestellte Plastikflaschen zu füllen, über Tausende von Kilometern zu transportieren, unnötig CO2 sowie Müllberge von Plastik zu produzieren. Das Vorzeigeprodukt für den Irrsinn ist das Fiji Natural Artesian Water: in der Karibik abgefüllt, mit Containerschiffen knapp 9.000 Seemeilen nach Los Angeles gebracht und dann mit LKW überall in den USA verfrachtet. Neben Nestlé sind Coca Cola und Pepsi dick im Wassergeschäft und reagieren auf den öffentlichen Druck. Die Marken Aquafina (Pepsi) und Dasani (Coca Cola) deklarieren auf ihren Etiketten den Ursprung ihres Wassers. Nun steht da „Public Water Source“, was „öffentliche Wasserquelle“ bzw. so viel bedeutet wie „Leitungswasser“. Mit einem qualitativ hochwertigen Molekularfiltersystem ist man selbst bei Qualitätsunterschieden des Leitungswassers auf der richtigen Seite und kann sein Trinkwasser in einer Mehrwegflasche abfüllen. Wozu die Umweltkatastrophe Flaschenwasser aus PET konsumieren, wenn es auch einfach anders geht. San Francicsco macht´s vor.

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